Fische

Fische leben schon seit mehr als 400 Millionen Jahren auf der Erde. Die ersten Landwirbeltiere stammen von Fischen ab, sie sind also in gewisser Hinsicht unsere Ururgroßeltern. Aber wir gehen nicht zimperlich mit unseren schuppigen Vorfahren um, denn jedes Jahr werden mehr Fische zur menschlichen Ernährung getötet als all die anderen Milliarden Tiere (Kühe, Schweine, Hühner, u.v.a.) zusammen genommen.

Kommerzieller Fischfang

Fische werden zu Tausenden in teils fußballfeldgroßen Netzen gefangen und zusammengequetscht. Aufgrund des Druckunterschieds zwischen Wasser und Land kommt es vor, dass ihre Schwimmblase platzt, ihre Augen aus den Höhlen quellen und der Magen aus dem Mund gepresst wird.

An Bord des Schiffes ersticken Fische oftmals langsam und qualvoll. Viele Tiere sind aber auch noch bei Bewusstsein, wenn sie aufgeschnitten und „ausgenommen“ werden. Laut Tierschutzschlachtverordnung müssen Fische vor dem Schlachten betäubt werden. Sie dürfen nicht lebend außerhalb des Wassers gelagert werden. Doch auf großen Fischerbooten gelten diese Vorschriften nicht, da es nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich wäre, eine Betäubung durchzuführen.

Kommerzieller Fischfang

Fische werden zu Tausenden in teils fußballfeldgroßen Netzen gefangen und zusammengequetscht. Aufgrund des Druckunterschieds zwischen Wasser und Land kommt es vor, dass ihre Schwimmblase platzt, ihre Augen aus den Höhlen quellen und der Magen aus dem Mund gepresst wird.

An Bord des Schiffes ersticken Fische oftmals langsam und qualvoll. Viele Tiere sind aber auch noch bei Bewusstsein, wenn sie aufgeschnitten und „ausgenommen“ werden. Laut Tierschutzschlachtverordnung müssen Fische vor dem Schlachten betäubt werden. Sie dürfen nicht lebend außerhalb des Wassers gelagert werden. Doch auf großen Fischerbooten gelten diese Vorschriften nicht, da es nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich wäre, eine Betäubung durchzuführen.

Erschreckende Zahlen

Ø Anzahl der wild gefangenen Fische pro Jahr: 1.5 Milliarden ¹

Ø Anzahl der in der Aquakultur geschlachteten Fische pro Jahr: 109 Milliarden ²

Ø Anzahl der Fische aus denen Fischmehl und -öl hergestellt wird: 780 Milliarden ³

Insgesamt sind dies durchschnittlich 2.300 Milliarden von Menschenhand getötete Fische pro Jahr! Zum Vergleich: Circa 75 Milliarden Landwirbeltiere wurden im Jahr 2017 weltweit geschlachtet. ⁴

  • Aquakultur

    Heute stammen beinahe so viele Fische aus der Massentierhaltung unter Wasser wie aus Wildfang (5). Wie bei jeder Intensivtierhaltung gibt es auch hier immense Probleme: Weil Fische auf engstem Raum zusammengepfercht sind, breiten sich Krankheiten und Parasiten rasend schnell aus. 10 - 20 % der Forellen auf sogenannten Aquafarmen sterben aufgrund der hohen Besatzdichte, durch Verstümmelungen und Krankheiten. Die Hälfte leidet an Herzmuskelentzündung und rund 90 % haben eine Fettdepotablagerung am Herz. (6) Fischläuse beißen den Fischen ganze Fleischstücke aus Kopf und Körper. Sie dringen durch die Netze auch nach außen und dezimieren Wildfischbestände. Nur durch den Einsatz hoher Dosen von Antibiotika und anderer Chemikalien können Krankheiten und Parasiten eingedämmt werden. In Norwegen wird zusätzlich Diflubenzuron ins Wasser gegeben. Der Einsatz dieses Insektizids ist auf EU-Farmen verboten und es ist mit dem Warnhinweis „sehr giftig für Meeresorganismen, mit unerwünschten Langzeitnebenwirkungen“ versehen. (6) Die Fischzucht vermindert das Problem der Überfischung der Weltmeere außerdem nicht: Viele Fischarten werden in der Aquakultur mit Fischmehl gefüttert; das wiederum wird aus wild gefangenen Fischen hergestellt. Für die Produktion von einem 1 kg „Zuchtfisch" werden 3 - 4 kg „Wildfisch" benötigt, d. h. die erhoffte Entspannung für die Populationen in den Meeren bleibt aus.

