Universität und PH Freiburg ermöglichen Biologiestudium ohne Tierverbrauch. Universität Konstanz beinahe.
Stand: Mai 2016
Anfang März 2016 haben wir allen sechs pädagogischen Hochschulen im Land (Freiburg, Ludwigsburg, Weingarten, Karlsruhe, Heidelberg und Schwäbisch-Gmünd), acht Universitäten und Instituten (Universität Konstanz, Hohenheim, Ulm, Tübingen, Stuttgart, Freiburg, Heidelberg und das KIT Karlsruhe), einen Fragenkatalog an die Pressestellen und Fachschaften für Biologie gesandt, um herauszufinden, wo es die tierverbrauchsfreie Hochschullehre gibt und welche alternativen Lehrmethoden zum Einsatz kommen. Bereits 2015 wurde eine solche Erhebung durchgeführt.
Erfreulich: In Freiburg kann man sowohl an der Albert-Ludwigs-Universität als auch an der pädagogischen Hochschule (PH) ohne Tierverbrauch Biologie studieren, in Konstanz gibt es zahlreiche Selbstversuche der Studierenden und an der PH Karlsruhe gibt es erste Gespräche zum Thema Studieren ohne Tierverbrauch.[nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp]
Da leider keine Hochschule unseren beigelegten Fragenkatalog beantwortet hat, veröffentlichen wir nun Auszüge aus den Originalantworten, die tierfreundlichen Informationen in Grün.
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: Studium ohne Tierverbrauch ist möglich
[nbsp]„In den B.Sc. und M.Sc. Biologie-Studiengängen haben Studierende die Möglichkeit, nicht an den Abschnitten einzelner Lehrveranstaltungen teilzunehmen, bei denen Tiere eingesetzt werden. Ferner haben M.Sc.-Studierende die Möglichkeit, im Rahmen des M.Sc. Biologie Studienschwerpunkte zu wählen, in denen aus inhaltlichen Gründen keine Tiere seziert werden. Es ist also durchaus möglich, im Rahmen der Wahlmöglichkeiten in Freiburg Biologie zu studieren ohne Einsatz von Tieren, die unter das Tierschutzgesetz (TierSchG in der Fassung vom 03.12.2015) fallen.“ Dies betrifft Wirbeltiere, Zehnfußkrebse und Kopffüßer. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass andere Wirbellose,[nbsp] wie z.B. Insekten hier verwendet werden. Aber laut Fachschaft gibt es keine Sezierpflicht.
Die Fachschaft Biologie schrieb uns: „Ein Studium ohne „Tierverbrauch“ ist an unserer Fakultät möglich. Grundsätzlich muss man keinen „tierischen Organismus“ umbringen oder sezieren, wenn man das nicht will – entweder man schaut dann beim Nachbarn zu oder man bekommt bei manchen Veranstaltungen ein Modell.“
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PH Freiburg: Verweis auf Antwort von 2015: Studium ohne Tierverbrauch ist möglich
Die Hochschule verwies auf ihre Antwort von März 2015: Hier kann (muss aber nicht) ein Student im Laufe seines Biologiestudiums „Schweineauge, Schweineherz (beide Schlachthof), Fische“ sezieren. „Keiner wird gezwungen – die Seminare können auch ohne aktive Beteiligung am Sezieren bestanden werden. Studierende können den Raum verlassen und bearbeiten das Thema mit[nbsp]Hilfe von Literatur, Abbildungen und Modellen. Es gibt „zu Hauf“ tierfreie Ausbildungsmethoden. Welche genau, erfuhren wir aber trotz Nachfrage auch in 2016 nicht.
