Jagd
In Deutschland werden jährlich mehr als vier Millionen Wildtiere durch die Jagd getötet. Diese Zahl umfasst eine Vielzahl von Arten, darunter mehr als eine Million Rehe sowie mehrere Hunderttausend Wildschweine, Füchse, Waschbären, Wildtauben, Enten, Gänse und Feldhasen.
Dunkelziffer: Unbekannte Zahl durch illegale Jagd und Wilderei
Neben den offiziellen Zahlen gibt es jedoch eine erhebliche Dunkelziffer, die durch illegale Aktivitäten wie Wilderei verursacht wird. Schätzungen des Landesjagdverbands Baden-Württemberg deuten darauf hin, dass die Dunkelziffer hoch ist. Wilderer greifen häufig zu illegalen Waffen oder verbotenen Fallen, was nicht nur zu unrechtmäßigen Abschüssen führt, sondern auch zu weiterem Tierleid. Durch diese kriminellen Praktiken ist die genaue Zahl der getöteten Tiere schwer zu ermitteln.


Tötung von Haustieren
Ein weiteres beunruhigendes Thema ist der Abschuss von Haustieren durch Jäger. Schätzungen zufolge werden jährlich zehntausende Katzen sowie über 100 Hunde durch Jäger erschossen oder in Fallen gefangen und getötet. In Deutschland besteht keine Meldepflicht für den Abschuss von Tieren wie Katzen und Hunden, was bedeutet, dass die tatsächliche Zahl der getöteten Tiere wahrscheinlich weitaus höher ist, als sie auf offiziellen Statistiken erscheint. Nur fünf Bundesländer führen verpflichtenden Zahlen für die Abschüsse von Haustieren. Zwischen 2007 und 2022 wurden allein in den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Saarland etwa 160.000 Katzen und knapp 900 Hunde durch Jagdaktivitäten getötet.
Indirekte Todesursachen durch die Jagd
Ein weiterer Faktor, der die Zahl der jährlich durch die Jagd getöteten Tiere weiter in die Höhe treibt, sind die indirekten Todesursachen. Dazu gehören Tiere, die bei der Jagd verletzt, aber nicht sofort getötet werden, oder solche, die durch Bleivergiftungen nach dem Einsatz von Bleischrot sterben. Diese indirekten Todesfälle sind schwer zu erfassen, aber Schätzungen zufolge könnten dadurch jährlich zusätzlich Millionen von Tieren sterben.
Fazit: Eine hohe Zahl an Opfern
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Deutschland jedes Jahr durch die Jagd und illegale Wilderei mehr als neun Millionen Tiere ihr Leben verlieren. Diese Zahl umfasst sowohl offiziell erfasste Abschüsse als auch indirekte Todesursachen und schätzt die Dunkelziffer durch Wilderei mit ein, sowie die Abschüsse von Hunden und Katzen. Die Jagd hat nicht nur Auswirkungen auf Wildtierpopulationen, sondern verursacht auch viel Tierleid, sowohl durch die direkten als auch indirekten Folgen der Jagd.
Wir wollen ein Ende der Jagd
Bei Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg setzen wir uns entschlossen für ein Ende der Jagd ein. Wir sind der festen Überzeugung, dass Tiere nicht als Objekte für Freizeitvergnügen oder Traditionen dienen dürfen. Deshalb organisieren wir Demonstrationen und Protestaktionen, um auf die grausamen Auswirkungen der Jagd aufmerksam zu machen.
Reportage und unsere Podcasts zur Jagd
Eine gelungene ca. 30-minütige Reportage zum Thema Jagd finden Sie in der ZDF-Mediathek: ZDF-Dokumentation ‚Jäger in der Falle‘ (planet e).
Zudem empfehlen wir unser Radiointerview mit Wüste Welle zum Thema Drückjagd: Hier geht es zu unserem Interview.
Jagd: Notwendig oder überholt? | Unser Interview bei ihana.life
Jedes Jahr werden in Deutschland mehrere Millionen Wildtiere 🦌 durch Jäger getötet – darunter Rehe, Wildschweine, Füchse und zahlreiche andere Tiere. Doch was viele nicht wissen: Die Jagd ist nicht nur unnötig, sondern richtet oft mehr Schaden an, als sie angeblich verhindert.
Die Tiere geraten durch die ständige Verfolgung in Stress, verlieren ihre natürlichen Verhaltensweisen und vermehren sich teilweise stärker als ohne jagdliche Eingriffe. Trotzdem wird die Jagd seit Jahrhunderten als „notwendige“ Maßnahme zur Bestandsregulierung von Wildtieren gerechtfertigt. In diesem Podcast geht es um die grausame Realität der Jagd, über verschiedene Jagdpraktiken, welche Rolle die Jagdlobby spielt, über vermeintliche Gründe fürs Jagen und vieles mehr.
- Bejagte Tierarten
- Jagdmethoden
- Jagdfreie Gebiete
- Jagdlust
- Vögel
- Wölfe
Welche Arten genau bejagt werden dürfen, unterscheidet sich nach Länderrecht. Nachfolgend einige Tiere, die eigentlich in allen Bundesländern gejagt werden dürfen.
Haarwild (Säugetiere):
Hierzu zählen eine Vielzahl von Wildtieren, die in den Wäldern und Feldern leben:
Rehe
Hirsche
Wildschweine
Füchse
Hasen
Kaninchen
Dachse
Marder
Federwild (Vögel):
Auch Vögel sind immer wieder Ziel der Jagd, darunter:
Enten
Fasane
Wildgänse
Tauben
Krähen
Schwäne
Hunde: Jäger dürfen Hunde, die Wildtiere hetzen oder jagen erschießen.
Katzen: In vielen Bundesländern wird es Jägern gestattet, Katzen zu töten, wenn sie eine „Gefährdung des Wildbestandes“ darstellen – häufig, wenn sie sich mehr als 200 bis 300 Meter von einem Gebäude entfernen.
Jagdmethoden: Grausame Praktiken
Die Jagd wird oft als notwendig oder traditionell gerechtfertigt, doch viele Methoden verursachen erhebliches Tierleid. Besonders umstritten sind Treibjagd, Baujagd und Fallenjagd – Praktiken, die Wildtiere extremem Stress und oft einem grausamen Tod aussetzen.
Treibjagd: Panik und Leid für Wildtiere
Bei der Treibjagd werden Tiere gezielt aufgescheucht und in Richtung wartender Schützen getrieben. Diese Methode setzt die Tiere unter enorme Angst, da sie fluchtartig vor der Bedrohung fliehen müssen. Dabei kommt es oft vor, dass Tiere nicht sofort getötet, sondern verletzt werden und qualvoll verenden. Besonders bei groß angelegten Drückjagden gibt es oft Hunderte Teilnehmer. Die Jägerschaft behauptet, diese Jagdform sei „schonend“, da das Wild langsam und ruhig in die Arme der Schützen getrieben werde. Doch die Realität sieht anders aus: Sobald die ersten Schüsse fallen, herrscht Panik unter den Tieren. Sie fliehen kopflos – nicht nur in Richtung der Jäger, sondern auch auf Straßen, was das Risiko für Wildunfälle drastisch erhöht. Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben bis zu zwei Drittel der Wildtiere nicht sofort. Sie flüchten schwer verletzt mit zerschossenen Knochen, heraushängenden Innereien oder Bauchschüssen und sterben einen langsamen, qualvollen Tod. Die sogenannte Nachsuche, also die Verfolgung angeschossener Tiere, beginnt erst nach Ende der Jagd – oft zu spät, um noch alle leidenden Tiere zu erlösen.
Grausame Konsequenzen für Wildtiere
Eine Untersuchung zeigt: Beim Rehwild wiesen etwa 30 % der männlichen und 60 % der weiblichen Tiere Bauchschüsse auf. Ein klares Zeichen für die Unkontrollierbarkeit dieser Jagdmethode. Selbst wenn ein Tier getötet wird, bedeutet das nicht, dass es verwertbar ist. Wildtiervermarkter berichten, dass bei zehn geschossenen Rehen oft nur 20 kg Fleisch verwertbar sind – der Rest ist durch Schüsse zerstört oder durch den hohen Austritt von Stresshormonen verdorben. Besonders tragisch: Jungtiere verlieren durch Drückjagden häufig ihre Eltern, da Muttertiere im dichten Fellgewirr nicht immer eindeutig erkennbar sind. Diese Jungtiere sind anschließend auf sich allein gestellt, verhungern oder fallen Raubtieren zum Opfer.