  • Angeln und Fischkonsum – ein kritischer Blick hinter die Kulissen

    Jährlich werden weltweit Millionen Fische aus ihren natürlichen Lebensräumen geholt – aus Seen, Flüssen und Meeren. Häufig bedeutet das für die Tiere einen qualvollen Tod. Sobald sie am Haken hängen und aus dem Wasser gezogen werden, kämpfen sie vergeblich um Luft. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Fische Schmerz empfinden – sie reagieren auf Verletzungen mit deutlich erkennbaren Verhaltensweisen, ähnlich wie andere Wirbeltiere.

    Doch nicht nur das Wohl der Fische steht auf dem Spiel. Der Verzehr von Fischfleisch birgt Risiken für die menschliche Gesundheit. Durch Umweltverschmutzung gelangen Schadstoffe wie Quecksilber und Dioxine in die Fische und reichern sich dort an. Diese Stoffe können in hoher Konzentration gesundheitsschädlich sein, und einige Wissenschaftler*innen schätzen, dass das Risiko durch Schadstoffe den gesundheitlichen Nutzen übersteigen könnte.

    Auch die Zuchtfischerei scheint keine nachhaltige Alternative zu sein. Für die Aufzucht von einem Kilo Zuchtfisch werden etwa drei bis vier Kilo Wildfisch als Futter benötigt. So verschärft die Fischzucht sogar das Problem der Überfischung, statt es zu lösen.
    Angeln und Fischkonsum: Eine Tradition, die neu überdacht werden sollte.

