Jagd
Wie viele Tiere werden in Deutschland jährlich durch die Jagd getötet?
In Deutschland werden jährlich mehr als vier Millionen Wildtiere durch die Jagd getötet. Diese Zahl umfasst eine Vielzahl von Arten, darunter mehr als eine Million Rehe sowie mehrere Hunderttausend Wildschweine, Füchse, Waschbären, Wildtauben, Enten, Gänse und Feldhasen.
Dunkelziffer: Unbekannte Zahl durch illegale Jagd und Wilderei
Neben den offiziellen Zahlen gibt es jedoch eine erhebliche Dunkelziffer, die durch illegale Aktivitäten wie Wilderei verursacht wird. Schätzungen des Landesjagdverbands Baden-Württemberg deuten darauf hin, dass die Dunkelziffer hoch ist. Wilderer greifen häufig zu illegalen Waffen oder verbotenen Fallen, was nicht nur zu unrechtmäßigen Abschüssen führt, sondern auch zu weiterem Tierleid. Durch diese kriminellen Praktiken ist die genaue Zahl der getöteten Tiere schwer zu ermitteln.
Tötung von Haustieren
Ein weiteres beunruhigendes Thema ist der Abschuss von Haustieren durch Jäger. Schätzungen zufolge werden jährlich zehntausende Katzen sowie über 100 Hunde durch Jäger erschossen oder in Fallen gefangen und getötet. In Deutschland besteht keine Meldepflicht für den Abschuss von Tieren wie Katzen und Hunden, was bedeutet, dass die tatsächliche Zahl der getöteten Tiere wahrscheinlich weitaus höher ist, als sie auf offiziellen Statistiken erscheint. Nur fünf Bundesländer führen verpflichtenden Zahlen für die Abschüsse von Haustieren. Zwischen 2007 und 2022 wurden allein in den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Saarland etwa 160.000 Katzen und knapp 900 Hunde durch Jagdaktivitäten getötet.
Indirekte Todesursachen durch die Jagd
Ein weiterer Faktor, der die Zahl der jährlich durch die Jagd getöteten Tiere weiter in die Höhe treibt, sind die indirekten Todesursachen. Dazu gehören Tiere, die bei der Jagd verletzt, aber nicht sofort getötet werden, oder solche, die durch Bleivergiftungen nach dem Einsatz von Bleischrot sterben. Diese indirekten Todesfälle sind schwer zu erfassen, aber Schätzungen zufolge könnten dadurch jährlich zusätzlich Millionen von Tieren sterben.
Fazit: Eine hohe Zahl an Opfern
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Deutschland jedes Jahr durch die Jagd und illegale Wilderei mehr als neun Millionen Tiere ihr Leben verlieren. Diese Zahl umfasst sowohl offiziell erfasste Abschüsse als auch indirekte Todesursachen und schätzt die Dunkelziffer durch Wilderei mit ein, sowie die Abschüsse von Hunden und Katzen. Die Jagd hat nicht nur Auswirkungen auf Wildtierpopulationen, sondern verursacht auch viel Tierleid, sowohl durch die direkten als auch indirekten Folgen der Jagd.

Reportage und Podcast zur Jagd
Eine gelungene ca. 30-minütige Reportage zum Thema Jagd finden Sie in der ZDF-Mediathek: ZDF-Dokumentation ‚Jäger in der Falle‘ (planet e).
Zudem empfehlen wir unser Radiointerview mit Wüste Welle zum Thema Drückjagd: Hier geht es zu unserem Interview.
- Bejagte Tierarten
- Jagdmethoden
- Jagdfreie Gebiete
- Jagdlust
- Vögel
- Wölfe
Welche Arten genau bejagt werden dürfen, unterscheidet sich nach Länderrecht. Nachfolgend einige Tiere, die eigentlich in allen Bundesländern gejagt werden dürfen.
Haarwild (Säugetiere):
Hierzu zählen eine Vielzahl von Wildtieren, die in den Wäldern und Feldern leben:
Rehe
Hirsche
Wildschweine
Füchse
Hasen
Kaninchen
Dachse
Marder
Federwild (Vögel):
Auch Vögel sind immer wieder Ziel der Jagd, darunter:
Enten
Fasane
Wildgänse
Tauben
Krähen
Schwäne
Hunde: Jäger dürfen Hunde, die Wildtiere hetzen oder jagen erschießen.
Katzen: In vielen Bundesländern wird es Jägern gestattet, Katzen zu töten, wenn sie eine „Gefährdung des Wildbestandes“ darstellen – häufig, wenn sie sich mehr als 200 bis 300 Meter von einem Gebäude entfernen.