Schlussfolgerung: Eine grausame Tradition ohne Notwendigkeit Die Behauptung, Treib- und Drückjagden seien eine „schonende“ Art der Jagd, ist eine Lüge. Die Zahlen zeigen deutlich, dass diese Jagdform mit enormem Tierleid verbunden ist. Und dennoch wird sie weiterhin praktiziert – aus Tradition, nicht aus Notwendigkeit. In einer modernen Gesellschaft, die sich für den Schutz von Tieren einsetzt, sollte es dringend Zeit sein, solche grausamen Methoden zu überdenken. Ein Interview von uns mit Radio Wüste Welle zum Thema Drückjagd können Sie sich hier anhören: https://www.wueste-welle.de/sendung/view/id/50/tab/weblog/article/83871/Morgen_Gefahr_durch_Treibjagd-.html
Baujagd: Jagd in der letzten Zuflucht
Die Baujagd richtet sich gegen Tiere, die Schutz in ihren Höhlen oder Bauten suchen, wie Füchse oder Dachse. Jagdhunde werden in die Bauten geschickt, um die Tiere herauszutreiben – ein brutaler Eingriff in ihren letzten Zufluchtsort. Die Tiere werden extremem Stress ausgesetzt, können sich schwer verletzen oder panisch versuchen zu fliehen, was oft tödlich endet.
Fallenjagd: Schmerz und unkontrolliertes Töten
Fallenjagden sind besonders grausam, da sie Wildtiere in Vorrichtungen einfangen, die nicht immer einen sofortigen Tod herbeiführen. In Lebendfallen gefangene Tiere erleiden stundenlangen Stress, bevor sie getötet werden. Zudem besteht die Gefahr, dass nicht nur Zieltiere, sondern auch andere Wildtiere oder Haustiere versehentlich gefangen werden.
Ausbildung der Jagdhunde an lebenden Tieren
Bei der sogenannten „Baujagd-Ausbildung“ werden Füchse in künstlichen Bauen gehalten, damit Jagdhunde sie aufspüren und angreifen können. Diese Füchse leben oft in engen Schiefenanlagen, in denen sie keinerlei Möglichkeit haben, ihrem Schicksal zu entkommen. Sie sind dem ständigen Stress ausgesetzt, von Hunden attackiert zu werden, was zu schweren Verletzungen und anhaltendem Leiden führt.
Auch die Ausbildung an Wildschweinen ist besonders grausam: Die Tiere werden in Gehegen gehalten, wo sie von Hunden attackiert und in Panik versetzt werden. Ziel ist es, die Hunde abzuhärten und sie auf den Einsatz in der Jagd vorzubereiten. Diese Methoden verursachen enormen Stress, Angst und oft schwere Verletzungen bei den gehetzten Wildtieren – all das, ohne dass sie eine Chance auf Flucht haben.
Zusätzlich werden Enten für die Jagdhundeausbildung flugunfähig gemacht, indem ihnen Federn gestutzt oder entfernt werden. Dies zwingt sie dazu, als leichte Beute für die Jagdhunde zu dienen, was zu einem grausamen und qualvollen Training führt. Sie sind völlig wehrlos und können sich ihrer Gefangenschaft nicht entziehen.
Das Jagdverbot im Kanton Genf, das 1974 eingeführt wurde, bietet faszinierende Einblicke in die natürliche Entwicklung von Tierpopulationen in Abwesenheit menschlicher Eingriffe. Seitdem hat sich die Tierwelt in diesem Gebiet auf bemerkenswerte Weise verändert, und die Erfahrungen aus Genf könnten wertvolle Erkenntnisse für den Umgang mit Wildtieren und Naturschutz auch in anderen Regionen bieten.
Artenvielfalt und Vogelpopulationen
Ein besonders positives Beispiel für die Auswirkungen des Jagdverbots ist die Entwicklung der Wasservögel. Ohne die regelmäßige Bejagung konnte sich die Zahl der überwinternden Wasservögel im Kanton Genf drastisch erhöhen – sie hat sich mehr als verzehnfacht. Diese Entwicklung ist ein klarer Indikator dafür, dass die Natur in Gebieten, in denen keine Jagd stattfindet, ihre Balance wiederfinden kann. Weniger Störungen und die verbesserte Lebensraumqualität haben nicht nur den Wasservögeln zugutekommen, sondern auch anderen Tieren, die von ungestörten Rückzugsorten profitieren.
Wildschweinpopulation: Ein zweischneidiges Schwert
Die Rückkehr der Wildschweine ist ein weiteres Beispiel für die dynamische Veränderung von Wildtierbeständen nach der Einführung eines Jagdverbots. Nachdem die Jagd eingestellt wurde, kehrten Wildschweine aus angrenzenden Regionen in den Kanton zurück. Die abwechslungsreiche und naturnahe Landschaft bot ihnen ideale Bedingungen zum Leben und Fortpflanzen. Dies führte zu einer raschen Vermehrung der Wildschweinpopulation, was jedoch auch zu Problemen für die Landwirtschaft führte – Wildschweine begannen, Felder zu verwüsten und Schäden zu verursachen.
Die Reaktion der kantonalen Behörden auf diese Herausforderung war eine gezielte Bestandsregulierung: Jährlich werden etwa 327 Wildschweine getötet, hauptsächlich Jungtiere, um die Population auf einem stabilen Niveau zu halten.
Hierzu möchten wir darauf verweisen, dass es sich bei den verwüsteten Feldern vornehmlich um Maisfelder handelt. Dieser wird hauptsächlich für die landwirtschaftliche Tierhaltung angebaut, welche wir grundsätzlich ablehnen. Zudem gibt es bereits die Pille für Wildschweine, sodass wir uns in solchen Fällen für humanere Methoden aussprechen. Prädatoren sollten natürlich auch nicht bejagt werden.
Weitere Beispiele
1. Schweizer Nationalpark
Der Schweizer Nationalpark in der Region Engadine im Kanton Graubünden ist das älteste Naturschutzgebiet der Schweiz und ein weiteres Beispiel für ein jagdfreies Gebiet. Hier ist die Jagd seit der Gründung des Parks im Jahr 1914 verboten, und die Tierwelt hat sich über die Jahre hinweg weitgehend ohne menschliche Eingriffe entwickeln können. Der Park ist bekannt für seine Wildtiere, darunter Gämsen, Steinböcke und Hirsche. Die Abwesenheit von Jagd hat zu einer stabilen und vielfältigen Tierpopulation geführt, was einen faszinierenden Einblick in die natürlichen Prozesse der Populationen ohne den Einfluss von Jägern bietet.
2. Nationalpark Białowieża (Polen/Weißrussland)
Der Białowieża-Nationalpark, der sich über Polen und Weißrussland erstreckt, ist eines der letzten Urwälder Europas und ein Schutzgebiet, in dem die Jagd stark eingeschränkt oder verboten ist. Insbesondere im polnischen Teil gibt es Gebiete, in denen die Jagd auf bestimmte Wildtierarten, wie zum Beispiel Wisente, ausgesetzt ist. Die Populationen von Wildtieren haben sich hier in den letzten Jahrzehnten erholt. Das Verbot der Jagd hat insbesondere dazu beigetragen, dass Wisente, die ursprünglich fast ausgerottet waren, wieder in der Region heimisch sind.
3. Grizzly Bear Recovery Zones (USA/Kanada)
In Nordamerika gibt es mehrere Schutzgebiete, in denen die Jagd auf Grizzlybären verboten ist, um ihre Populationen zu stabilisieren. Besonders in Gebieten wie den Yellowstone Nationalpark und in bestimmten Regionen von Alaska gibt es Zonen, in denen Grizzlybären geschützt sind. Während die Jagd auf diese Bären in einigen Teilen weiterhin erlaubt ist, gibt es in bestimmten Schutzgebieten Jagdverbote, die den Bärenpopulationen ermöglichen, sich zu erholen und stabil zu bleiben. Diese Schutzmaßnahmen haben dazu beigetragen, dass die Bärenbestände wieder zugenommen haben.
