Rastatt / Stuttgart, 10. November 2025– Nach dem erneuten Entlaufen mehrerer Kamele eines Zirkusbetriebs in Rastatt fordert die Tierrechtsorganisation Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e. V. eine Überprüfung der Haltungsbedingungen und ein grundsätzliches Umdenken im Umgang mit Tieren im Zirkus.
Laut einem Bericht der Badischen Neuesten Nachrichten vom 8. November 2025 mussten die Tiere von der Polizei eingefangen und zurückgeführt werden – bereits zum wiederholten Mal. Nach Einschätzung von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg verdeutlicht der Vorfall, dass die Haltung exotischer Tiere in mobilen Zirkusbetrieben weder sicher noch artgerecht gewährleistet werden kann.
„Wenn Kamele mehrfach entlaufen, ist das kein Zufall, sondern Symptom eines Systems, das Tiere unter widrigen Bedingungen hält und transportiert,“ so Menschen für Tierrechte BW. „Diese Tiere gehören in Schutzstationen, nicht auf Asphaltstraßen und in Wanderzirkusse.“
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg hat sich daher am heutigen Montag mit einer offiziellen Anfrage an das zuständige Veterinäramt des Landkreises Rastatt gewandt. Darin bittet MfT BW um Auskunft,
- ob und wann der betroffene Zirkus (nach Medienberichten Zirkus Bely) in der Vergangenheit kontrolliert wurde,
- welche Auflagen aktuell für die Tierhaltung bestehen,
- und welche Maßnahmen nach dem jüngsten Vorfall ergriffen wurden, um Wiederholungen zu verhindern.
Menschen für Tierrechte BW verweist darauf, dass die Haltung exotischer Tiere im Zirkus weder den Vorgaben des § 2 Tierschutzgesetz noch dem „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“ (BMEL, 2014) dauerhaft gerecht werden kann. Die Tiere leben auf engem Raum, werden regelmäßig transportiert, müssen bei Vorführungen lautem Lärm, grellem Licht und unnatürlichen Bewegungsabläufen standhalten – Bedingungen, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mit hohem Stress, Verhaltensstörungen und Gesundheitsproblemen einhergehen.
„Die wiederholten Entweichungen sind ein Sicherheitsrisiko für Tiere und Menschen. Statt über Streicheleinheiten zu berichten, sollte die Öffentlichkeit fragen, warum solche Vorfälle überhaupt möglich sind,“ betont die Organisation.
Menschen für Tierrechte BW fordert die Landesregierung auf, sich endlich für ein landesweites Verbot von Wild- und Exotenhaltung in reisenden Zirkussen einzusetzen, wie es bereits in mehreren europäischen Ländern umgesetzt wurde. Zudem sollten Kommunen – wie Rastatt – künftig keine Standorte mehr an Zirkusse mit Tierhaltung vergeben und stattdessen tierfreie Zirkuskunst fördern.
Hintergrund:
Das BMEL-Gutachten von 2014 stellt klar, dass die artgerechte Unterbringung von Wüstentieren wie Kamelen in mobilen Einrichtungen kaum möglich ist. Seit 2015 fordern der Bundesrat, mehrere Landesregierungen und zahlreiche Tierschutzorganisationen ein bundesweites Verbot von Wildtieren im Zirkus. Deutschland gehört bislang zu den wenigen EU-Staaten, die dies nicht umgesetzt haben.