Jagdmethoden: Grausame Praktiken
Die Jagd wird oft als notwendig oder traditionell gerechtfertigt, doch viele Methoden verursachen erhebliches Tierleid. Besonders umstritten sind Treibjagd, Baujagd und Fallenjagd – Praktiken, die Wildtiere extremem Stress und oft einem grausamen Tod aussetzen.
Treibjagd: Panik und Leid für Wildtiere
Bei der Treibjagd werden Tiere gezielt aufgescheucht und in Richtung wartender Schützen getrieben. Diese Methode setzt die Tiere unter enorme Angst, da sie fluchtartig vor der Bedrohung fliehen müssen. Dabei kommt es oft vor, dass Tiere nicht sofort getötet, sondern verletzt werden und qualvoll verenden. Besonders bei groß angelegten Drückjagden gibt es oft Hunderte Teilnehmer. Die Jägerschaft behauptet, diese Jagdform sei „schonend“, da das Wild langsam und ruhig in die Arme der Schützen getrieben werde. Doch die Realität sieht anders aus: Sobald die ersten Schüsse fallen, herrscht Panik unter den Tieren. Sie fliehen kopflos – nicht nur in Richtung der Jäger, sondern auch auf Straßen, was das Risiko für Wildunfälle drastisch erhöht. Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben bis zu zwei Drittel der Wildtiere nicht sofort. Sie flüchten schwer verletzt mit zerschossenen Knochen, heraushängenden Innereien oder Bauchschüssen und sterben einen langsamen, qualvollen Tod. Die sogenannte Nachsuche, also die Verfolgung angeschossener Tiere, beginnt erst nach Ende der Jagd – oft zu spät, um noch alle leidenden Tiere zu erlösen.
Grausame Konsequenzen für Wildtiere
Eine Untersuchung zeigt: Beim Rehwild wiesen etwa 30 % der männlichen und 60 % der weiblichen Tiere Bauchschüsse auf. Ein klares Zeichen für die Unkontrollierbarkeit dieser Jagdmethode. Selbst wenn ein Tier getötet wird, bedeutet das nicht, dass es verwertbar ist. Wildtiervermarkter berichten, dass bei zehn geschossenen Rehen oft nur 20 kg Fleisch verwertbar sind – der Rest ist durch Schüsse zerstört oder durch den hohen Austritt von Stresshormonen verdorben.
Besonders tragisch: Jungtiere verlieren durch Drückjagden häufig ihre Eltern, da Muttertiere im dichten Fellgewirr nicht immer eindeutig erkennbar sind. Diese Jungtiere sind anschließend auf sich allein gestellt, verhungern oder fallen Raubtieren zum Opfer.
Schlussfolgerung: Eine grausame Tradition ohne Notwendigkeit
Die Behauptung, Treib- und Drückjagden seien eine „schonende“ Art der Jagd, ist eine Lüge. Die Zahlen zeigen deutlich, dass diese Jagdform mit enormem Tierleid verbunden ist. Und dennoch wird sie weiterhin praktiziert – aus Tradition, nicht aus Notwendigkeit. In einer modernen Gesellschaft, die sich für den Schutz von Tieren einsetzt, sollte es dringend Zeit sein, solche grausamen Methoden zu überdenken.
Ein Interview von uns mit Radio Wüste Welle zum Thema Drückjagd können Sie sich hier anhören: https://www.wueste-welle.de/sendung/view/id/50/tab/weblog/article/83871/Morgen_Gefahr_durch_Treibjagd-.html
Baujagd: Jagd in der letzten Zuflucht
Die Baujagd richtet sich gegen Tiere, die Schutz in ihren Höhlen oder Bauten suchen, wie Füchse oder Dachse. Jagdhunde werden in die Bauten geschickt, um die Tiere herauszutreiben – ein brutaler Eingriff in ihren letzten Zufluchtsort. Die Tiere werden extremem Stress ausgesetzt, können sich schwer verletzen oder panisch versuchen zu fliehen, was oft tödlich endet.
Fallenjagd: Schmerz und unkontrolliertes Töten
Fallenjagden sind besonders grausam, da sie Wildtiere in Vorrichtungen einfangen, die nicht immer einen sofortigen Tod herbeiführen. In Lebendfallen gefangene Tiere erleiden stundenlangen Stress, bevor sie getötet werden. Zudem besteht die Gefahr, dass nicht nur Zieltiere, sondern auch andere Wildtiere oder Haustiere versehentlich gefangen werden.
