Die Taubenfreunde Künzelsau e.V. hatten uns im April 2023 kontaktiert und um Unterstützung gebeten, da der örtliche Taubenschlag geschlossen werden sollte. Grund dafür war, dass es niemanden mehr gab, der den Schlag ausreichend eigenständig betreuen konnte. Auch hat der Verein zu wenig Mitglieder, um selbst eine Minijobstelle finanzieren zu können. Tierarzt- und Futterkosten sind bei den 300 bis 400 Stadttauben, welche den Schlag akzeptiert haben, natürlich bereits entsprechend hoch. Leider haben die Taubenschützer*innen im Ort keinen Kontakt zum Bürgermeister herstellen können, weshalb wir um Hilfe gebeten wurden. Wir hatten daraufhin einen Austausch mit dem Bürgermeister, welcher auf unseren Brief antwortete und sich mit dem Taubenverein Künzelsau in Verbindung setzte.
Wir danken allen Parteien, dass hier eine gute Lösung gefunden wurde und nun zwei Minijobstellen geschaffen wurden, damit der Taubenschlag erhalten bleibt.
Im Grunde ist dies ein Interesse aller Seiten, da so Tierleid vermieden wird und geführte Taubenschläge die einzig nachhaltige Lösung bieten, um Taubenpopulationen langfristig zu reduzieren. Wir gratulieren und danken der Stadt Künzelsau als auch den Taubenfreunden Künzelsau e.V. zu diesem wichtigen Schritt.
Die Taubenfreunde Künzelsau betreiben über Facebook auch interessante Aufklärung über Stadttauben und Taubenschläge. Außerdem gibt es Aufrufe, wenn zum Beispiel Wasserkanister für die Tauben benötigt werden etc. (Facebookseite der Taubenfreunde Künzelsau). Die Stadtverwaltung hatte den Taubenschlag mit Hilfe der Taubenfreunde Künzelsau von einer Zimmerei anfertigen lassen.
Meist erfolgt die Betreuung von Taubenschlägen von ehrenamtilichen Tierschützer*innen. Es ist daher ein besonders großer Erfolg, dass der Taubenschlag in Künzelsau durch die Erschaffung zweier Minijobstellen erhalten bleiben kann und die Stadt diese Stellen finanziert. Wir hoffen, dass das Signalwirkung für andere Städte hat. Denn letztlich ist der Arbeitsdienst in einem Taubenschlag ein Einsatz, der allen Bewohner*innen einer Stadt dient und das Leid der Stadttauben erheblich mindert.
Laut des verlinkten Gutachtens der Berliner Tierschutzbeauftragten (hier herunterladen), tragen Städte eine Fürsorgepflicht für die Stadttauben. Herr Rechtsanwalt Dr. Eisenhart von Loeper beleuchtet in seiner Ausarbeitung „Effektivität des Tierschutzrechts: Tierschutzrechtskonforme Taubenhäuser, kommunale Fütterungsverbote und Nothilfe für Tiere“ auch die rechtliche Seite dieser tierschutzkonformen Taubenhäuser und Nothilfe für Tiere (z. B. Punkt 3: Kommt es durch das Aushungern-Lassen zugleich zum Hungertod der Tiere, wird die Tötung durch unterlassene Hilfe ohne „vernünftigen Grund“ begangen, strafbar nach § 17 Nr. 1 TierSchG).
Die heutigen Stadttauben sind die Nachfahren von einst ausgesetzten Haustieren. Diese Tiere sind nicht in der Lage sich selbst zu versorgen, da der Mensch sie in seine Abhängigkeit züchtete. Da Tauben das ihnen vom Menschen angezüchtete Verhalten nicht ändern können, stehen wir in der Verantwortung, ihnen zu helfen.
Ein Taubenschlag ist langfristig günstiger als die Reinigungskosten für Gebäude und ggf. eine Installation von Abwehrmaßnahmen durch entsprechende Firmen, welche das ,,Problem“ nie langfristig lösen, sondern nur verlagern.
Taubenschläge, die in den Innenstädten in ausreichender Anzahl errichtet werden müssen, sind die einzig nachhaltige Lösung. Den Tauben stehen darin artgerechtes Futter und Wasser sowie geeignete Brutplätze zur Verfügung. Durch den Austausch der Taubeneier mit Gipseiern erfolgt eine tierschutzgerechte und nachhaltige Kontrolle der Population.
Die bevorzugte Nahrung von Tauben besteht hauptsächlich aus Körnern und Samen, die in den Städten kaum vorhanden sind. Somit haben die Tauben keine Möglichkeit, in Städten an artgerechtes Futter zu gelangen. Sie sind darauf angewiesen, sämtliche Essensreste (Abfälle) der Menschen zu fressen. Dies führt auch zu einer vermehrten Kotabsetzung. Würden die Tiere artgerecht gefüttert werden, könnte auch hier eine Verbesserung erreicht werden. 80 % der Zeit bleiben Stadttauben im Taubenschlag, samt den Ausscheidungen.