Universität Konstanz:[nbsp] Dauerpräparate, Selbstversuche, Präparationsvideos, aber leider auch Seesterne
„Die Universität Konstanz und ihr Fachbereich Biologie sind der Überzeugung, dass ein Mindestmaß an Auseinandersetzung mit dem Aufbau und der Gewebeorganisation von Pflanzen und Tieren für die Ausbildung von Biologen[nbsp]unabdingbar ist. Deshalb gibt es im Bachelor-Studiengang „Biological Sciences“ und im Bachelor of Education-Studiengang „Biologie“ Pflichtveranstaltungen, in denen mikroskopische Präparate und konservierte Tierkörper (sowohl Invertebraten als auch[nbsp]Vertebraten) eingesetzt werden.“ (…) „Als mikroskopische Präparate haben wir ausschließlich Dauerpräparate (die seit der Gründung der Universität vor 50 Jahren dieselben sind und genutzt werden), z. B. Gewebeschnitte. Wir stellen auch keine neuen Präparate her. Hier gibt es keinen Tierverbrauch. Als konservierten Tierkörper, der kein Dauerpräparat ist, verwenden wir im zoologischen Kurs den Seestern. (…) Folgende Alternativmethoden kommen zum Einsatz: Selbstversuche werden durchgeführt – z. B. in den Bereichen Blutdruckmessen, Atemfrequenz, Nierenclearance, Arbeit mit Spiegelbrillen (links und rechts vertauscht). (…) Bei Wirbeltieren verwenden wir Videofilme, die die Präparation zeigen (Präparationsfilme).“
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT): Verweis auf Antwort von 2015
Auch das KIT verwies auf die Gültigkeit der Auskunft von 2015. Diese lautete: „Am KIT werden im Rahmen des Bachelor-Studiums keine Tierversuche durch die Studenten der Biologie vorausgesetzt. Im Zuge der zoologischen Übungen werden jedoch verschiedene Organismen des Tierreichs in Form von Dauer- und Lebendpräparaten betrachtet (Mikroskopie-Übungen mit Pantoffeltierchen) und einige wenige Tierarten (Ratte und Fisch), welche sich adspektorisch nicht erschließen lassen, werden seziert. Dazu werden ausschließlich Tiere herangezogen, welche auf Grund anderer Voraussetzungen oder anderer Nutzung durch sachkundiges Fachpersonal getötet werden. Es werden keine Tiere ausschließlich für die Nutzung als Studienobjekt der Übung getötet. Es gibt im Studium der Tierphysiologie eine Situation, in der die Studenten das natürliche Verhalten eines Wirbeltiers beobachten können, ohne jedoch das Tier in seinem Verhalten zu beeinflussen. Es erfolgt keinerlei Manipulation am Tier. Diese Beobachtung ist jedoch für das Bestehen des Moduls nicht nötig.
Darüber hinaus wurden alle weiteren Tierversuche im Rahmen dieses Praktikums bereits vor vielen Jahren abgeschafft bzw. durch Alternativmethoden wie Computersimulationen und Untersuchungen der Studenten an sich selbst ersetzt, wodurch teilweise auch bessere Lernerfolge zu erzielen sind. Auch greifen wir auf humane Proben zurück, welche für andere Zwecke nicht mehr verwendet werden können. Außerdem wurde vermehrt auf eine molekularbiologische Ausbildung Wert gelegt, wodurch viele „typische“ Tierphysiologie-Versuche aus dem Lehrplan genommen und durch moderne Methoden ersetzt wurden. Im Rahmen des Master-Studiums ist es den Studenten möglich, durch eine entsprechende Fächerwahl ohne Kontakt mit Tierversuchen Biologie zu studieren (…)
Zusammenfassend können wir sagen, dass ein tierversuchsfreies Studium der Biologie am KIT angeboten wird, tierische Materialien sich aber nicht aus der biologischen Ausbildung ausschließen lassen. Darüber hinaus gibt es am KIT Bemühungen, Alternativen für Tierversuche zu entwickeln und dann auch in der Lehre zu etablieren, zunächst meist im Bereich des Master-Studiums oder in der Doktoranden-Ausbildung.“
PH Karlsruhe: Hier gibt es erste Gespräche über ein Studium ohne Tierverbrauch
Die Bio-Fachschaft schrieb: „Zu diesem Thema gibt es hier an der PH bereits erste Gespräche. Deswegen möchten wir uns gerne [nbsp]näher mit dem Thema auseinandersetzen und möchten Sie daher um Unterstützung bitten.“ Wir haben die Fachschaft u.a. auch auf die Alternativen aufmerksam gemacht, die bei SATIS gelistet sind und ihnen Kontakte zu Hochschulen vermittelt für einen direkten Austausch bezüglich der Studienmöglichkeiten ohne Tierverbrauch.
Weder die Pressestelle noch Lehrbeauftragte der PH Karlsruhe haben uns geantwortet.
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Universität Heidelberg, Fakultät für Medizin
“Der letzte Praktikumsversuch unter Verwendung eines intakten, narkotisierten Tieres liegt mehr als 20 Jahre zurück.
– Ein Versuch mit einem isolierten Herz wurde vor einigen Jahren abgeschafft.
Als Alternative wird in diesen Fällen, wie in den meisten anderen Übungen schon länger, überwiegend nichtinvasiv mit humanen Probanden / humanen Körperflüssigkeiten gearbeitet.
Die Gewebepräparate („nicht Schmerz fähige Materie“)[nbsp]für unsere letzte Übung unter Verwendung tierischen Materials stammen von Tieren, die im Rahmen von genehmigten wissenschaftlichen Experimenten getötet wurden. Dabei werden ringförmige Präparate von Darm, Aorta und Trachea eingesetzt.”