  • Angeln

    Millionen Fische werden jedes Jahr weltweit aus Seen, Flüssen und Meeren geholt. In eine Falle gelockt, werden sie am Haken aufgespießt und in die Luft gezogen, wo sie mit ihren Kiemen nicht atmen können. Bestenfalls erhalten sie dann einen Schlag auf den Kopf bevor man sie aufschneidet, aber oftmals ersticken sie langsam und qualvoll oder werden noch lebend aufgeschnitten und ausgenommen. Der Verzehr von Fisch ist nicht gesund Da sich krebserregende Stoffe wie Quecksilber, PCB und Dioxine im Fischfleisch anreichern können, vermuten Wissenschaftler*innen, dass das gesundheitliche Risiko beim Fischverzehr höher ist als der eventuelle Gewinn durch die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren. (6) Fische fühlen Schmerz Fische sind Wirbeltiere mit einem Gehirn, einem zentralen Nervensystem und zahlreichen Schmerzrezeptoren. Internationale Studien beweisen, dass Fische Schmerzen empfinden. Das britische Biolog*innenteam Sneddon, Braithwaite und Gentle demonstrierte beispielsweise in einer Studie, dass Regenbogenforellen typische Schmerzreaktionen zeigen, wenn ihnen Bienengift oder Essigsäure in die Lippen gespritzt wird. Die Fische machten ruckhafte Zuckungen und rieben die Lippen am Kies des Fischtanks – vermutlich in dem Versuch, den Schmerz zu stillen. Auch begannen sie viel später wieder zu essen als Fische, denen nur Salzwasser gespritzt worden war. Damit seien alle Kriterien für ein typisches Schmerzverhalten bei Fischen erfüllt, sagt Sneddon. Besonders sensibel reagieren die Schmerzrezeptoren der Forellen aber auf Verletzungen, wie sie beim Einsatz von Angelhaken vorkommen: Diesbezüglich seien Fische etwa so empfindlich wie Säugetiere an den Augen, sagt die Biologin. (7) Obwohl wir Fische nicht schreien hören, weil sie im Niederfrequenzbereich kommunizieren, sollte ihr Verhalten Beweis genug für ihr Leid sein, wenn sie mit dem Haken aufgespießt oder im Netz gefangen werden. Sie zappeln, sie versuchen zu fliehen und sie kämpfen um ihr Leben. Wären wir ein Fisch – wir würden genauso reagieren. Nur durch den Einsatz hoher Dosen von Antibiotika und anderer Chemikalien können Krankheiten und Parasiten eingedämmt werden. In Norwegen wird zusätzlich Diflubenzuron ins Wasser gegeben. Der Einsatz dieses Insektizids ist auf EU-Farmen verboten und es ist mit dem Warnhinweis „sehr giftig für Meeresorganismen, mit unerwünschten Langzeitnebenwirkungen“ versehen. (6) Die Fischzucht vermindert das Problem der Überfischung der Weltmeere außerdem nicht: Viele Fischarten werden in der Aquakultur mit Fischmehl gefüttert; das wiederum wird aus wild gefangenen Fischen hergestellt. Für die Produktion von einem 1 kg „Zuchtfisch" werden 3 - 4 kg „Wildfisch" benötigt, d. h. die erhoffte Entspannung für die Populationen in den Meeren bleibt aus.

Fische sind intelligent

In Labyrinth-Versuchen finden einige Goldfisch-Arten den Ausgang dreimal schneller als Mäuse (8). Fische gehören auch zu den wenigen Tiergruppen, die Werkzeuge benutzen. Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts stellen die kognitiven Fähigkeiten von Fischen auf eine Stufe mit denen von manchen Primaten.

Fische sind faszinierende Tiere

Es gibt Fische, die mit einer Art Lunge atmen und andere, die auf Bäume klettern. Bei den Seepferdchen trägt der Mann die Eier mit sich herum, bis die Jungen schlüpfen. Buntbarsche nehmen ihre Jungen bei Gefahr in den Mund und männliche Clownfische können sich bei Bedarf in Weibchen verwandeln. Muränen und Zackenbarsche gehen gemeinsam auf die Jagd. Dabei gehen sie äußerst solidarisch und sehr strategisch vor.

Wir müssen keine Fische essen, um zu überleben. Doch wenn wir so weiter machen, riskieren wir leergefischte und artenarme Meere.

Quellenangaben

(1) Laut Schätzungen von Fishcount.org.uk wurden von 2007 bis 2016 weltweit jedes Jahr zwischen 790 Milliarden und 2.300 Milliarden (Mittelwert 1.500 Milliarden) wild lebende Fische aus Ozeanen und Seen gefangen. [zuletzt aufgerufen am 25.03.2021]

(2) Laut Schätzungen von Fishcount.org.uk wurden 2017 weltweit zwischen 51 und 167 Milliarden (Mittelwert 109 Milliarden) Fische aus der Aquakultur geschlachtet. [zuletzt aufgerufen am 25.03.2021]

(3) Laut Schätzungen von Fishcount.org.uk wurden von 2007 bis 2016 weltweit jedes Jahr zwischen 460 Milliarden und 1.100 Milliarden (Mittelwert 780 Milliarden) Fische aus den Gewässern gefangen, um daraus Fischöl und Fischmehl, überwiegend zur Fütterung der Zuchtfische in Aquakultur, herzustellen. [zuletzt aufgerufen am 25.03.2021]

(4) Iuiviet – Wie viele Tiere werden weltweit pro Jahr geschlachtet? (Die dort aufgeführten Zahlen basieren auf der FAOSTAT-Datenbank) [zuletzt aufgerufen am 25.03.2021]

(5) FAO – The state of world fisheries and aquaculture [zuletzt aufgerufen am 25.03.2021]

(6) Rue89 Le Mensuel N°17 Février Mars 2012. Le Saumon toxique.