4. Wadi Rum (Jordanien)
Im Wadi Rum, einem Wüstengebiet in Jordanien, wurde 2012 die Jagd auf viele Wildtierarten wie Gazellen und andere Wüstentiere verboten. In dieser Region, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt ist, gibt es Initiativen, um die lokale Flora und Fauna zu schützen, insbesondere in den Bereichen, in denen traditionelle Jagdmethoden lange Zeit angewendet wurden. Das Verbot hat dazu beigetragen, dass sich einige Tierarten wieder erholen konnten, was zu einer erhöhten Artenvielfalt geführt hat.
5. Great Barrier Reef Marine Park (Australien)
Obwohl es sich nicht um ein typisches „landwirtschaftliches Gebiet“ handelt, sondern um ein Meeresgebiet, ist der Great Barrier Reef Marine Park ein weiteres Beispiel für eine Region, in der menschliche Eingriffe – in diesem Fall in Form von kommerzieller Jagd und Fischerei – stark reglementiert oder verboten sind. Durch diese Schutzmaßnahmen konnte sich das marine Ökosystem besser regenerieren und eine Vielzahl von Meeresarten haben sich erholt. Das Verbot betrifft auch Jagdmethoden, die Meerestiere wie Haie oder Schildkröten betreffen.
6. Ariège (Frankreich) – Jagdverbote in bestimmten Gebirgslagen
In einigen abgelegenen Regionen Frankreichs, wie im Ariège, gibt es jagdfreie Zonen, die hauptsächlich dem Schutz der lokalen Wildtierpopulationen dienen. Diese Zonen sind häufig in Naturschutzgebieten und werden von den lokalen Behörden eingerichtet, um die Artenvielfalt zu fördern und bestimmte Tierarten vor Überjagung zu schützen. Hier werden in einigen Bereichen bestimmte Wildarten wie Bergziegen und Rehe besonders geschützt.
Fazit: Jagdfreie Gebiete als Modell für die Naturregulation
Die Beobachtungen aus diesen jagdfreien Gebieten zeigen, dass die Natur in vielen Fällen in der Lage ist, sich selbst zu regulieren, wenn menschliche Eingriffe wie Jagd oder übermäßige Ernte ausbleiben. In vielen dieser Regionen sind nicht nur die Bestände von Tieren, sondern auch die Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht stabiler und widerstandsfähiger.
Die Passion des Jägers
In Deutschland gibt es derzeit rund 435.930 Jägerinnen und Jäger – ein Anstieg von 36 Prozent in den letzten drei Jahrzehnten. Die meisten Jagdscheininhaber stammen aus Nordrhein-Westfalen (96.863), Bayern (75.000) und Niedersachsen (60.000). Betrachtet man die Jägerdichte im Verhältnis zur Bevölkerung, führt Mecklenburg-Vorpommern mit 10 Jägern pro 1.000 Einwohner die Rangliste an, gefolgt von Schleswig-Holstein (8) und Niedersachsen (7).
Hobby- vs. Berufsjäger
Die Jagd wird in Deutschland überwiegend als Hobby betrieben. Zwar gibt es auch Berufsjäger, doch ihre Anzahl ist vergleichsweise gering. Eine genaue Aufteilung zwischen Hobby- und Berufsjägern existiert nicht, da beide Gruppen in den Statistiken gemeinsam erfasst werden.
Dennoch kann man davon ausgehen, dass die große Mehrheit der über 436.000 Jäger in Deutschland als Freizeitjäger aktiv ist.
Wirtschaftliche Interessen
Für einige Jäger ist die Jagd ein lukratives Geschäft. Der Verkauf von Wildbret oder die Jagd auf großen Anwesen, oft für zahlende Gäste, tragen nicht selten zum Einkommen bei. Besonders in ländlichen Regionen, wo Jagd als kommerzielles oder touristisches Geschäft betrieben wird, spielt der wirtschaftliche Aspekt eine bedeutende Rolle. Die Jagd wird hier weniger als eine kulturelle Tradition und mehr als eine Einkommensquelle verstanden, die nicht nur Tiere, sondern auch die Umwelt und das ökologische Gleichgewicht belastet.
Der „sportliche“ Aspekt
Ein weiteres Motiv für die Jagd ist der vermeintlich „sportliche“ Aspekt. Für einige Jäger ist es ein Hobby, ein Nervenkitzel oder sogar ein Statussymbol, den „perfekten Schuss“ zu setzen und Trophäen zu sammeln. Hier wird das Leben eines Wesens zu einer bloßen Belustigung beendet.
Macht und Kontrolle über die Natur
Ein tieferliegendes Motiv hinter der Jagd könnte auch der Wunsch nach Kontrolle über die Natur und die Tiere sein. Die Jagd wird von manchen als ein Akt der Macht und Dominanz verstanden. In einer Welt, in der Menschen sich immer mehr von der Natur entfremden, kann die Jagd als eine Möglichkeit erscheinen, sich als „Herrscher“ über die Tierwelt und die Umwelt zu erheben. Diese Haltung zeugt von einem gefährlichen Überlegenheitsdenken und einer Missachtung des natürlichen Gleichgewichts.
Die Sprache der Jagd: Eine kritische Betrachtung der Begriffe „erlegen“, „Strecke legen“ und Co.
Sprache prägt unsere Wahrnehmung – sie formt, wie wir die Welt sehen und mit ihr interagieren. Besonders die Begriffe, die im Kontext der Jagd verwendet werden, tragen eine tiefe Symbolik und vermitteln eine bestimmte Haltung gegenüber den Tieren und der Natur. Begriffe wie „erlegen“, „Strecke legen“ oder „zur Strecke bringen“ sind nicht nur Teil einer jahrhundertealten Tradition, sondern auch Ausdruck einer Sichtweise, die den Umgang mit Tieren und die menschliche Beziehung zur Natur beeinflusst.
Die Entmenschlichung des Tötens
Ein zentraler Kritikpunkt an der Jägersprache ist die Art und Weise, wie sie das Töten von Tieren verharmlost. Begriffe wie „erlegen“ oder „zur Strecke bringen“ verschleiern die grausame Realität des Tötens und stellen es in einen fast neutralen oder gar sportlichen Kontext. Diese sprachlichen Konstrukte entkoppeln den Tod von seinen emotionalen und moralischen Implikationen. Anstatt den Tod eines Tieres als tragischen oder belastenden Akt darzustellen, wird er durch die Wahl der Begriffe als etwas „Natürliches“ oder sogar als ein erfolgreich abgeschlossenes „Projekt“ vermittelt.
„Erlegen“ klingt fast wie ein neutraler, fast positiver Begriff – es erinnert an ein Ziel, das erfolgreich „abgeschlossen“ wurde, ohne die Trauer oder das Leid des Tieres in den Vordergrund zu stellen. Der Tod erscheint hier nicht als grausame Handlung, sondern als notwendiger Teil eines Prozesses, der kaum hinterfragt wird.
„Strecke legen“ verstärkt dieses Bild. Der Begriff bezeichnet das „Auslegen“ der getöteten Tiere nach der Jagd und vermittelt den Eindruck eines Erfolgs oder gar einer Feier des Sieges. Hier wird der Tod von Tieren nicht als tragisch, sondern als etwas betrachtet, das zum „Fahrplan“ oder „Erfolg“ gehört. Die Sprache suggeriert, dass der Jäger das „Ziel“ erreicht hat, als wäre das Leben eines Tieres ein bloßer Meilenstein auf dem Weg zum Triumph.
Sprache als Machtübertragung
Interessant ist auch, dass die Begriffe der Jagdsprache eine Hierarchie oder Machtverhältnisse zwischen Mensch und Tier widerspiegeln können. Der Begriff „erlegen“ lässt den Jäger wie einen „Herrscher“ erscheinen, der das Leben eines Tieres kontrolliert und beendet. In dieser Wortwahl schwingt die Vorstellung mit, dass der Mensch über das Leben des Tieres entscheidet – eine Form der Machtausübung, die in der Natur normalerweise nicht existiert.
„Strecke legen“ dagegen lässt die getöteten Tiere wie Trophäen oder Objekte erscheinen, die gesammelt und ausgestellt werden. Der Fokus liegt nicht mehr auf dem Leben und dem Wohl der Tiere, sondern auf dem Besitz und dem Erfolg des Jägers. Hier wird das Tier zum Objekt der Ausübung von Macht und Kontrolle.
