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Verbot von privatem Feuerwerk

Verbot von privatem Feuerwerk

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Horn,
sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Buchheit,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Breiter,


ich schreibe Ihnen im Namen von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V., einem Verein der sich seit bald 40 Jahren erfolgreich für die Rechte der Tiere einsetzt. 
Presseberichten zufolge hat sich die Stadt Freiburg dazu entschieden in diesem Jahr kein Verbot für privates Feuerwerk auszusprechen. Ihre Entscheidung irritiert uns und ist absolut nicht nachvollziehbar.

Während von den Befürworter*innen von Feuerwerkskörpern vorrangig Vergnügen und Tradition als Argumente Pro-Feuerwerk hervorgebracht werden, stehen auf der Contra-Seite gewichtigere Gründe – allen voran der Schutz von Tieren und der Umwelt.

Circa 1,9 Millionen Katzen und 1,1 Millionen Hunde leben in Baden-Württembergs Haushalten. In der Zeit um den Jahreswechsel werden viele von ihnen unter den Folgen der „Böllerei“ leiden. Bereits Tage vor und nach der Silvesternacht wird der Gang vor die Haustüre für Hundehalter*innen zu einem Spießrutenlauf. Laute Geräusche und bunte Lichtblitze versetzen die Tiere zum Teil in Todesangst. Während ihnen i.d.R. ihre Vertrauensperson zur Seite steht, sind Wildtiere dem „Spektakel“ vollkommen schutzlos ausgeliefert und sind enormem Stress ausgeliefert. Gerade im Winter, wenn es für viele Tiere besonders schwer ist Futter zu finden, müssen sie mit ihrer Energie gut haushalten. Durch das Feuerwerk werden die Wildtiere aufgeschreckt, können Lärm und Lichtreflexe nicht zuordnen und geraten in Panik.

Regelmäßig werden am 1. Januar verletzte oder tote Tiere gefunden. Vögel mit Anflugtrauma, Tiere – wie beispielsweise der Igel – die in ihrem/r Winterschlaf oder –ruhe gestört werden, Familienverbände, die durch die Flucht auseinandergerissen werden, sind nur Beispiele für die schrecklichen Folgen, die diese Feuerwerkstradition nach sich zieht (1).

Auch für die Tiere und Mitarbeiter*innen der Tierheime oder von zoologischen Einrichtungen/Tierparks – wie beispielweise dem Mundenhof – ist der Jahreswechsel auf Grund der „Böllerei“ ein Kraftakt.

Wie eingangs bereits erwähnt, leiden nicht nur die Tiere, sondern auch die Umwelt massiv. Jährlich werden in Deutschland über 120 Millionen Euro wortwörtlich in die Luft gejagt. Die Folge ist die höchste Feinstaubbelastung des Jahres. Das neue Jahr startet mit tonnenweise zusätzlichem Müll durch die Überbleibsel der Feuerwerkskörper. Allein in den fünf größten deutschen Städten (Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main) entfernen die kommunalen Entsorger an bestimmten Hotspots am Neujahrstag rund 200 Tonnen Silvesterabfall (2).

Freiburg, „die grüne Stadt“, sollte als gutes Beispiel voran gehen und durch ein Verbot von privatem Feuerwerk ein eindeutiges Zeichen setzen – für die Tiere, die Umwelt und nicht zuletzt auch für die Menschen.
Es gibt Traditionen mit denen wir dringend brechen müssen. Bitte schließen Sie sich Städten wie Stuttgart an und beschließen Sie ein Verbot für das Entzünden von (privatem) Feuerwerk! Damit tragen Sie einen Teil zu einem tier- und umweltfreundlicheren Start in das Jahr 2023 bei.
Vielen Dank!


Mit freundlichen Grüßen


Stephanie Kowalski
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Tierärztin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin

E-Mail: kowalski@tierrechte-bw.de
 

 

(1) NABU Hessen: Ist der große Knall noch zeitgemäß? Feuerwerke belasten Wildtiere, Gesundheit und Umwelt, https://hessen.nabu.de/news/2020/29080.html (28.11.2022)

(2) Verband Kommunaler Unternehmen e.V., https://www.vku.de/presse/pressemitteilungen/feuerwerk-zu-silvester-rund-200-tonnen-silvesterabfall-faellt-am-neujahrstag-allein-an-den-hotspots-der-fuenf-groessten-staedte-an/ (28.11.2022)

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