(7) Sneddon, Lynne U. (2019): Evolution of nociception and pain: evidence from fish models. In: Philosophical Transactions of the Royal Society B. London: The Royal Society

Sneddon, Lynne U. (2003): The Evidence for Pain in Fish: The Use of Morphine as an Analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162.

(8) LSciences et Avenir, Le génie des animaux, Mars / April 2015, S. 3

Förderung betreuter Taubenschläge nach dem ,,Augsburger Modell" in Baden-Württemberg

Unsere Städte in Baden-Württemberg sind überfüllt mit hunderttausenden von Stadttauben, Teile der Bevölkerung fühlen sich belästigt, aber die betroffenen Kommunen und Vereine haben nicht die nötigen Mittel und ein nachhaltiges und erfolgreiches Taubenmanagement mit betreuten Tabenschlägen nach dem Augsburger Modell zu praktizieren. Mit Hilfe einer Förderung durch das Land Baden-Württemberg könnte dieses große Problem gelöst werden. 

In regelmäßigen Abständen erreichen unseren Verein Bitten von Bürger*innen, sie bei der Umsetzung eines tierschutz-adäquaten Stadttaubenmanagements zu unterstützen. Einerseits sehen viele Gemeinden die Stadttaubensituation als Störfaktor, andererseits gibt es wenig Bereitschaft, da die Mittel fehlen, sich der Situation angemessen anzunehmen.

Dabei ist die einzige wirksame und tierschutzgerechte sowie auch tierschutzrechtlich akzeptable Methode, um Taubenpopulationen auf Dauer zu verkleinern bzw. auf einer überschaubaren Zahl zu halten die Einrichtung betreuter Taubenschläge nach dem Augsburger Modell an geeigneten Plätzen, an denen die Tiere mit artgerechtem Futter sowie Wasser versorgt und an den Ort gebunden werden (1). Dadurch nimmt die Präsenz der Futterschwärme in der Stadt ab. In den Taubenschlägen können unkompliziert die Eier gegen Gipsatrappen getauscht werden und es kann somit die Taubenpopulationkontrolliert werden indem sie zunächst verringert und dann auf einem akzeptablen Niveau gehalten wird. 

Die bevorzugte Nahrung von (Stadt-)Tauben besteht hauptsächlich aus Körnern und Samen, die in den Städten kaum vorhanden sind. Stadttauben können Ähren nicht entspelzen, was verhindert, dass sie – wie landläufig fälschlicher Weise angenommen wird – zum “Feldern” ins Umland fliegen und wie Wildvögel auf Wiesen und auf Feldern Nahrung aufnehmen können. Somit haben die Tauben keine Möglichkeit, in Städten an artgerechtes Futter zu gelangen. Sie sind darauf angewiesen, sämtliche Abfälle der Menschen zu essen, die sie auffinden können. Dies führt auch zu einem vermehrten Absatz des flüssigen Hungerkots, in dessen Folge es zu einer vermehrten Verschmutzung der Innenstädte kommt, von der sich Teile der Bevölkerung belästigt fühlen. Werden die Tiere artgerecht gefüttert, kann diesbezüglich eine Verbesserung erreicht werden. Zudem fördern hohe Populationsdichten von Stadttauben das Auftreten von Taubenspezifischen Infektionskrankheiten– die zwar für den Menschen kein erhöhtes Infektionsrisiko darstellen, die Tiere jedoch schwächen und zu erheblichen Leiden bis hin zum Verenden führen können.