Vogelmord in Europa: Jährlich Millionen Opfer
In Europa werden jedes Jahr immer noch Millionen von Wildvögeln durch Jagd getötet – die Schätzungen reichen auf über 200 Millionen Tiere. Während der Vogelmord in Mittelmeerländern wie Italien und Malta schon lange bekannt ist, wurden die höchsten Opferzahlen weiterhin in Frankreich und Großbritannien ermittelt. Deutschland zählt innerhalb der EU zu den Ländern mit den höchsten Jagdzahlen und liegt auf Platz 6.
Von den rund 500 Vogelarten, die in Europa brüten oder rasten, sind gemäß der Europäischen Vogelschutzrichtlinie 82 Arten offiziell für die Jagd freigegeben. Trotz dieser rechtlichen Vorgabe bleibt die genaue Zahl der getöteten Vögel unklar, da in der EU keine einheitliche Erfassung der Abschusszahlen stattfindet.
Vögel sind keine Jagdbeute
Die Jagd auf Vögel ist nicht nur ein brutaler Akt gegen die Tiere selbst, sondern auch ein Angriff auf das ökologische Gleichgewicht. Zahlreiche Vogelarten, wie etwa der Kiebitz oder die Feldlerche, sind bereits stark gefährdet. Die Jagd auf diese Arten trägt zur weiteren Gefährdung bei und verhindert den langfristigen Erhalt von Artenvielfalt. Gerade in Zeiten des Artensterbens ist es wichtiger denn je, den Schutz von Tieren und ihrer natürlichen Lebensräume in den Mittelpunkt zu stellen.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und ihre Schwächen
In Deutschland gibt es Gesetze, die den Schutz von Vögeln regeln. Der Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union bieten theoretisch einen Rahmen, der viele Vogelarten vor der Jagd schützt. Doch trotz dieser Regelungen ist die Jagd auf zahlreiche Vogelarten in bestimmten Jahreszeiten immer noch erlaubt – und wird vielfach auch in Schutzgebieten oder im Umfeld von Naturschutzgebieten praktiziert.
Viele Vögel, die als „Nutzwild“ betrachtet werden, fallen dennoch nicht unter den Schutzstatus. Insofern bleibt die Jagd auf diese Tiere in vielen Fällen legal und wird nur durch Jagdzeiten oder spezielle Bestimmungen eingeschränkt.
Wölfe und der Schutz von Weidetieren – Jagd ist keine Lösung
Ein Blick auf die Statistiken der Wolfsrisse und die Schutzmaßnahmen der Tierhalter zeigt, dass die vom Wolf angegriffenen Tiere oft nicht ausreichend geschützt wurden. Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf wurde bereits im März 2020 veröffentlicht, wie ein effektiver Herdenschutz aussehen muss. Ein elektrischer Zaun muss dabei eine Mindesthöhe von 120 cm aufweisen – in vielen Fällen, besonders in Niedersachsen, ist dies jedoch nicht der Fall. Oft sind die Zäune nur 100 cm hoch oder es fehlt der erforderliche Schutz ganz. Weitere Empfehlungen umfassen eine bestimmte Anzahl an Zaundrähte in verschiedenen Höhen, die in den meisten Fällen jedoch nicht in den Aufzeichnungen über Wolfsrisse zu finden sind.
Anstatt Wölfe zum Abschuss freizugeben, sollte den Tierhaltern Wissen über die notwendigen Schutzmaßnahmen vermittelt werden, und sie sollten finanziell unterstützt werden, um diese umzusetzen. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass bei adäquatem Schutz nach ein bis zwei Jahren ein deutlicher Rückgang der Angriffe zu verzeichnen ist. In etwa 80 % der Fälle wurde dies durch den richtigen Herdenschutz erreicht, da sowohl der Mensch sich an die neue Situation anpasst als auch die Wölfe lernen, Weidetiere nicht als Futterquelle zu betrachten.
Jagd auf Wölfe ist kontraproduktiv
Jagd hat keine langfristige Wirkung auf die Kontrolle von Übergriffen auf Weidetiere. Wölfe können am Tag bis zu 75 km wandern und überschreiten dabei oft Landesgrenzen. In Kontinentaleuropa gibt es derzeit etwa 17.000 Wölfe – ohne Russland und Weißrussland. Wird ein Wolf oder ein ganzes Rudel getötet, wird dessen Territorium schnell von einem anderen Wolf oder Rudel übernommen. Lokale Jagd kann international wandernde Tiere nicht regulieren.
Studien aus Norwegen zeigen, dass die Jagd auf Karnivoren wie Wölfe zu mehr Übergriffen auf Weidetiere führt. In Norwegen wird die Wolfspopulation gezielt bejagt, doch die Angriffsrate auf landwirtschaftliche Tiere bleibt dort seit Jahren konstant hoch. Dies liegt daran, dass die Jagd die Rudelstrukturen zerstört und unerfahrene Wölfe ohne feste Führung und Rudeltraditionen die Weidetiere als leichte Beute suchen. Eine Langzeitstudie hat gezeigt, dass in 71 % der Fälle das Töten von Wölfen zu keinem Rückgang der Angriffe führte – und in einem Drittel der Fälle führte es sogar zu mehr Übergriffen. Nur in 29 % der Fälle gab es eine kurzzeitige Verringerung, die aber schnell wieder abflachte.
Der richtige Umgang mit Wölfen und Weidetieren
Es wäre deutlich sinnvoller, ein fest etabliertes Rudel in einem Gebiet zu halten. Ein solches Rudel blockiert mit seinem Territorium 250 bis 350 Quadratkilometer für andere Wölfe. In einem solchen Gebiet müssten Weidetiere ausreichend geschützt werden, sodass die Wölfe lernen, dass diese Tiere keine Futterquelle darstellen. Dies führt langfristig zu einer Veränderung im Jagdverhalten der Wölfe. Elterntiere bringen ihren Nachwuchs bei, wie man jagt, und geben ihr Wissen weiter, was dazu führt, dass die Wölfe lernen, menschlich gehaltene Tiere nicht mehr als leichte Beute zu sehen.
Menschliche Eingriffe in die Rudelstrukturen durch Tötungen verhindern jedoch die Entstehung eines funktionierenden Systems. Ohne stabile Rudelstrukturen und ohne effektiven Schutz der Tiere können keine nachhaltigen Erfolge erzielt werden.
Die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht verstößt nicht nur gegen EU-Recht, sondern auch gegen jede langfristig durchdachte Logik.
Quellen:
Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (2020) Bundesweite Schadensstatistik. Link zur Quelle
Linnell, J.D.C. und Cretois (2018) Research for AGRI Committee – The revival of wolves and other large predators and its impact on farmers and their livelihood in rural regions of Europe. European Parliament, Policy Department for Structural and Cohesion Policies. Link zur Quelle
Wielgus, R. B. und Peebles, K. A. (2014) Effects of wolf mortality on livestock depredations. Plos One, 1-16. Link zur Quelle
Mohl, C. (2016) WWF: Wolfsabschüsse schützen keine Nutztiere. Link zur Quelle
Gefahr durch Jagd für Menschen
Tödliche Unfälle mit Jagdwaffen sind zwar selten, doch es gibt sie. Laut Statistiken gab es in den letzten 21 Jahren in Deutschland durchschnittlich drei tödliche Unfälle pro Jahr, bei denen Jagdwaffen im Spiel waren. Zwar war der Anteil der unbeteiligten Personen – wie Spaziergänger oder Autofahrer – daran mit 0,2 Fällen pro Jahr gering, doch die Zahlen werfen die Frage auf: Wie sicher sind wir, wenn wir uns in der Nähe von Jagdgebieten aufhalten?

Beispiele aus der Praxis: Jagdunfälle und ihre Folgen
Die Initiative zur Abschaffung der Jagd führt jedes Jahr eine detaillierte Datenbank über Jagdunfälle und stellt diese öffentlich zur Verfügung. Wer sich für die genauen Fälle interessiert, kann dort eine Vielzahl von Dokumentationen einsehen. Als Beispiel für Januar 2025 zeigt sich, wie gefährlich die Jagd auch für unbeteiligte Menschen sein kann:
Drückjagd in Eiserfey (Eifel): Ein am Dorfrand geparktes Auto wurde während einer Drückjagd von einer Kugel getroffen. Es sind solche unglücklichen Szenarien, die zeigen, wie schnell es zu gefährlichen Vorfällen kommen kann – selbst ohne dass Menschen direkt beteiligt sind.