Ausbildung der Jagdhunde an lebenden Tieren
Bei der sogenannten „Baujagd-Ausbildung“ werden Füchse in künstlichen Bauen gehalten, damit Jagdhunde sie aufspüren und angreifen können. Diese Füchse leben oft in engen Schiefenanlagen, in denen sie keinerlei Möglichkeit haben, ihrem Schicksal zu entkommen. Sie sind dem ständigen Stress ausgesetzt, von Hunden attackiert zu werden, was zu schweren Verletzungen und anhaltendem Leiden führt.
Auch die Ausbildung an Wildschweinen ist besonders grausam: Die Tiere werden in Gehegen gehalten, wo sie von Hunden attackiert und in Panik versetzt werden. Ziel ist es, die Hunde abzuhärten und sie auf den Einsatz in der Jagd vorzubereiten. Diese Methoden verursachen enormen Stress, Angst und oft schwere Verletzungen bei den gehetzten Wildtieren – all das, ohne dass sie eine Chance auf Flucht haben.
Zusätzlich werden Enten für die Jagdhundeausbildung flugunfähig gemacht, indem ihnen Federn gestutzt oder entfernt werden. Dies zwingt sie dazu, als leichte Beute für die Jagdhunde zu dienen, was zu einem grausamen und qualvollen Training führt. Sie sind völlig wehrlos und können sich ihrer Gefangenschaft nicht entziehen.
Nationalpark-Effekt
Infolge der ständigen Bedrohung durch Jäger entwickelten Wildtiere eine unnatürlich große Scheu vor dem Menschen. Die Jagd verhindert damit in großem Maßstab, Tiere in ihrem ursprünglichen Lebensraum hautnah zu erfahren. Wo nicht mehr gejagt wird, zeigt sich dagegen der weltweit zu beobachtende „Nationalpark-Effekt“. Selbst über lange Zeit bejagte Tiere verlieren in relativ kurzer Zeit ihre Furcht vor Menschen und ihre Tagesrhythmik ändert sich von Nachtaktivität hin zu Tagesaktivität. Die positive Folge: Wildlebende Tiere, die der Spaziergänger in bejagten Gebieten nie oder nur mit großem Glück zu sehen bekommt, werden wieder sichtbar und damit erlebbar.
Dieser Effekt ist in Deutschland nur in geringem Umfang feststellbar, da im Gegensatz zu anderen Ländern ‒ außer in kleineren jagdfreien Zonen ‒ auch in den Nationalparks gejagt wird. Am deutlichsten wird die ursprünglich fehlende Scheu von Wildtieren gegenüber Menschen in Gebieten, in denen aus kulturellen Gründen über lange Zeit nicht gejagt wurde.
Die Passion des Jägers
In Deutschland gibt es derzeit rund 435.930 Jägerinnen und Jäger – ein Anstieg von 36 Prozent in den letzten drei Jahrzehnten. Die meisten Jagdscheininhaber stammen aus Nordrhein-Westfalen (96.863), Bayern (75.000) und Niedersachsen (60.000). Betrachtet man die Jägerdichte im Verhältnis zur Bevölkerung, führt Mecklenburg-Vorpommern mit 10 Jägern pro 1.000 Einwohner die Rangliste an, gefolgt von Schleswig-Holstein (8) und Niedersachsen (7).
Hobby- vs. Berufsjäger
Die Jagd wird in Deutschland überwiegend als Hobby betrieben. Zwar gibt es auch Berufsjäger, doch ihre Anzahl ist vergleichsweise gering. Eine genaue Aufteilung zwischen Hobby- und Berufsjägern existiert nicht, da beide Gruppen in den Statistiken gemeinsam erfasst werden.
Dennoch kann man davon ausgehen, dass die große Mehrheit der über 436.000 Jäger in Deutschland als Freizeitjäger aktiv ist.
Niemand wird zum Jagen gezwungen. Dennoch nehmen Jäger erhebliche Kosten und Mühen in Kauf, um Wildtieren aufzulauern und sie zu töten. Was treibt sie dazu? Als Begründung werden in der Regel zweck-rationale Argumente, wie etwa der Schutz der Artenvielfalt, intensives Naturerleben und die Beschaffung von hochwertigem Fleisch vorgebracht. Bei näherer Betrachtung erweisen sich die angeführten Motive jedoch als wenig schlüssig. Denn weder intensive Naturerfahrung oder praktizierter Artenschutz noch der Erwerb naturbelassener Nahrungsmittel setzen die Jagdausübung als notwendige Bedingung voraus.
Jäger beschreiben die Jagd gewöhnlich als intensive Leidenschaft, als „Kick“, der ihnen im gewöhnlichen Alltagsleben versagt bleibt. Ein junger Jäger drückt es so aus: „Wenn ich die Wahl habe, mit meinen Hunden zu jagen oder dem Ruf einer schönen Frau zu folgen, weiß ich, wofür ich mich entscheide.“ Dem Jagdbedürfnis müssen also mächtige emotionale Antriebskräfte zugrunde liegen, deren Wurzeln nicht nur Außenstehenden, sondern auch Jägern selbst oftmals verborgen bleibt.