In vielen Kommunen existieren ordnungsrechtliche Fütterungsverbote, die nur bei vorhandenem Stadttaubenmanagement rechtskonform sind.

In betreuten Taubenschlägen bekommen die Tiere ausreichend artgerechtes Futter, zudem können sie dort Paare bilden und brüten. Ihre Eier werden gegen Attrappen aus Gips ausgetauscht, sodass die Tiere weiter an ihr Nest gebunden bleiben, aber keine Küken aufziehen werden.

Einem Gutachten (Arleth C., Hübel J.: Rechtsgutachten Stadttaubenschutz.) zufolge handelt es sich bei Stadttaubenum Fundtiere (2). Die heutigen Stadttauben sind die Nachfahren von einst ausgesetzten Haustieren. Diese Tiere sind nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen, da der Mensch sie im Laufe der Domestizierung über Jahrtausende in seine Abhängigkeit züchtete. Daher haben Kommunen die Pflicht zur Lösung dieser dauerhaften menschengemachten tierschutzrechtlichen Herausforderung.

Trotzdem sind es meistens Privatpersonen, die die Kosten für die Anschaffung eines Taubenschlages (bspw. ein Bauwagen, Container o.ä.) und das Futter tragen. 

Beispielsweise stellt die Landestierschutzbeauftragte von Berlin, Frau Dr. Kathrin Hermann, zu diesem Zweck Gelder aus dem Berliner Haushalt zur Verfügung. Dieses kann von den Bezirken für den Bau von Pilot-Taubenschlägen abgerufen werden. Um die Mittel zielgerichtet einsetzen zu können, sollten folgende drei Anforderungen erfüllt sein:

1. EIn geeigneter Standort; 

2. die Sicherstellung der Betreuung des Taubenschlages; 

3. ein(e) Ansprechpartner*in innerhalb der Bezirksverwaltung.

 

Die Errichtung betreuter Taubenschlägen an geeigneten Standorten nach dem Augsburger Modell, in denen Tauben artgerechtes Futter angeboten und Eier durch Attrappen ausgetauscht werden, ist die einzig tierschutzgerechte und zu gleich die erfolgversprechendste und nachhaltigste Möglichkeit, die Stadttaubenpopulation deutlich zu verringern,  Tierleid zu vermeiden und die Kosten der Städte im Hinblick auf Reinigungs- und Vergrämungsmaßnahmen deutlich zu senken. Auch werden die Bürger*innen stark entlastet – die Bürgerbeschwerden entfallen. Der Bau von betreuten Taubenschlägen nach dem Augsburger Modell wird auch vom Tierschutzbeirat des Landes Niedersachsen beschrieben: Empfehlungen zur tierschutzgerechten Bestandskontrolle der Stadttaubenpopulation. Überarbeitete Fassung von 2019 (4), und wurde auch in den – mittlerweile veralteten – Empfehlungen des Landestierschutzbeirats Baden-Württemberg zur Regulierung der Taubenpopulation in Städten, herausgegeben vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg im Jahr 2005, beschrieben.

 

Kosten für 1 Taubenschlag ca. 500 Tauben
Bau Taubenschlag inclusive Innenausstattung ca. 25.000,- €

Betreuungs- und Versorgungskosten jährlich ca. 15.000,- €

Bisher sind keine Fördermittel für gemeinnützige Taubenvereine und Kommunen im Haushalt des Landes vorgesehen. 

Zukünftig sollten, wie seit 2022 auch im Land Niedersachsen, Haushaltsmittel für die Errichtung und die Unterhaltung betreuter Taubenschläge bereitgestellt werden, die eingetragene Tierschutzorganisationen und Gemeinden in Baden-Württemberg unterstützen.

Wir, die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieser Petition, bitten Sie als zuständigen Minsister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz daher um Förderung dieser wichtigen Maßnahme zur Eindämmung der Taubenpopulationen in den Kommunen. 