Gesellschaftsjagd in Ruchow (Mecklenburg-Vorpommern): Ein tragischer Vorfall ereignete sich, als ein 48-jähriger Jäger auf einem Hochsitz von einem Schuss seines Jagdkollegen im Hals getroffen wurde. Er verstarb an den schweren Verletzungen. Ein solcher Unfall zeigt, wie gefährlich das Schießen mit Jagdwaffen in der Nähe von anderen Menschen sein kann – und das in einem kontrollierten Rahmen unter Jägern.
Jagdunfall auf der A2 (zwischen Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh): Ein Kleintransporter wurde von einem Jagdgeschoss getroffen und beschädigt. Auch hier sieht man, dass das Risiko von Schüssen, die ihr Ziel verfehlen oder abprallen, nicht nur den Jägern selbst gefährlich werden können, sondern auch den Menschen, die sich im Alltag auf Straßen und Autobahnen bewegen.
Weitere Gefahren durch die Jagd
Die Gefahren, die von Jagdaktivitäten ausgehen, sind vielfältig und betreffen nicht nur direkte Unfälle mit Jagdwaffen. Auch Querschläger stellen eine ernsthafte Gefahr dar. Schüsse, die abprallen oder das Ziel verfehlen, können im schlimmsten Fall auf Wanderer oder Spaziergänger treffen, vor allem in Gebieten, die von Wanderwegen durchzogen sind.
Ein weiteres Risiko besteht in der Fehlidentifikation. Auch wenn es selten vorkommt, können Jäger Menschen mit Wild verwechseln – besonders in Gebieten, in denen keine klaren Kennzeichnungen wie Signalfarben getragen werden. Dies erhöht das Risiko, dass Menschen versehentlich für Wildtiere gehalten und unter Beschuss geraten.
Verletzte oder angeschossene Tiere, die sich aus der Jagd flüchten, können ebenfalls gefährlich werden. Panisch fliehendes Wild kann auf Wanderwegen oder in der Nähe von Straßen plötzlich auftauchen, was das Risiko von Wildunfällen erheblich steigert.

Drückjagden und das Risiko von Wildunfällen
Besonders gefährlich wird es bei Drückjagden. Bei dieser Jagdmethode werden Tiere in Bewegung gesetzt und aufgescheucht, was sie zu unkontrollierten Fluchten zwingt. Diese Fluchtreaktionen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere plötzlich Straßen überqueren – und damit die Gefahr von Wildunfällen. Zahlreiche Berichte aus der Praxis deuten darauf hin, dass die Zahl solcher Unfälle während Drückjagden ansteigt. Leider fehlen bislang umfassende statistische Erhebungen zu diesem Zusammenhang.
Typische Argumente zur Rechtfertigung der Jagd
- Regulation der Tierpopulation
- Schutz der Bäume
- Fuchsbandwurm und Tollwut
- Jagd für den Fleischverzehr
Die Jagd reguliert nicht die Tierpopulationen – sie stört das natürliche Gleichgewicht
Die Jagd wird oft als eine Maßnahme angeführt, um die Tierpopulationen zu regulieren und so ein „natürliches Gleichgewicht“ in der Wildtierwelt zu bewahren. Doch diese Annahme ist problematisch, da sie die biologischen Zusammenhänge und die Auswirkungen menschlicher Eingriffe auf die Natur ignoriert. Tatsächlich führt die Jagd häufig zu unvorhersehbaren Veränderungen in den Populationen, die in vielen Fällen das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken.
Künstlich hohe Reproduktionsraten durch Störung der Rudelstrukturen
Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür sind Wildschweine. Wird die Jagd auf diese Tiere ausgeweitet, werden häufig die sozialen Strukturen, insbesondere die Rudel, gestört. Dies hat zur Folge, dass sich die Fortpflanzungsraten der Wildschweine erhöhen. Wenn die Rudel auseinandergerissen werden und es zu einer größeren Verfügbarkeit von Nahrungsressourcen kommt, steigt die Fortpflanzung der Tiere. Dieses Phänomen basiert auf einem biologischen Grundprinzip: Wo ausreichend Nahrung und Lebensraum vorhanden ist, steigt die Fortpflanzungsrate.
Veränderte Lebensbedingungen durch den Menschen
Während Mais 1960 mit etwa 56.000 Hektar noch eine Nischenkultur war, entwickelte er sich zur zweitwichtigsten Kultur nach Weizen. Mais wurde im Jahr 2021 auf 2,65 Millionen Hektar angebaut (Weizen ca. 2,86 Millionen Hektar). In Deutschland dient Mais nahezu ausschließlich als Tierfutter oder als Substrat für die Erzeugung von Strom in Biogasanlagen. Maissilage wird zur Rinderfütterung genutzt. Körnermais wird geerntet und für die Geflügel- und Schweinefütterung genutzt.
Steigen die Anbauflächen für Mais also stetig, verwundert es auch nicht, wenn Populationen an Wildtieren steigen, die diesen Mais als Nahrungsquelle bevorzugen. Die Anbaufläche für Mais und Raps ist seit 2001 um 60 Prozent gestiegen. Beide Feldfrüchte werden von Wildschweinen geliebt und hauptsächlich für die Massentierhaltung angebaut. Regionales Futter, geschlossene Kreislaufwirtschaft oder wie auch immer man das in geschönter Form nennen möchte.
Parallel zu diesem breiten Nahrungsangebot, welches wir vielen Wildtierarten in Deutschland vorsetzen, verringern wir auch zunehmend ihren Lebensraum. 99,4% der Natur in Deutschland sind vom Menschen manipuliert. Echte Natur für all die anderen Arten gibt es also nur noch auf 0,6% der Fläche. Konflikte sind bei einer derart massiven Ausbreitung unserer eigenen Interessen kaum vermeidbar. Und schaut man sich an, wer unsere Erde am meisten besiedelt, schließt sich der Kreis wieder bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Diese Erde ist mittlerweile stark bevölkert von landwirtschaftlich genutzten Tieren. Es gibt sie mehr als Wildtiere und mehr als uns Menschen. Um es genau zu sagen, es gibt 10-mal so viele landwirtschaftlich genutzte Tiere auf dieser Welt, wie es Menschen gibt. Unser Hunger auf Tierprodukte hat diese Welt im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Welt der Tierausbeutung werden lassen. 77 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche werden genutzt, um landwirtschaftlich genutzte Tiere aufzuziehen und zu füttern. Und dabei fressen eben auch die Wildtiere mit. Ihre Population wächst, parallel werden sie stark bejagt und aus ihrem schrumpfenden Lebensraum verdrängt.
Ständige Eingriffe durch Jagd stören das Gleichgewicht
Das kontinuierliche Eingreifen des Menschen in Wildtierpopulationen durch Jagd zerstört langfristig das natürliche Gleichgewicht. Ständig wird in Populationen eingegriffen, was dazu führt, dass sich die Tiere nicht auf natürliche Weise an die Umwelt anpassen können. Auch die ständige Jagd hat psychologische Auswirkungen auf die Tiere, die ihre Verhaltensweisen verändern, ihre Fortpflanzung beeinflussen und das gesamte Ökosystem stören kann.
Humanere und effektivere Maßnahmen
Anstatt auf die Jagd zu setzen, gibt es andere, humanere und effektivere Methoden, um mit Wildtierpopulationen umzugehen. Habitatmanagement und Geburtenkontrolle bieten nachhaltige Alternativen. Beim Habitatmanagement werden die Lebensräume der Tiere so gestaltet, dass sie ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können, ohne dass ihre Populationen außer Kontrolle geraten. Gleichzeitig sorgt eine kontrollierte Geburtenkontrolle dafür, dass die Tiere auf humane Weise in ihrer Fortpflanzung reguliert werden, ohne dass es zu unnötigen Tieropfern kommt.
Fazit
Die Jagd mag auf den ersten Blick wie eine Lösung erscheinen, um Tierpopulationen zu regulieren, doch sie führt in der Praxis oft zu mehr Problemen, als sie löst. Die künstliche Manipulation von Fortpflanzungsraten und die Veränderung der Lebensräume durch den Menschen führen dazu, dass das natürliche Gleichgewicht immer weiter aus den Fugen gerät. Statt auf die Jagd zu setzen, sollten wir als Gesellschaft auf nachhaltige und humane Methoden wie Habitatmanagement und Geburtenkontrolle zurückgreifen, um die Wildtierpopulationen langfristig in Einklang mit der Natur zu bringen.
