Wie weist man ein Schmerzempfinden bei Tieren nach?
Wenn man einen lebenden Krebs oder Hummer in kochendes Wasser wirft und das Tier anfängt verzweifelt zu zappeln, ist das dann nur ein Reflex oder ein Zeichen von Schmerz? Wir sind der festen Überzeugung, dass das Tier Schmerz empfindet, aber Wissenschaftler und Köche streiten sich seit Jahren. Wie die Zeitschrift „Science“ berichtete, definierten Wissenschaftler bereits im Jahr 2014, dass man ein Tier als schmerzempfindlich bezeichnen kann, wenn es unter anderem sein Verhalten dahingehend ändert, dass es versucht, weitere Schmerzen zu meiden, zum Beispiel durch erhöhte Vorsicht. Auch physiologische Veränderungen, wie eine erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen, kann ein Schmerzempfinden nachweisen.
Studie zeigt: Krebstiere empfinden Schmerz
Im November 2015 wurde eine Studie veröffentlicht, die das Schmerzempfinden laut der oben beschriebenen Kriterien bei Krebstieren belegt. Britische Wissenschaftler sammelten 40 europäische Strandkrabben (Carcinus maenas) in Nordirland. Zwanzig Tiere erhielten zwei Minuten lang alle 10 Sekunden kurze Stromschläge in das rechte und linke Bein. Die anderen 20 Tiere wurden verschont. 16 der elektrogeschockten Strandkrabben fingen an, in ihrer Box herumzulaufen, 4 versuchten herauszukommen. Keines der Tiere aus der Kontrollgruppe versuchte, aus der Box herauszuklettern, aber 14 liefen herum, 6 bewegten sich überhaupt nicht. Es gab jedoch einen großen physiologischen Unterschied zwischen den 16 herumlaufenden Krabben, die Elektroschocks erhalten hatten, und den 14 Kontrollläufern: Bei der ersten Gruppe war der Milchsäurespiegel in der Hämolymphe, eine Flüssigkeit, die dem Blut bei Wirbeltieren analog ist, fast dreimal so hoch, wie bei den Kontrollläufern – und somit zeigten sie ein klares Zeichen von Stress. Folglich wiesen die Krabben die von Wissenschaftlern definierten Anzeichen für Schmerzempfindlichkeit auf.
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Studie zeigt: Krebstiere empfinden Angst
Wissenschaftler aus Bordeaux haben 2014 in einer Studie nachgewiesen, dass auch Krebstiere menschenähnliche Angst vor Schmerzen empfinden. Dies war der erstmalige Nachweis von „Angst“ bei einem wirbellosen Tier.
Während der Untersuchung erhielten Flusskrebse 30 Minuten lang wiederholt leichte Elektroschocks. Anschließend wurden sie in ein Unterwasserlabyrinth mit hellen und dunklen Zonen gesetzt. Die Flusskrebse versteckten sich in den dunklen Zonen und mieden die hellen Gänge für etwa eine Stunde.[nbsp] Die Tiere aus der Kontrollgruppe erkundeten hingegen munter auch die hellen Gänge. Bei den elektrogeschockten Tieren wurde auch ein erhöhter Serotoninspiegel im Gehirn nachgewiesen. Nach der Gabe von Beruhigungsmitteln (Benzodiazepine), mit der auch Angstbeschwerden bei Menschen behandelt werden, beruhigten sich die Tiere wieder und gaben ihr vorsichtiges Verhalten auf.
Viele Menschen gehen leider noch davon aus, dass ein Schmerzempfinden oder komplexe Emotionen wie Angst nur bei Säugetieren oder Wirbeltieren mit hohen kognitiven Leistungen auftreten, aber auch bei Wirbellosen ist ein Schmerz- und ein Angst-Empfinden von evolutionärem Vorteil und nun auch wissenschaftlich nachweisbar.
Wir möchten anmerken, dass wir Tierversuche jeglicher Art ablehnen, auch wenn die Tiere anschließend wieder freigelassen werden, uns aber auf die Ergebnisse berufen, wenn wir denken, dass sie wichtige Informationen enthalten, die die Rechte von Tieren und die Anerkennung ihrer Gefühle untermauern können. Die Studien können bei uns im Original angefordert werden: info@tierrechte-bw.de
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