Wir ersuchen dabei um die Förderung des Baus von betreuten Taubenschlägen nach dem Ausburger Modell, der Einrichtung von betreuten Futterplätzen für die noch nicht an einen Schlag gebundenen “noch-obdachlosen” Tauben oder für Areale, in denen ein Bedarf herrscht, jedoch Taubenschläge aufgrund örtlicher Gegebenheiten nicht einrichtbar sind, sowie die Übernahme der laufenden Kosten für die Betreibung, einschließlich der Pflege, ggf. tiermedizinischen Versorgung und des artgerechten Futters in den Taubenschlägen ebenso wie an den betreuten Futterplätzen.

Zudem fordern wir eine Verpflichtung aller Kommunen mit höherer Stadttaubendichte zur Errichtung von Taubenschlägen – bedarfsweise in Verbindung mit betreuten Futterplätzen – zur Populationskontrolle und Fütterung der Tiere, um das Leid der Tiere zu vermindern, öffentliche Kosten zu senken, Bürgerbeschwerden abzuwenden, und letztlich damit eine großflächige Populationskontrolle in Baden-Württemberg zu erreichen.

Diese Maßnahmen der Bestandskontrolle, artgerechten Fütterung sowie Unterbringung der Tauben gem. dem Augsburger Modell würden dazu beitragen, den “ethischen Tierschutz” in Baden-Württemberg zu verwirklichen. Dieser erlangte bereits vor über 20 Jahren mit Zweidrittelmehrheiten des Bundesrates und des Bundetags Verfassungsrang durch die Implementierung des “Staatsziels Tierschutz” in Artikel 20a Grundgesetz im Jahre 2002. Gemäß amtlicher Begründung des Bundestags trägt dies „dem Gebot eines sittlich verantworteten Umgangs des Menschen mit dem Tier Rechnung“ (5). „Daraus folgt die Verpflichtung, Tiere in ihrer Mitgeschöpflichkeit zu achten und ihnen vermeidbare Leiden zu ersparen.“ Die Staatszielbestimmung ruft insbesondere die Legislative und Exekutive dazu auf, die Belange und den Schutz der Tiere zu verwirklichen. Es geht beim Staatsziel Tierschutz um nicht weniger, als den Schutz der Tiere vor nicht artgemäßer Haltung, vermeidbaren Leiden, Zerstörung ihrer Lebensräume und ihrer Achtung als unsere Mitgeschöpfe.

Ein auch für andere Bundesländer wegweisender Umgang mit den Stadttauben entsprechend den Vorgaben des Tierschutzgesetzes (einschlägig sind hier die Paragraphen 1, 2 und 17), sowie des ethischen Tierschutzes in Umsetzung der Staatszielbestimmung wäre zeitgemäß und Baden-Württemberg soll hier eine Vorreiterrolle einehmen und vorbildhaft für andere Bundesländer den ethischen Tierschutz verwirklichen.

 

Anhang

Definition Stadttauben

Sog. Stadttauben (Columba livia forma domestica) sind Nachkommen von Haustauben wie Brief-, Hochzeits- oder sonstige Zuchttauben, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr zu ihrem ursprünglichen Taubenschlag zurückgefunden und sich einer Stadttaubenpopulation angeschlossen haben. 
Tauben wurden früher als Nutztiere gehalten (als Fleisch-, Eier- und Düngerlieferanten oder als sog. Brieftauben zur Übermittlung von Nachrichten), als sie dann nicht mehr gebraucht wurden, wurden viele Taubenschläge geschlossen. Es handelt sich bei den Stadttauben somit nicht um Wildtiere, sondern um obdachlose Haustiere. Sie wurden über Jahrtausende vom Menschen domestiziert. Diese Domestikation ist nicht mehr umkehrbar(vgl. Rechtsgutachten von Dr. jur. Christian Arleth/Dr. med. vet. Jens Hübel, (2))