In vielen Diskussionen über den Schutz von Wäldern wird immer wieder die Rolle der Jäger betont: Sie würden den Wald vor Schäden durch Rehe und Hirsche bewahren. Doch diese Perspektive übersieht die tiefere Ursache der Probleme und führt zu einer unreflektierten Jagdpolitik, die nicht nur moralische Bedenken aufwirft, sondern auch keine nachhaltige Lösung bietet.
Die wirtschaftliche Nutzung der Wälder und die Gefahr von Monokulturen
Heute werden viele Wälder vor allem wirtschaftlich genutzt. Monokulturen wie Fichten- oder Kiefernwälder prägen das Bild der Forstwirtschaft und unterscheiden sich deutlich von den ursprünglichen, natürlichen Wäldern. Diese aus ökonomischen Interessen heraus geschaffenen Wälder sind besonders anfällig für Schäden. Sei es durch Wildverbiss, Schädlinge oder die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels wie Stürme und Trockenheit – die ökologischen Schäden sind sichtbar und die Widerstandskraft der Wälder gering. Ein natürlicher Mischwald, der eine Vielzahl von Baumarten und Tieren beherbergt, würde diesen Belastungen weitaus besser standhalten und gleichzeitig ein gesünderes, stabileres Ökosystem fördern.
Wenn wir den Wald nicht nur als wirtschaftliche Ressource, sondern als Lebensraum begreifen, müssen wir bereit sein, langfristige Lösungen zu suchen. Die Koexistenz von Mensch, Tier und Natur muss neu definiert werden – auf Grundlage eines gesunden, natürlichen Gleichgewichts.
Der Weg zu einer nachhaltigen Lösung
Es ist an der Zeit, die Ursachen des Problems anzugehen und nicht nur die Symptome zu bekämpfen. Die Jagd auf Wildtiere ist eine Symptombehandlung, die nichts an den tief verwurzelten Problemen der Zerstörung von Lebensräumen und der wirtschaftlichen Ausbeutung der Natur ändert. Um die Wälder zu schützen und zu regenerieren, braucht es langfristige Strategien, die über den Einsatz von Jagdwaffen hinausgehen.
Der Schutz von Wäldern erfordert eine Rückkehr zu naturnahen, vielfältigen Mischwäldern, die eine größere Widerstandskraft gegen Klimaveränderungen und Schädlinge aufweisen. Der Mensch sollte dabei nicht als Eindringling, sondern als verantwortungsbewusster Verwalter von Ökosystemen agieren, der in Zusammenarbeit mit der Natur und nicht gegen sie arbeitet.
Tollwut – Ausgerottet durch Impfaktionen
In Deutschland wurde die Tollwut durch intensive Impfprogramme erfolgreich ausgerottet. Seit den 1990er Jahren setzt man auf die orale Impfung von Füchsen, die durch spezielle Impfköder verabreicht wird. Dieses Vorgehen hat zu einem dramatischen Rückgang der Tollwutfälle geführt, sodass inzwischen keine aktiven Tollwutfälle mehr zu verzeichnen sind, die auf Wildtiere wie Füchse zurückzuführen sind. Die Impfung von Füchsen hat sich als äußerst effektiv erwiesen, und Tollwut gilt heute als kontrolliert.
Doch was bedeutet das für die Jagd? Eine oft diskutierte Maßnahme zur Bekämpfung von Tollwut war die Jagd auf Füchse. Dabei muss man klar sagen: Die Jagd war nicht der ausschlaggebende Faktor für die erfolgreiche Eindämmung der Tollwut in Deutschland. Vielmehr hat die flächendeckende Impfung der Füchse durch Impfköder das Problem gelöst. Die Jagd ist heute nicht mehr notwendig, um Tollwut zu bekämpfen.
Fuchsbandwurm: Seltene Infektionen, einfach vermeidbar
Ein weiteres Thema, das häufig mit Füchsen in Verbindung gebracht wird, ist der Fuchsbandwurm. Der Parasit kann durch den Kot von Füchsen auf den Menschen übertragen werden, wobei die Infektionsrate insgesamt sehr niedrig ist. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) gibt es in Deutschland nur eine handvoll dokumentierter Fälle pro Jahr, und in vielen dieser Fälle war der Kontakt mit dem Parasit nur indirekt. Die Gefahr einer Infektion ist also überschaubar – und vor allem durch einfache Hygienemaßnahmen gut vermeidbar.
Wichtige Präventionsmaßnahmen:
Hygiene: Eine der wichtigsten Maßnahmen, um sich vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm zu schützen, ist regelmäßiges Händewaschen, besonders nach einem Aufenthalt in der Natur oder dem Kontakt mit Tieren.
Vermeidung von Kontakt mit Wildtierkot: Der Fuchsbandwurm wird über die Eier im Kot von Wildtieren übertragen. Deshalb sollte man den Kontakt mit Fuchs-Kot, aber auch mit Kot anderer Wildtiere, möglichst vermeiden.
Behandlung von Haustieren: Auch Haustiere können den Fuchsbandwurm übertragen, wenn sie mit infiziertem Wildtierkot in Kontakt kommen. Regelmäßige Entwurmungen von Haustieren helfen, das Risiko einer Übertragung zu verringern.
Obwohl Füchse häufig als Hauptträger des Fuchsbandwurms genannt werden, sind sie nicht die einzigen Tiere, die den Parasit übertragen können. Auch Marder, Hunde oder andere Tiere können als Zwischenwirte fungieren. Eine Reduktion der Fuchspopulation würde also nicht zwangsläufig zu einer signifikanten Verringerung des Fuchsbandwurms führen. Vielmehr sind präventive Maßnahmen wie Aufklärung und konsequente Hygiene viel effektiver.
Alternative: Entwurmung von Füchsen
Eine vielversprechende Alternative zur Jagd ist die Behandlung von Füchsen mit Entwurmungsmitteln. In einigen Regionen wird diese Methode bereits erfolgreich eingesetzt. Die flächendeckende Ausbringung von Ködern, die Entwurmungsmittel enthalten, ermöglicht es, eine große Anzahl von Füchsen gleichzeitig zu behandeln und die Infektionsrate zu senken. Solche Programme werden in Ländern wie Frankreich und der Schweiz bereits erfolgreich durchgeführt.
Da der Fuchsbandwurm nur eine geringe Überlebenschance außerhalb seines Wirts hat, hilft die regelmäßige Entwurmung der Füchse, die Zahl der infizierten Tiere langfristig zu reduzieren. Diese Methode könnte, wenn sie konsequent und flächendeckend angewendet wird, den Parasit effektiv in Schach halten.
Die Jagd auf Wildtiere wird oft mit dem Argument begründet, dass die Tiere für den Fleischverzehr getötet werden.
Genaue Zahlen darüber, wie viele der jährlich gejagten Tiere tatsächlich für den Fleischverzehr bestimmt sind, sind schwer festzustellen.
Die Fleischangaben von 2022/2023 lauten:
Wildschweine: 11.700 Tonnen → ca. 234.000 Tiere (bei 50 kg Wildbret pro Tier)
Rehe: 9.500 Tonnen → ca. 475.000 Tiere (bei 20 kg Wildbret pro Tier).
Für größere Hirscharten wie Rot- und Damhirsche liegen keine exakten Zahlen vor. Doch anhand ähnlicher Berechnungen lässt sich schätzen, dass die Gesamtzahl der jährlich für den Verzehr getöteten Tiere bei etwa 800.000 bis 1.000.000 Wildtieren liegt.
Der Großteil der getöteten Tiere, insbesondere Raubtiere und Vögel, wird nicht verwertet. Schätzungen zufolge bleiben jährlich rund 3,5 Millionen Tiere ungenutzt und sterben ohne jede Verwendung. Zudem werden viele Tiere so schwer verletzt oder zerschossen, dass kaum etwas an verwertbares übrig bleibt.
Wie ist die Jagd mit dem Tierschutzgesetz vereinbar?

Auf der einen Seite steht das deutsche Tierschutzgesetz (§ 1), das eindeutig festlegt: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Auf der anderen Seite ist die Jagd jedoch legal – was auf den ersten Blick wie ein unauflösbarer Widerspruch erscheint. Doch wie lässt sich diese Diskrepanz erklären? Es gibt mehrere Aspekte, die erklären, warum die Jagd trotz des Tierschutzgesetzes rechtlich zulässig bleibt.