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Universität Heidelberg, Fakultät für Biologie: Studium ohne Tierverbrauch ist nicht möglich
Die Fachschaft Biologie antwortete: „Ein Studium ohne Tierverbrauch ist nicht möglich. Im Tierreichkurs fängt es mit Protozoen (Einzellern) an und geht dann über Süßwasserpolypen (Hydra) schließlich zu den „größeren“ Tieren über, bei denen dann das richtige Sezieren beginnt. Was genau drankommt, ist immer vom Bestand der Tiefkühlfächer des zoologischen Institutes abhängig (…): Regenwurm, Küchenschabe, irgendein Fisch, Maus. Die Sezierung kann in der Regel aus ethischen Gründen abgelehnt werden. Die Teilnahmepflicht liegt im Ermessen des Dozenten. Da die anatomischen Strukturen nach der Sezierung gezeichnet werden sollen, muss passiv teilgenommen werden. Mäuse und Fische werden immer zu zweit seziert wodurch sich der Verbrauch natürlich reduziert. Darüber hinaus finden im späteren Studium elektrophysiologische Versuche mit Drosophilalarven und entwicklungsbiologische Versuche mit Frosch- und Huhnembryonen statt. Im Kurs Entwicklungsbiologie besteht die Möglichkeit des Ablehnens unserer Information nach nicht. (…) Wobei der Drosophila-Versuch im Physiologie-Praktikum nicht selbstständig durchgeführt wird, sondern nur von einer fachkundigen Person gezeigt wird. Hier wird also theoretisch nur eine Larve für den gesamten Kurs getötet. Die Dokumentationen/Zeichnungen müssen eingereicht werden und werden benotet. Die passive Teilnahme ist daher unabdingbar.
Allerdings wurde der Tierverbrauch reduziert und einige Versuche abgeschafft. Es gibt viele Videos und im gewissen Rahmen auch Selbstversuche.
Diese Angaben beziehen sich nur auf den Bachelor Biowissenschaften und den 50% Biologie mit Lehramtsoption. Im Master gibt es acht verschiedene Majors und es können außer in dem Major Molecular Plant Sciences (MPS) Tierversuche stattfinden. Das Curriculum sieht aber in der Mehrheit der Majors keine verpflichteten Arbeiten mit Tierversuchen vor, die Studenten legen selbst fest, in welchen Laboren/Arbeitsgruppen sie arbeiten. Natürlich arbeiten viele Arbeitsgruppen mit Labortieren, aber das liegt nicht in der Verantwortung der Studiengänge. Insbesondere der Major Systems Biology setzt auf Computermodelle, die aber auch mit Tiermodellen validiert werden.“
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Universität Stuttgart: Technische Biologie
[nbsp]„Auf Ihre Anfrage darf ich Ihnen – wie bereits im Vorjahr – antworten, dass die gesetzlichen Vorgaben selbstverständlich an der Universität Stuttgart eingehalten werden. Zur Verwendung von Versuchstieren existieren zudem öffentlich zugängliche Informationen, die anhand der Versuchstiermeldungen erstellt werden. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir Vereinen keine weiteren Auskünfte erteilen.“
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Universität Hohenheim
Die Pressestelle der Universität hat uns eine ausführliche und gründliche Beantwortung des Fragebogens für Sommer zugesagt. Diese wird dann im bundesweiten Ethikranking ergänzt.
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Folgende Hochschulen haben überhaupt nicht geantwortet
PH Weingarten, Ludwigsburg, Schwäbisch-Gmünd. Ihre Antworten von 2015
Die Universitäten Ulm und Tübingen schweigen.
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Bundesweites Ethik-Ranking
Einen bundesweiten Vergleich der Hochschulen finden Sie im Ethik-Ranking der Hochschulen unseres Bundesverbands.
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Was Sie tun können:
- Nehmen Sie Kontakt mit den Hochschulen auf und fragen Sie nach einem Studium ohne Tierverbrauch. Fordern Sie Alternativmethoden.
- Wenden Sie sich an das Wissenschaftsministerium und fragen Sie nach Subventionen für die tierverbrauchsfreie Hochschullehre.
- Bestellen und verteilen Sie unsere Flugblätter.
- Organisieren Sie einen Infostand.
- Schreiben Sie Leserbriefe an Zeitungen.
- Weitere Informationen zum Thema Studium ohne Tierverbrauch finden Sie auf SATIS, ein Projekt des Bundesverbands Menschen für Tierrechte
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf: info@tierrechte-bw.de oder mit unserem Bundesverband Menschen für Tierrechte: satis@tierrechte.de