Augsburger Modell

99 % der Städte mit Taubenmanagement in Deutschland entscheiden sich für das nachgewiesen erfolgreiche Augsburger Modell. Die Erfolgskontrolle erfolgt durch Zählung derausgetauschten Eier in einem Schlag, dem Sinken der Reinigungskosten auf privatem und öffentlichem Gelände und dem Ausbleiben von Beschwerden der Bürger und Gewerbetreibenden (Einzelhandel, Bäckereien, Gastronomen). Dies ist mit Abstand die erfolgreichste, effektivste, nachhaltigste, tierschutzkonformste und kostengünstigste Lösung für die Kommunen. 

Die Umsetzung des Konzepts basiert auf wissenschaftlichen Veröffentlichungen und praktischen Erfahrungen von vielen verschiedenen Kommunen und wird als alleiniges Konzept vom zuständigen Ministerium in Baden-Württemberg empfohlen. 

Ziel des Augsburger Models ist die Reduktion der Population durch Eiaustausch. Sobald die Tauben – nach einer Phase des schrittweisen „Hineinlotsens“ der Tiere in den Taubenschlag – im Schlag angesiedelt sind, verbringen sie 80 % des Tages im Schlag und setzen somit den Hauptteil des Kotes im Schlag ab, der einfach und hygienisch entfernt werden kann. Die Tauben müssen nicht zur Nahrungssuche auf die Straßen und in die Fußgängerzonen. Die Fußgänger und die Gastronomie werden nicht mehr belästigt und die Reinigung der umliegenden Häuser und Straßen von Taubenkot entfällt.

Vorteile Taubenschlag, nach dem Augsburger Modell:

  • Durch den Eiertausch im Schlag wird eine Vermehrung der Tauben verhindert, die Population nimmt ab;
  • Tauben befinden sich 80 % des Tages im Schlag. Der Kot bleibt im Schlag und kann mühelos entfernt werden;
  • Tauben sitzen nur noch selten und vereinzelt auf den Dächern und Balkonen, sie sind auf öffentlichen Flächen, Märkten und den Außenflächen der Gastronomiebetriebe nicht mehr Nahrungs-suchend anzutreffen.
  • Das Leid der Tiere wird vermindert und deren Gesundheit und Wohlbefinden verbessert. (Vgl. dazu den Grundsatz des Tierschutzgesetzes in § 1 Satz 1: „Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. […]”)

 

Quellen

(1) Weyrather, A. (2021, Hrsg. Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.: Grundlagen für ein effizientes, tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement in deutschen (Groß)Städten. Eine Handreichung für die Praxis; https://www.tierrechte.de/wp-content/uploads/2021/09/2021-HB-Stadttaubenmanagement_web.pdf

(2) Arleth C., Hübel J. (2021): Rechtsgutachten Stadttaubenschutz. Hrsg.: Tierschutzbeauftragte des Landes Berlin. Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskiminierung ,Hier kostenlos herunterladen.

(3) Landestierschutzbeauftragte Berlin: Bau von Pilot-Taubenschlägen in Berliner Bezirken, https://www.berlin.de/lb/tierschutz/tauben/artikel.1290446.php

(4) Tierschutzbeirat des Landes Niedersachsen: Empfehlungen zur tierschutzgerechten Bestandskontrolle der Stadttaubenpopulation. Überarbeitete Fassung von 2019. https://www.ml.niedersachsen.de/startseite/service/publikationen_downloads/tiergesundheit-tierschutz-5295.html

 (5) Bundestags-Drucksache14/8860 vom 23.04.2002 https://dserver.bundestag.de/btd/14/088/1408860.pdf

 

Für die fachliche Unterstützung bei der Ausarbeitung dieser Petition bedanken wir uns bei:

Dr. Norbert Alzmann, Biologe und Bioethiker

Antje Konz, Inhaberin der Firma VitaGood

Dr. Julia Stubenbord, Landestierschutzbeauftragte Baden-Württemberg