1. Der „vernünftige Grund“ als rechtliches Schlupfloch
Das Tierschutzgesetz lässt in seiner Formulierung einen gewissen Interpretationsspielraum zu. Ein „vernünftiger Grund“ wird in diesem Kontext als Rechtfertigung für das Töten von Tieren anerkannt, wenn die Jagd als solche als notwendig erachtet wird. Laut den Befürwortern der Jagd wird sie aus verschiedenen Gründen als legitimer „vernünftiger Grund“ angesehen:
Bestandsregulierung: Um Wildschäden oder die Überpopulation bestimmter Tierarten zu vermeiden.
Ökologische Balance: Die Jagd wird als Instrument zur Aufrechterhaltung der natürlichen Balance von Ökosystemen betrachtet.
Nahrungsquelle: Fleisch von Wildtieren gilt als Nahrungsquelle.
Besonders in Zeiten, in denen Ökosysteme häufig ohne menschliche Eingriffe stabil bleiben und es alternative Methoden zur Bestandsregulierung gibt, hinterfragen immer mehr Menschen die Notwendigkeit der Jagd. Die Jäger müssen aber auf ihre Argumente bestehen, um den vernünftigen Grund aufrechterhalten zu können.

Wir setzen uns für ein Ende der Jagd ein.
2. Jagdgesetze als rechtliche Grundlage
Neben dem Tierschutzgesetz existiert in Deutschland das Bundesjagdgesetz (BJagdG), das die Jagd regelt und als übergeordnete Norm über das allgemeine Tierschutzgesetz gestellt wird. Das bedeutet, dass das Töten von Wildtieren unter bestimmten rechtlichen Vorgaben als legitim anerkannt wird. So müssen Jäger beispielsweise die Vorgaben zu „waidgerechter“ Jagd beachten, was bedeutet, dass Tiere schnell und möglichst schmerzfrei getötet werden müssen.
Ein weiteres Beispiel aus dem Jagdrecht: Wird ein Tier nur verletzt und entkommt, sind die Jäger gesetzlich verpflichtet, schnell nach dem verletzten Tier zu suchen, um es zu erlösen und unnötiges Leiden zu verhindern.
3. Praktische Herausforderungen: Tierschutz in der Jagd
In der Theorie mag die Jagd auf diese Weise geregelt sein, aber die Praxis sieht oft anders aus. Es gibt zahlreiche Situationen, in denen das Ziel, den Tieren unnötiges Leid zu ersparen, nicht erreicht wird:
Verletzte Tiere: Nicht jeder Schuss führt sofort zum Tod des Tieres. Besonders bei Wildschweinen oder Rehen kann es vorkommen, dass sie angeschossen fliehen und erst nach Minuten oder Stunden sterben.
Jagd mit Hunden: Diese Form der Jagd kann für die Tiere extrem stressig und gefährlich sein, da die Hunde die Tiere in Panik versetzen. Auch wenn die Hetzjagd in Deutschland verboten ist, gibt es immer wieder Vorfälle, bei denen Wildtiere während der Jagd von Hunden gejagt und verletzt werden.
Fallen: Fallen, die beispielsweise für Füchse oder Marder aufgestellt werden, können dazu führen, dass Tiere lange leiden, bevor sie getötet werden.
Treibjagden: Hier werden Tiere durch Gruppen von Jägern in bestimmte Gebiete getrieben, was zu großer Panik führen kann. Fehlschüsse und Verletzungen sind dabei nicht selten.
Die Jagdlobby und ihr Einfluss auf die politische Debatte in Deutschland

Im Jagdjahr 2022/2023 wurden etwa 462.220 Wildschweine durch die Jagd getötet.
Die Jagdlobby spielt eine bedeutende Rolle in der politischen Debatte über Jagd und Tierschutz in Deutschland. Mit ihrer gut organisierten Struktur und einer Vielzahl an Unterstützern hat sie erheblichen Einfluss auf politische Entscheidungen, Gesetzgebungen und die öffentliche Wahrnehmung der Jagd. Dieser Einfluss ist besonders in der Diskussion um den Umgang mit Wildtieren und den Schutz von Tierschutzrechten spürbar.
Einfluss auf Gesetzgebung
Ein markantes Beispiel für den Einfluss der Jagdlobby auf die Gesetzgebung ist die Änderung des Bundesjagdgesetzes im Jahr 2013. Trotz eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, das die zwangsweise Mitgliedschaft von Grundstückseigentümern in Jagdgenossenschaften als Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention bewertete, blieb die Gesetzesänderung weitgehend im Interesse der Jagdlobby. Statt eines umfassenden Umdenkens wurde eine Lösung gefunden, die den traditionellen Jagdpraktiken und den Interessen der Jägerschaft entgegenkommt. Kritiker sehen darin einen „Kniefall vor der Jagdlobby“, da die Veränderungen die Möglichkeit einer größeren Einflussnahme auf landwirtschaftliche Flächen und Grundstücke fortwährend sichern und die Rechte der Eigentümer in vielen Fällen weiter eingeschränkt wurden. Diese Ereignisse werfen die Frage auf, inwiefern die politischen Entscheidungsträger die ethischen und sozialen Implikationen der Jagd in ihren Entscheidungen stärker berücksichtigen.
Finanzielle Interessen der Jagdlobby
Ein weiteres bemerkenswertes Element im Einflussbereich der Jagdlobby sind die finanziellen Interessen, die mit der Jagd verbunden sind. Besonders die Trophäenjagd hat sich zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. Jährlich reisen Tausende von Touristen, auch aus Deutschland, in Länder wie Südafrika, Namibia oder Tansania, um auf Trophäenjagd zu gehen. Allein in Afrika gehen jedes Jahr über 18.000 Touristen auf Jagd und töten dabei mehr als 100.000 Wildtiere, darunter auch gefährdete Arten wie Löwen, Elefanten und Nashörner. Deutsche Jäger stellen dabei nach US-Amerikanern die zweitgrößte Gruppe, die an der Jagd auf bedrohte und geschützte Arten beteiligt ist. Trotz wachsender Kritik an der Trophäenjagd und den Auswirkungen auf die Artenvielfalt bleibt dieses Geschäftsmodell eine wichtige Einnahmequelle für die Jagdlobby und die beteiligten Länder.
Lobbyarbeit und öffentliche Wahrnehmung
Die Jagdlobby ist nicht nur in den Gesetzgebungsprozessen präsent, sondern auch in politischen Gremien und Ausschüssen aktiv. Dort wird regelmäßig Lobbyarbeit betrieben, um den Einfluss der Jägerschaft zu sichern und den Schutz von Wildtieren in den Hintergrund zu stellen. In der politischen Diskussion betont die Jagdlobby oft die Notwendigkeit der Bestandsregulierung und des Erhalts traditioneller Jagdpraktiken. Sie argumentiert, dass die Jagd notwendig sei, um das ökologische Gleichgewicht zu wahren und Wildtierbestände zu kontrollieren. Besonders in ländlichen Regionen wird die Jagd als Tradition hochgehalten, die zudem Arbeitsplätze schafft und die lokale Wirtschaft unterstützt.
Fazit
Die Jagdlobby in Deutschland übt erheblichen Einfluss auf politische Entscheidungen und Gesetze im Bereich Jagd und Tierschutz aus. Dieser Einfluss manifestiert sich nicht nur in den Gesetzgebungsverfahren, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung und den politischen Diskussionen. Finanzielle Interessen und die Betonung traditioneller Werte spielen dabei eine zentrale Rolle.
Finanzielle Interessen
In Deutschland ist die Jagd weit mehr als nur ein Hobby oder eine ökologische Maßnahme. Sie ist ein bedeutendes wirtschaftliches Geschäft, das auf verschiedenen Ebenen starke finanzielle Interessen verfolgt. Von Pachteinnahmen bis zu kommerziellen Jagdveranstaltungen – die Jagdindustrie umfasst eine Vielzahl von Einnahmequellen, die sich direkt auf die Art und Weise auswirken, wie Jagd betrieben und organisiert wird.
1. Pachteinnahmen für Jagdreviere
Mit über 80.000 Jagdrevieren in Deutschland wird die Jagd vielfach verpachtet. Die Höhe der Pacht variiert je nach Region und Wildvorkommen und kann in einigen Fällen fünfstellige Summen pro Jahr erreichen. Besonders in waldreichen Gebieten oder in Regionen mit hohem Wildvorkommen sind Jagdreviere gefragt. Sowohl Gemeinden als auch private Waldbesitzer profitieren erheblich von diesen Pachteinnahmen, was die Jagd zu einer lukrativen Einkommensquelle macht.