Auf der Suche nach möglichen Erklärungen für das Bedürfnis, Wildtiere zu töten, lohnt sich ein Blick in die einschlägige Jagdliteratur. Hier finden sich diverse theoretische Ansätze, die Licht auf die oft unbewussten Motive der Jäger werfen.
→ Jetzt den ganzen Beitrag lesen
In Europa werden jedes Jahr über 200 Millionen Wildvögel durch Jagd getötet. Während der Vogelmord in Mittelmeerländern wie Italien und Malta seit langem bekannt ist, wurden die höchsten Opferzahlen in Frankreich und Großbritannien ermittelt; Deutschland liegt innerhalb der EU auf Platz 6.
Von den rund 500 in Europa brütenden oder rastenden Vogelarten dürfen nach den Vorschriften der Europäischen Vogelschutzrichtlinie 82 Arten offiziell bejagt werden. Wie viele Tiere die Jäger jedes Jahr tatsächlich töten, war bisher unbekannt, weil in der EU keine einheitliche Erfassung der Abschusszahlen erfolgt. Der Aktionsgemeinschaft Komitee gegen den Vogelmord e.V. gelang es im Jahr 2005 durch eine intensive Literatur- und Internetrecherche, Daten zu rund 81,5% aller für eine Übersicht notwendigen Einzelstrecken von Arten zusammenzutragen und auszuwerten. Diese internationalen Tötungszahlen sind im Internet veröffentlicht unter www.komitee.de.
Laut EU-Gesetz ist der Wolf geschützt und darf zum Schutz von landwirtschaftlich genutzten Tieren nur gejagt werden, wenn alle möglichen Maßnahmen zum Schutz der vom Menschen genutzten Tiere erfolglos getroffen wurden. Eine generelle Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht ist damit ein Verstoß gegen EU-Gesetz, denn diese Voraussetzung kann nur im Einzelfall geprüft werden. Dennoch wird diese Forderung immer wieder gestellt und auch von einigen Politiker:innen unterstützt.
- Regulation der Tierpopulation
- Schutz der Bäume
- Fuchsbandwurm und Tollwut
- Jagdlust
- Vögel
- Wölfe
Die Jagd reguliert nicht die Tierpopulationen – sie stört das natürliche Gleichgewicht
Die Jagd wird oft als eine Maßnahme angeführt, um die Tierpopulationen zu regulieren und so ein „natürliches Gleichgewicht“ in der Wildtierwelt zu bewahren. Doch diese Annahme ist problematisch, da sie die biologischen Zusammenhänge und die Auswirkungen menschlicher Eingriffe auf die Natur ignoriert. Tatsächlich führt die Jagd häufig zu unvorhersehbaren Veränderungen in den Populationen, die in vielen Fällen das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken.
Künstlich hohe Reproduktionsraten durch Störung der Rudelstrukturen
Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür sind Wildschweine. Wird die Jagd auf diese Tiere ausgeweitet, werden häufig die sozialen Strukturen, insbesondere die Rudel, gestört. Dies hat zur Folge, dass sich die Fortpflanzungsraten der Wildschweine erhöhen. Wenn die Rudel auseinandergerissen werden und es zu einer größeren Verfügbarkeit von Nahrungsressourcen kommt, steigt die Fortpflanzung der Tiere. Dieses Phänomen basiert auf einem biologischen Grundprinzip: Wo ausreichend Nahrung und Lebensraum vorhanden ist, steigt die Fortpflanzungsrate.
Veränderte Lebensbedingungen durch den Menschen
Während Mais 1960 mit etwa 56.000 Hektar noch eine Nischenkultur war, entwickelte er sich zur zweitwichtigsten Kultur nach Weizen. Mais wurde im Jahr 2021 auf 2,65 Millionen Hektar angebaut (Weizen ca. 2,86 Millionen Hektar). In Deutschland dient Mais nahezu ausschließlich als Tierfutter oder als Substrat für die Erzeugung von Strom in Biogasanlagen. Maissilage wird zur Rinderfütterung genutzt. Körnermais wird geerntet und für die Geflügel- und Schweinefütterung genutzt.
Steigen die Anbauflächen für Mais also stetig, verwundert es auch nicht, wenn Populationen an Wildtieren steigen, die diesen Mais als Nahrungsquelle bevorzugen. Die Anbaufläche für Mais und Raps ist seit 2001 um 60 Prozent gestiegen. Beide Feldfrüchte werden von Wildschweinen geliebt und hauptsächlich für die Massentierhaltung angebaut. Regionales Futter, geschlossene Kreislaufwirtschaft oder wie auch immer man das in geschönter Form nennen möchte.
