Berlin /Stuttgart, 12. September 2016[nbsp]- Verschiedene Wissenschaftsorganisationen haben eine Allianz gebildet, um über Tierversuche zu informieren. Das Ziel der Initiative ist, die gesellschaftliche Debatte über Tierversuche weniger emotional zu führen. Der Versuch der Allianz, mit Hilfe eines werbewirksamen Internetauftritts die Praxis der Tierversuche zu schönen, kann jedoch über die Realität nicht hinweg täuschen.
92 Prozent der in Tierversuchen getesteten Medikamente bekommen keine Marktzulassung
Von den verbleibenden 8 Prozent der zugelassenen Medikamente werden bis zu 50 Prozent nachträglich als gefährlicher für den Menschen eingestuft als angenommen.
Die Forschungsergebnisse von Tierversuchen sind nicht oder nur in sehr geringem Maße auf den Menschen übertragbar. Die einzelnen Tierarten unterscheiden sich in Körperbau, Organfunktionen und Stoffwechsel signifikant von denen des Menschen. In Deutschland sterben jedes Jahr Tausende Menschen an den Folgen von Medikamenten, die im Tierversuch als ungefährlich eingestuft wurden. Dies ist die vierthäufigste Todesursache.
Für diesen geringen Erkenntnisgewinn sterben jedes Jahr mehr als drei Millionen Tiere im Tierversuch. Erfasst werden hierbei nur Wirbeltiere – die Dunkelziffer der tatsächlich im Versuch gestorbenen Tiere wird auf mehr als sieben Millionen Tiere geschätzt. In Deutschland dürfen besonders tierquälerische Versuche mit dem Schweregrad „schwer“ durchgeführt werden. Dazu zählen beispielsweise Elektroschocks, Knochentumore oder auch das Versagen mehrerer Organe.
„Tierversuche sind immer hochemotional“, so Ira Belzer, Kampagnenleiterin bei MENSCHEN FÜR TIERRECHTE – Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.V.[nbsp][nbsp]“Primaten werden in einem Stuhl fixiert, bekommen Schädelimplantate und werden nur getränkt, wenn sie beim Versuch kooperieren.“
Tierversuche haben bestenfalls in Einzelfällen Erfolge gebracht – und dann auch nur minimal. Viele wirksame Medikamente wurden ohne Tierversuche entwickelt.
Alternativen – besser für Tiere und Menschen
„Eine tierleidfreie Forschung ist nicht nur möglich, sondern notwendig, sowohl im Interesse der Tiere als auch für unsere eigenen Gesundheit“, so Belzer. Studien an menschlichen Zell- und Gewebekulturen, computergestützte oder bildgebende Methoden sind nicht nur kostengünstiger, sondern liefern eindeutigere, sicherere und schnellere Ergebnisse als Tierversuche. In-vitro-Systeme reagieren in vielen Fällen deutlich empfindlicher auf toxische Wirkstoffe als lebende Tiere. Mit automatisierten Testverfahren lassen sich innerhalb eines Tages mehrere tausend Chemikalien und Medikamenten gleichzeitig untersuchen, während Versuchsreihen an Tieren oft Monate und Jahre dauern und kaum brauchbare Ergebnisse hervorbringen.
Doch hinter den Tierversuchen steht ein Wirtschaftszweig, mit dem ein immenser Umsatz gemacht wird. Auf Kosten der Tiere. Leidensfähige Lebewesen in der Art zu nutzen und auszubeuten ist moralisch nicht zu vertreten. Auch wenn die Allianz „Tierversuche verstehen“ etwas anderes kommuniziert.
Daher fordert der Verein MENSCHEN FÜR TIERRECHTE – Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.V. die Abschaffung von Tierversuchen.
Pressekontakt:
MENSCHEN FÜR TIERRECHTE – Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.V
Ira Belzer, Tel: 0711 – 616171, belzer@tierrechte-bw.de
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MENSCHEN FÜR TIERRECHTE – Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.V. setzt sich seit der Vereinsgründung im Jahr 1983 für die Abschaffung von Tierversuchen ein.
So erreichte der Verein in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Politikern, dass das Land Baden-Württemberg von 1989 bis 2001 den Universitäten des Landes jährlich ca. DM 500.000 für die Erforschung von Alternativmethoden zu Tierversuchen zur Verfügung stellte.
Von 2006 bis 2009 wurde erneut ein Etat von jährlich 300.000 Euro bewilligt.
Seit 2012 stellt die grün-rote Landesregierung erfreulicherweise 400.000 Euro pro Jahr für die Erforschung von Tierversuchs-Alternativen zur Verfügung.