2. Jagdtourismus und kommerzielle Jagdveranstaltungen
In vielen privaten Forstgebieten und auf historischen Adelsbesitzungen wird die Jagd zu einem exklusiven Erlebnis für zahlungskräftige Kunden. Geführte Jagden, wie die Trophäenjagd auf kapitale Rothirsche, kosten bis zu 10.000 Euro oder mehr. Auch Treibjagden auf Wildschweine oder Fasane werden regelmäßig gegen Gebühr organisiert und generieren zusätzliche Einnahmen. Der Jagdtourismus hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt, der neben dem Prestige auch beträchtliche finanzielle Gewinne verspricht.
3. Verkauf von Fleisch
Ein weiterer wirtschaftlicher Aspekt der Jagd ist der Verkauf von Wildfleisch. Jäger können das getötete Wild entweder direkt an Endverbraucher, Wildmetzgereien oder Restaurants verkaufen. Da Wildfleisch häufig als hochwertiger und exklusiver angesehen wird, erzielt es oft einen höheren Preis als herkömmliches Fleisch. Dies macht den Verkauf von Wildfleisch für viele Jäger zu einer lukrativen Einkommensquelle.
4. Waffen-, Munitions- und Ausrüstungsindustrie
Die Jagd ist eng mit der Waffen- und Ausrüstungsindustrie verknüpft. Die Anschaffung eines hochwertigen Jagdgewehrs kann mehrere tausend Euro kosten, und auch für Munitions- und Ausrüstungsgegenstände wie Ferngläser, Jagdbekleidung oder Hundeausstattung wird viel Geld ausgegeben. Diese Industrien profitieren direkt von der Nachfrage der Jagdgesellschaft und tragen zur Kommerzialisierung der Jagd bei.
5. Jagdverbände als finanzstarke Lobby
Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle der Jagdverbände. Organisationen wie der Deutsche Jagdverband (DJV) haben erheblichen Einfluss auf politische Entscheidungen und setzen sich aktiv für die Interessen der Jäger ein. Dabei wird oft mit Argumenten wie Naturschutz und Wildbestandskontrolle geworben, um die Jagd als notwendige Maßnahme zu legitimieren – eine Haltung, die auch die wirtschaftlichen Interessen der Jagdindustrie schützt.

Geführte Jagden, wie die Trophäenjagd auf kapitale Rothirsche, kosten bis zu 10.000 Euro oder mehr.
Werden Sie aktiv gegen die Jagd – Ihre Möglichkeiten, etwas zu verändern
Die Jagd ist eine grausame und überholte Praxis, die keinen Platz in einer modernen, ethisch verantwortungsbewussten Gesellschaft hat. Wenn auch Sie sich für ein Ende oder zumindest eine drastische Einschränkung der Jagd einsetzen möchten, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, aktiv zu werden. Jede Aktion zählt und kann dazu beitragen, langfristig eine Veränderung zu bewirken. Hier sind einige konkrete Schritte, die Sie ergreifen können:

Auch Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg setzt sich regelmäßig für ein Ende der Jagd ein.
1. Aufklärung & Bewusstseinsbildung
Informieren Sie sich & teilen Sie Ihr Wissen
Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie die Jagd wirklich funktioniert und welche wirtschaftlichen Interessen dahinterstecken. Sie können in Ihrem Umfeld aufklären, indem Sie Artikel, Dokumentationen oder Bücher empfehlen und aktiv Gespräche führen, um das Bewusstsein für die grausamen Auswirkungen der Jagd zu schärfen.
Soziale Medien nutzen
Nutzen Sie die Macht der sozialen Medien, um das Thema voranzutreiben. Posten Sie regelmäßig Beiträge, teilen Sie Fakten zur Jagd und unterstützen Sie Kampagnen, die auf die Probleme der Jagd aufmerksam machen. Auf diese Weise können Sie dazu beitragen, mehr Menschen zu erreichen und eine breite öffentliche Diskussion anzustoßen.
2. Politische Arbeit & Petitionen
Petitionen unterstützen oder starten
Es gibt immer wieder Petitionen gegen verschiedene Jagdpraktiken wie Hobbyjagd, Trophäenjagd oder die Verwendung von Bleimunition. Plattformen wie Change.org, Campact oder OpenPetition bieten eine gute Möglichkeit, solche Initiativen zu unterstützen oder selbst zu starten, um den Druck auf Politiker zu erhöhen.
Abgeordnete kontaktieren
Schreiben Sie an Politiker oder Umweltministerien und fordern Sie strengere Jagdgesetze oder ein vollständiges Verbot der Jagd. Je mehr Menschen sich mit solchen Forderungen zu Wort melden, desto größer ist der Druck auf die Politik, etwas zu verändern.
Bürgerentscheide & Gesetzesinitiativen
In einigen Bundesländern gibt es die Möglichkeit, per Volksbegehren oder Bürgerentscheid Änderungen im Jagdrecht anzustoßen. Nutzen Sie diese demokratischen Mittel, um mehr Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen.
3. Unterstützen Sie unsere Organisation
Wir setzen uns aktiv für den Schutz von Wildtieren und eine Abschaffung der Jagd ein. Sie können uns finanziell unterstützen oder sich aktiv an unserer Arbeit beteiligen.
4. Lokale Aktionen & Demonstrationen
Anti-Jagd-Demos organisieren oder besuchen
Besuchen oder organisieren Sie Demonstrationen gegen die Jagd. Gerade während der Jagdsaison gibt es häufig Proteste, insbesondere gegen Treibjagden und die Trophäenjagd. Diese Aktionen bieten die Möglichkeit, sich öffentlich gegen die Jagd zu positionieren und auf die Missstände aufmerksam zu machen.
Mit Landbesitzern sprechen
In Deutschland müssen Grundstückseigentümer Teil von Jagdgenossenschaften sein, aber es gibt die Möglichkeit, sich von der Zwangsbejagung zu befreien. Sprechen Sie mit Landbesitzern und fordern Sie, dass sie sich von der Jagdpflicht befreien lassen und „Jagdverbote auf eigenem Land“ durchsetzen.
5. Konsumverhalten anpassen
Kein Wildfleisch kaufen
Der Kauf von Wildfleisch trägt direkt zur wirtschaftlichen Struktur der Jagd bei. Indem Sie auf den Konsum von Wildfleisch verzichten, unterstützen Sie diese Praxis nicht mehr. Es gibt viele pflanzliche Alternativen, die ohne den Tod eines Tieres auskommen. Sollten Sie dazu Fragen haben, kontaktieren Sie uns. Unsere vegane Ernährungsberaterin hilft Ihnen gerne.
Jagd-freie Tourismusregionen unterstützen
Es gibt auch Gebiete, die bewusst auf Jagd verzichten und stattdessen Ökotourismus oder wildtierfreundliche Projekte unterstützen. Setzen Sie Ihr Tourismus- und Konsumverhalten so, dass Sie Regionen und Angebote unterstützen, die auf die Jagd verzichten und den Schutz von Wildtieren priorisieren.
6. Wildtierfreundliche Lösungen fördern
Alternative Wildtiermanagement-Methoden fordern
Anstatt die Jagd als Lösung zu sehen, müssen wir alternative Methoden zur Wildtierregulierung einführen. Natürliche Feinde wie Wölfe oder Luchse können dazu beitragen, das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen. Auch Maßnahmen wie Wildtierverhütung, Geburtenkontrolle bei Wildtieren oder der Ausbau von Lebensräumen können die Jagd überflüssig machen.
Wildtierkorridore & Lebensräume schützen
Ein wichtiger Schritt gegen die Jagd ist der Schutz von Wildtierlebensräumen. Viele der Probleme, die als Rechtfertigung für die Jagd dienen – etwa Wildschäden in der Landwirtschaft – entstehen durch zerstörte Lebensräume. Setzen Sie sich aktiv für den Erhalt und die Schaffung von Naturschutzgebieten und Wildtierkorridoren ein, um den Lebensraum von Wildtieren zu schützen und Jagdpraktiken zu verhindern.

Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat Landwirtschaftsminister Hauk am 30.06.2021 die Schonzeit vieler Tierarten um einen Monat verkürzt. Sie dürfen seit dem schon ab Anfang Juli bejagt werden.