Parallel zu diesem breiten Nahrungsangebot, welches wir vielen Wildtierarten in Deutschland vorsetzen, verringern wir auch zunehmend ihren Lebensraum. 99,4% der Natur in Deutschland sind vom Menschen manipuliert. Echte Natur für all die anderen Arten gibt es also nur noch auf 0,6% der Fläche. Konflikte sind bei einer derart massiven Ausbreitung unserer eigenen Interessen kaum vermeidbar. Und schaut man sich an, wer unsere Erde am meisten besiedelt, schließt sich der Kreis wieder bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Diese Erde ist mittlerweile stark bevölkert von landwirtschaftlich genutzten Tieren. Es gibt sie mehr als Wildtiere und mehr als uns Menschen. Um es genau zu sagen, es gibt 10-mal so viele landwirtschaftlich genutzte Tiere auf dieser Welt, wie es Menschen gibt. Unser Hunger auf Tierprodukte hat diese Welt im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Welt der Tierausbeutung werden lassen. 77 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche werden genutzt, um landwirtschaftlich genutzte Tiere aufzuziehen und zu füttern. Und dabei fressen eben auch die Wildtiere mit. Ihre Population wächst, parallel werden sie stark bejagt und aus ihrem schrumpfenden Lebensraum verdrängt.
Ständige Eingriffe durch Jagd stören das Gleichgewicht
Das kontinuierliche Eingreifen des Menschen in Wildtierpopulationen durch Jagd zerstört langfristig das natürliche Gleichgewicht. Ständig wird in Populationen eingegriffen, was dazu führt, dass sich die Tiere nicht auf natürliche Weise an die Umwelt anpassen können. Auch die ständige Jagd hat psychologische Auswirkungen auf die Tiere, die ihre Verhaltensweisen verändern, ihre Fortpflanzung beeinflussen und das gesamte Ökosystem stören kann.
Humanere und effektivere Maßnahmen
Anstatt auf die Jagd zu setzen, gibt es andere, humanere und effektivere Methoden, um mit Wildtierpopulationen umzugehen. Habitatmanagement und Geburtenkontrolle bieten nachhaltige Alternativen. Beim Habitatmanagement werden die Lebensräume der Tiere so gestaltet, dass sie ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können, ohne dass ihre Populationen außer Kontrolle geraten. Gleichzeitig sorgt eine kontrollierte Geburtenkontrolle dafür, dass die Tiere auf humane Weise in ihrer Fortpflanzung reguliert werden, ohne dass es zu unnötigen Tieropfern kommt.
Fazit
Die Jagd mag auf den ersten Blick wie eine Lösung erscheinen, um Tierpopulationen zu regulieren, doch sie führt in der Praxis oft zu mehr Problemen, als sie löst. Die künstliche Manipulation von Fortpflanzungsraten und die Veränderung der Lebensräume durch den Menschen führen dazu, dass das natürliche Gleichgewicht immer weiter aus den Fugen gerät. Statt auf die Jagd zu setzen, sollten wir als Gesellschaft auf nachhaltige und humane Methoden wie Habitatmanagement und Geburtenkontrolle zurückgreifen, um die Wildtierpopulationen langfristig in Einklang mit der Natur zu bringen.
In vielen Diskussionen über den Schutz von Wäldern wird immer wieder die Rolle der Jäger betont: Sie würden den Wald vor Schäden durch Rehe und Hirsche bewahren. Doch diese Perspektive übersieht die tiefere Ursache der Probleme und führt zu einer unreflektierten Jagdpolitik, die nicht nur moralische Bedenken aufwirft, sondern auch keine nachhaltige Lösung bietet.
Die wirtschaftliche Nutzung der Wälder und die Gefahr von Monokulturen
Heute werden viele Wälder vor allem wirtschaftlich genutzt. Monokulturen wie Fichten- oder Kiefernwälder prägen das Bild der Forstwirtschaft und unterscheiden sich deutlich von den ursprünglichen, natürlichen Wäldern. Diese aus ökonomischen Interessen heraus geschaffenen Wälder sind besonders anfällig für Schäden. Sei es durch Wildverbiss, Schädlinge oder die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels wie Stürme und Trockenheit – die ökologischen Schäden sind sichtbar und die Widerstandskraft der Wälder gering. Ein natürlicher Mischwald, der eine Vielzahl von Baumarten und Tieren beherbergt, würde diesen Belastungen weitaus besser standhalten und gleichzeitig ein gesünderes, stabileres Ökosystem fördern.
