Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. tourt derzeit mit einem speziell gestalteten Fahrzeug, dem Mausmobil, durch Deutschland, um die Öffentlichkeit über Tierversuche, deren Folgen für Mensch und Tier sowie über tierversuchsfreie Methoden zu informieren. Am 18. Mai war das Mausmobil von 11 bis 19 Uhr am Holzmarkt in Tübingen – und wir waren dabei.
Gerade in Tübingen ist dies ein hochaktuelles Thema, denn hier dokumentierte ein eingeschleuster Tierpfleger des Vereins SOKO Tierschutz e.V., wie die Primaten im Max-Planck-Institut für die so genannte Grundlagenforschung gequält werden.
Schon von weitem erkennt man die riesige weiße Maus auf dem Dach des ÄgT-Transporters. Die auflackierte Botschaft auf dem Fahrzeug macht deutlich, worum es geht. „Sorry, aber wir sind einfach zu verschieden“, steht in einer Sprechblase über der Maus Bertha, darunter die Erklärung, was sie damit meint: „Tierversuche sind schlechte Wissenschaft, da die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragen werden können“.
Mit dem „Mausmobil“ genannten Fahrzeug tourt Christian Ott, ein junger Neurobiologe aus Ulm und angestellt beim Verein Ärzte gegen Tierversuche, seit April 2015 durch Deutschland. In Tübingen wurde er von zwei lokalen Aktivistinnen und von mir begleitet. Die Flugblätter und Infobroschüren konzentrieren sich auf das Thema „Tierversuche sind unwissenschaftlich“. In einem Video, das über den im Mausmobil eingebauten Fernseher ausgestrahlt wird, erklären verschiedene Human- und Tiermediziner, warum sie Tierversuche zur Erforschung menschlicher Krankheiten ablehnen. Teils sind dies ethische Gründe, überwiegend jedoch wissenschaftliche.
Es kamen auch Menschen an den Stand, die selbst krank sind oder waren oder kranke Angehörige haben, und die sagen „Ich bin dankbar für die Tierversuche, denn ich brauche selbst Medikamente“. Andererseits aber auch: „Ich habe selbst Krebs, dennoch lehne ich Tierversuche ab.“ Oder „Mein kranker Sohn ist auf starke Medikamente angewiesen; ich bin deshalb im Zwiespalt.“ Und immer wieder erklären wir, dass unsere Forderung nicht lautet, die Wissenschaft abzuschaffen, sondern im Gegenteil, die Behandlung der Menschen und die Heilungschancen durch eine menschenbezogene und tierversuchsfreie Forschung voranzutreiben und zu verbessern. Denn die im Tierversuch gewonnenen Erkenntnisse sind nur selten auf den Menschen übertragbar.
Unsere Argumentation wird untermauert durch die ÄgT-Infobroschüre „Fakten über Tierversuche“: Hier ist aufgeführt, dass 92% der aufgrund von Tierversuchen für den Menschen als wirksam geltenden Medikamente durch klinische Studien (Erprobung an Menschen) durchgefallen sind und keine Marktzulassung erhalten haben. Von den wenigen zugelassenen Medikamenten mussten dann wieder 20 – 50% vom Markt genommen werden oder sie erhielten Warnhinweise. Dennoch sterben jedes Jahr ca. 58.000 Menschen in Deutschland an den Nebenwirkungen, das ist die vierthäufigste Todesursache.
Zahlreiche Passanten unterschrieben die ausliegenden Petitionen, z.B. gegen den Neubau von drei neuen Versuchslaboren u.a. in München, in denen an Mäusen geforscht werden soll.mDie Studentenstadt Tübingen ist Veganer-freundlich, so dass wir uns mit Kaffee mit Sojamilch und veganen Falafeln stärken konnten. Für mich persönlich war es ein sehr interessanter Tag. Es war spannend, mit dem ÄgT-Team und den Menschen am Stand über Tierversuche zu sprechen, mit ihnen zu diskutieren und sie darüber aufzuklären, dass man durch Tests an menschlichen Zellen, Gewebekulturen oder an Biochips, die menschliche Organe und ihre Reaktionen auf Medikamente nachstellen, zuverlässig die Reaktionen des menschlichen Organismus testen und somit wirksame Medikamente für uns Menschen entwickeln kann.
Infoseite des Projektes der ÄgT: www.mausmobil.info