Wenn wir den Wald nicht nur als wirtschaftliche Ressource, sondern als Lebensraum begreifen, müssen wir bereit sein, langfristige Lösungen zu suchen. Die Koexistenz von Mensch, Tier und Natur muss neu definiert werden – auf Grundlage eines gesunden, natürlichen Gleichgewichts.
Der Weg zu einer nachhaltigen Lösung
Es ist an der Zeit, die Ursachen des Problems anzugehen und nicht nur die Symptome zu bekämpfen. Die Jagd auf Wildtiere ist eine Symptombehandlung, die nichts an den tief verwurzelten Problemen der Zerstörung von Lebensräumen und der wirtschaftlichen Ausbeutung der Natur ändert. Um die Wälder zu schützen und zu regenerieren, braucht es langfristige Strategien, die über den Einsatz von Jagdwaffen hinausgehen.
Der Schutz von Wäldern erfordert eine Rückkehr zu naturnahen, vielfältigen Mischwäldern, die eine größere Widerstandskraft gegen Klimaveränderungen und Schädlinge aufweisen. Der Mensch sollte dabei nicht als Eindringling, sondern als verantwortungsbewusster Verwalter von Ökosystemen agieren, der in Zusammenarbeit mit der Natur und nicht gegen sie arbeitet.
Tollwut – Ausgerottet durch Impfaktionen
In Deutschland wurde die Tollwut durch intensive Impfprogramme erfolgreich ausgerottet. Seit den 1990er Jahren setzt man auf die orale Impfung von Füchsen, die durch spezielle Impfköder verabreicht wird. Dieses Vorgehen hat zu einem dramatischen Rückgang der Tollwutfälle geführt, sodass inzwischen keine aktiven Tollwutfälle mehr zu verzeichnen sind, die auf Wildtiere wie Füchse zurückzuführen sind. Die Impfung von Füchsen hat sich als äußerst effektiv erwiesen, und Tollwut gilt heute als kontrolliert.
Doch was bedeutet das für die Jagd? Eine oft diskutierte Maßnahme zur Bekämpfung von Tollwut war die Jagd auf Füchse. Dabei muss man klar sagen: Die Jagd war nicht der ausschlaggebende Faktor für die erfolgreiche Eindämmung der Tollwut in Deutschland. Vielmehr hat die flächendeckende Impfung der Füchse durch Impfköder das Problem gelöst. Die Jagd ist heute nicht mehr notwendig, um Tollwut zu bekämpfen.
Fuchsbandwurm: Seltene Infektionen, einfach vermeidbar
Ein weiteres Thema, das häufig mit Füchsen in Verbindung gebracht wird, ist der Fuchsbandwurm. Der Parasit kann durch den Kot von Füchsen auf den Menschen übertragen werden, wobei die Infektionsrate insgesamt sehr niedrig ist. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) gibt es in Deutschland nur eine handvoll dokumentierter Fälle pro Jahr, und in vielen dieser Fälle war der Kontakt mit dem Parasit nur indirekt. Die Gefahr einer Infektion ist also überschaubar – und vor allem durch einfache Hygienemaßnahmen gut vermeidbar.
Wichtige Präventionsmaßnahmen:
Hygiene: Eine der wichtigsten Maßnahmen, um sich vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm zu schützen, ist regelmäßiges Händewaschen, besonders nach einem Aufenthalt in der Natur oder dem Kontakt mit Tieren.
Vermeidung von Kontakt mit Wildtierkot: Der Fuchsbandwurm wird über die Eier im Kot von Wildtieren übertragen. Deshalb sollte man den Kontakt mit Fuchs-Kot, aber auch mit Kot anderer Wildtiere, möglichst vermeiden.
Behandlung von Haustieren: Auch Haustiere können den Fuchsbandwurm übertragen, wenn sie mit infiziertem Wildtierkot in Kontakt kommen. Regelmäßige Entwurmungen von Haustieren helfen, das Risiko einer Übertragung zu verringern.
Obwohl Füchse häufig als Hauptträger des Fuchsbandwurms genannt werden, sind sie nicht die einzigen Tiere, die den Parasit übertragen können. Auch Marder, Hunde oder andere Tiere können als Zwischenwirte fungieren. Eine Reduktion der Fuchspopulation würde also nicht zwangsläufig zu einer signifikanten Verringerung des Fuchsbandwurms führen. Vielmehr sind präventive Maßnahmen wie Aufklärung und konsequente Hygiene viel effektiver.
Alternative: Entwurmung von Füchsen
Eine vielversprechende Alternative zur Jagd ist die Behandlung von Füchsen mit Entwurmungsmitteln. In einigen Regionen wird diese Methode bereits erfolgreich eingesetzt. Die flächendeckende Ausbringung von Ködern, die Entwurmungsmittel enthalten, ermöglicht es, eine große Anzahl von Füchsen gleichzeitig zu behandeln und die Infektionsrate zu senken. Solche Programme werden in Ländern wie Frankreich und der Schweiz bereits erfolgreich durchgeführt.
Da der Fuchsbandwurm nur eine geringe Überlebenschance außerhalb seines Wirts hat, hilft die regelmäßige Entwurmung der Füchse, die Zahl der infizierten Tiere langfristig zu reduzieren. Diese Methode könnte, wenn sie konsequent und flächendeckend angewendet wird, den Parasit effektiv in Schach halten.
Die Passion des Jägers
In Deutschland gibt es derzeit rund 435.930 Jägerinnen und Jäger – ein Anstieg von 36 Prozent in den letzten drei Jahrzehnten. Die meisten Jagdscheininhaber stammen aus Nordrhein-Westfalen (96.863), Bayern (75.000) und Niedersachsen (60.000). Betrachtet man die Jägerdichte im Verhältnis zur Bevölkerung, führt Mecklenburg-Vorpommern mit 10 Jägern pro 1.000 Einwohner die Rangliste an, gefolgt von Schleswig-Holstein (8) und Niedersachsen (7).
Hobby- vs. Berufsjäger
Die Jagd wird in Deutschland überwiegend als Hobby betrieben. Zwar gibt es auch Berufsjäger, doch ihre Anzahl ist vergleichsweise gering. Eine genaue Aufteilung zwischen Hobby- und Berufsjägern existiert nicht, da beide Gruppen in den Statistiken gemeinsam erfasst werden.
Dennoch kann man davon ausgehen, dass die große Mehrheit der über 436.000 Jäger in Deutschland als Freizeitjäger aktiv ist.
Niemand wird zum Jagen gezwungen. Dennoch nehmen Jäger erhebliche Kosten und Mühen in Kauf, um Wildtieren aufzulauern und sie zu töten. Was treibt sie dazu? Als Begründung werden in der Regel zweck-rationale Argumente, wie etwa der Schutz der Artenvielfalt, intensives Naturerleben und die Beschaffung von hochwertigem Fleisch vorgebracht. Bei näherer Betrachtung erweisen sich die angeführten Motive jedoch als wenig schlüssig. Denn weder intensive Naturerfahrung oder praktizierter Artenschutz noch der Erwerb naturbelassener Nahrungsmittel setzen die Jagdausübung als notwendige Bedingung voraus.
Jäger beschreiben die Jagd gewöhnlich als intensive Leidenschaft, als „Kick“, der ihnen im gewöhnlichen Alltagsleben versagt bleibt. Ein junger Jäger drückt es so aus: „Wenn ich die Wahl habe, mit meinen Hunden zu jagen oder dem Ruf einer schönen Frau zu folgen, weiß ich, wofür ich mich entscheide.“ Dem Jagdbedürfnis müssen also mächtige emotionale Antriebskräfte zugrunde liegen, deren Wurzeln nicht nur Außenstehenden, sondern auch Jägern selbst oftmals verborgen bleibt.
Auf der Suche nach möglichen Erklärungen für das Bedürfnis, Wildtiere zu töten, lohnt sich ein Blick in die einschlägige Jagdliteratur. Hier finden sich diverse theoretische Ansätze, die Licht auf die oft unbewussten Motive der Jäger werfen.
→ Jetzt den ganzen Beitrag lesen
In Europa werden jedes Jahr über 200 Millionen Wildvögel durch Jagd getötet. Während der Vogelmord in Mittelmeerländern wie Italien und Malta seit langem bekannt ist, wurden die höchsten Opferzahlen in Frankreich und Großbritannien ermittelt; Deutschland liegt innerhalb der EU auf Platz 6.
Von den rund 500 in Europa brütenden oder rastenden Vogelarten dürfen nach den Vorschriften der Europäischen Vogelschutzrichtlinie 82 Arten offiziell bejagt werden. Wie viele Tiere die Jäger jedes Jahr tatsächlich töten, war bisher unbekannt, weil in der EU keine einheitliche Erfassung der Abschusszahlen erfolgt. Der Aktionsgemeinschaft Komitee gegen den Vogelmord e.V. gelang es im Jahr 2005 durch eine intensive Literatur- und Internetrecherche, Daten zu rund 81,5% aller für eine Übersicht notwendigen Einzelstrecken von Arten zusammenzutragen und auszuwerten. Diese internationalen Tötungszahlen sind im Internet veröffentlicht unter www.komitee.de.
Laut EU-Gesetz ist der Wolf geschützt und darf zum Schutz von landwirtschaftlich genutzten Tieren nur gejagt werden, wenn alle möglichen Maßnahmen zum Schutz der vom Menschen genutzten Tiere erfolglos getroffen wurden. Eine generelle Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht ist damit ein Verstoß gegen EU-Gesetz, denn diese Voraussetzung kann nur im Einzelfall geprüft werden. Dennoch wird diese Forderung immer wieder gestellt und auch von einigen Politiker:innen unterstützt.
Jagdgefahr für Menschen
Tödliche Unfälle mit Jagdwaffen sind zwar selten, doch es gibt sie. Laut Statistiken gab es in den letzten 21 Jahren in Deutschland durchschnittlich drei tödliche Unfälle pro Jahr, bei denen Jagdwaffen im Spiel waren. Zwar war der Anteil der unbeteiligten Personen – wie Spaziergänger oder Autofahrer – daran mit 0,2 Fällen pro Jahr gering, doch die Zahlen werfen die Frage auf: Wie sicher sind wir, wenn wir uns in der Nähe von Jagdgebieten aufhalten?
Beispiele aus der Praxis: Jagdunfälle und ihre Folgen
Die Initiative zur Abschaffung der Jagd führt jedes Jahr eine detaillierte Datenbank über Jagdunfälle und stellt diese öffentlich zur Verfügung. Wer sich für die genauen Fälle interessiert, kann dort eine Vielzahl von Dokumentationen einsehen. Als Beispiel für Januar 2025 zeigt sich, wie gefährlich die Jagd auch für unbeteiligte Menschen sein kann:
Drückjagd in Eiserfey (Eifel): Ein am Dorfrand geparktes Auto wurde während einer Drückjagd von einer Kugel getroffen. Es sind solche unglücklichen Szenarien, die zeigen, wie schnell es zu gefährlichen Vorfällen kommen kann – selbst ohne dass Menschen direkt beteiligt sind.
Gesellschaftsjagd in Ruchow (Mecklenburg-Vorpommern): Ein tragischer Vorfall ereignete sich, als ein 48-jähriger Jäger auf einem Hochsitz von einem Schuss seines Jagdkollegen im Hals getroffen wurde. Er verstarb an den schweren Verletzungen. Ein solcher Unfall zeigt, wie gefährlich das Schießen mit Jagdwaffen in der Nähe von anderen Menschen sein kann – und das in einem kontrollierten Rahmen unter Jägern.
Jagdunfall auf der A2 (zwischen Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh): Ein Kleintransporter wurde von einem Jagdgeschoss getroffen und beschädigt. Auch hier sieht man, dass das Risiko von Schüssen, die ihr Ziel verfehlen oder abprallen, nicht nur den Jägern selbst gefährlich werden können, sondern auch den Menschen, die sich im Alltag auf Straßen und Autobahnen bewegen.
Weitere Gefahren durch die Jagd
Die Gefahren, die von Jagdaktivitäten ausgehen, sind vielfältig und betreffen nicht nur direkte Unfälle mit Jagdwaffen. Auch Querschläger stellen eine ernsthafte Gefahr dar. Schüsse, die abprallen oder das Ziel verfehlen, können im schlimmsten Fall auf Wanderer oder Spaziergänger treffen, vor allem in Gebieten, die von Wanderwegen durchzogen sind.
Ein weiteres Risiko besteht in der Fehlidentifikation. Auch wenn es selten vorkommt, können Jäger Menschen mit Wild verwechseln – besonders in Gebieten, in denen keine klaren Kennzeichnungen wie Signalfarben getragen werden. Dies erhöht das Risiko, dass Menschen versehentlich für Wildtiere gehalten und unter Beschuss geraten.
Verletzte oder angeschossene Tiere, die sich aus der Jagd flüchten, können ebenfalls gefährlich werden. Panisch fliehendes Wild kann auf Wanderwegen oder in der Nähe von Straßen plötzlich auftauchen, was das Risiko von Wildunfällen erheblich steigert.
Drückjagden und das Risiko von Wildunfällen
Besonders gefährlich wird es bei Drückjagden. Bei dieser Jagdmethode werden Tiere in Bewegung gesetzt und aufgescheucht, was sie zu unkontrollierten Fluchten zwingt. Diese Fluchtreaktionen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere plötzlich Straßen überqueren – und damit die Gefahr von Wildunfällen. Zahlreiche Berichte aus der Praxis deuten darauf hin, dass die Zahl solcher Unfälle während Drückjagden ansteigt. Leider fehlen bislang umfassende statistische Erhebungen zu diesem Zusammenhang.