Eine neue Studie zeigt, dass Schweine kluge und sensible Tiere sind, die mitfühlen, wenn ein anderes Schwein leidet. In Experimenten zeigten sich die Tiere sogar empfänglich für menschliche Gefühle. Die intelligenten Tiere sind außerdem auch sehr gesellig. Wissenschaftler fanden heraus: kein Schwein möchte alleine sein. Trotz all ihrer liebenswerten Eigenschaften und ihrer beeindruckenden Intelligenz, sieht der Mensch in ihnen nur ein Lebensmittel und hat ihnen alles genommen, was ihr Leben in Freiheit ausmacht.
„Mastschweine"
Dimensionen der Schweinehaltung
Die Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2020, welche alle zehn Jahre in Deutschland durchgeführt wird, zeichnen ein dramatisches Bild ab: Der Strukturwandel innerhalb der Tierhaltung ist enorm und sein Fortschreiten in vollem Gange. Von etwa 60.100 Betrieben im Jahr 2010 sank die Anzahl an Schweinehalter*innen auf nunmehr knapp 31.900 Betriebe deutschlandweit. Das Fatale daran: Was dabei nicht kontinuierlich sinkt, ist die Besatzdichte beziehungsweise die Anzahl an Schweinen, die in den Tierfabriken gehalten werden. So wurden im Jahr 2010 auf etwa 60.100 Betrieben insgesamt 27,6 Mio. Schweine erfasst, während es im Jahr 2020 auf 31.900 Betrieben immer noch 26,3 Mio. Schweine waren. Die Anzahl an Betrieben halbierte sich also innerhalb von zehn Jahren, gleichzeitig aber nahm die Anzahl an gehaltenen Schweinen um gerade einmal 5 % ab. Die durchschnittliche Betriebsgröße stieg von durchschnittlich 459 Schweine auf 826 Schweine.
Sinkender Konsum von Schweinefleisch
Faktoren wie das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum begünstigen die Nachfrage nach Fleisch fortlaufend; der Anstieg des Pro-Kopf-Konsums ist allerdings langsamer als noch vor zehn Jahren. Große Unterschiede bestehen zwischen den Ländern und Bevölkerungsgruppen. Zwischen 2017-2019 wurden in der EU im Jahresdurchschnitt 41.200 Tonnen Schweinefleisch konsumiert. Gleichzeitig produzierte die EU in diesen Jahren etwa 23.100 Tonnen Schweinefleisch. Der Pro-Kopf-Konsum von Schweinefleisch in Deutschland im Jahr 2020 betrug durchschnittlich 45.5 Kilogramm. Die EU ist nach China der zweigrößte Schweinefleischerzeuger der Welt und zählt zu den Hauptzentren des Fleischhandels und ist größter Exporteur von Schweinefleisch und Schweinefleischerzeugnissen.
Glück im Unglück: Vor allem durch die Corona Pandemie und durch den Ausbruch der afrikanischen Schweinepest geht der Pro-Kopf-Verzehr von Schweinefleisch weiterhin zurück. Auch unabhängig davon sinkt der Konsum von Schweinefleisch seit einigen Dekaden kontinuierlich.
„Mastschweine“ – Wenn das Leben nicht lebenswert ist
Der Großteil aller Schweine wird auf sogenannten Betonspaltenbuchten gehalten. Das sind Betonstege getrennt durch schmale Spalten als Durchlass für Kot und Harn. Die Tiere verbringen ihr ganzes Leben auf hartem Beton, denn die Böden werden nur in seltenen Fällen mit Einstreu bedeckt. Gewöhnlich werden die Schweine in Gruppen von 12–20 Tieren gehalten. Zunehmend gibt es aber auch Gruppengrößen von bis zu 350 Schweinen. In den Ställen herrscht drangvolle Enge: Einem Schwein mit einem Körpergewicht von über 50 –110 kg steht eine Fläche von gerade einmal 0,75 m² zu, einem Schwein über 110 kg auch nur 1 m². Eng aneinander gepfercht, können sie sich kaum frei bewegen, zurückziehen oder ausruhen und hinlegen. Obwohl Tierschützer*innen immer wieder dafür plädieren, dass innerhalb der Schweinehaltung auf weichere Böden mit Stroh umgestellt wird, ändert sich hier nur wenig. Etliche Recherchen von Tierrechtsorganisationen wie beispielsweise SOKO Tierschutz in Deutschland oder dem VGT in Österreich dokumentieren erhebliches Leid, welches den Tieren durch die Haltung auf Vollspaltenböden angetan wird. Dazu kommen teilweise desaströse Zustände in den Betrieben und offensichtlich überforderte Landwirt*innen, die sowohl physisch als auch psychisch längst an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Der Alltag für die Tiere ist gekennzeichnet von Stress; ein erheblicher Anteil der Schweine hat schlimme Verletzungen und Abszesse, sie werden häufig inmitten sterbender oder bereits verwesender Artgenossen gehalten. Die nicht artgerechte Haltung führt oft zu Kannibalismus unter den Tieren und zu Verhaltensabweichungen und Stereotypen wie beispielsweise das gegenseitige Beißen an Ohren und anderen Körperteilen.
Der Schlachtvorgang
In Deutschland werden jährlich circa 60 Millionen Schweine getötet, von denen ein erheblicher Anteil von rund 40 Millionen vor dem eigentlichen Schlachtprozess durch die CO2-Betäubung ruhiggestellt wird. Diese Methode wird als „sanfte Betäubungsmethode“ beschrieben, in der Realität steckt dahinter jedoch eine bis zu 90 Sekunden oder länger andauernde Todesangst, denn CO2 führt unter den Tieren zu einem unerträglichen Erstickungsgefühl.
Die Tiere werden bei der CO2-Betäubung in sogenannte Betäubungsgondeln hineingetrieben, die dann wie eine Art Aufzug in einen dunklen CO2-Schacht hinuntergefahren werden. Das Gas verursacht bei den Tieren Schmerzen im Atemtrakt, sie geraten in Panik und versuchen aus den Gondeln irgendwie herauszukommen. Nach dieser Betäubung folgt die Schlachtung, wobei es in vielen Fällen passiert, dass die Tiere wieder zu sich kommen und ihre eigene Schlachtung miterleben müssen. Schweine werden an der Halsschlagader aufgeschnitten und dann ausgeblutet. Eine äußerst grausame Praxis, die in vielen Punkten außerdem gegen das Tierschutzgesetz verstößt, denn: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Trotz dieser Tatsache ist die CO2-Betäubung die gängige Methode zur Betäubung von Schweinen innerhalb des Schlachtprozesses und wird sowohl von Groß-Schlachtereien als auch von regionalen Schlachthäusern angewendet.
In der Intensivmast werden die Schweine innerhalb von 6 Monaten auf ein „Endgewicht" von 110 – 130 kg hochgemästet.
Aufgrund der katastrophalen Haltungsbedingungen kommt es wie bereits erwähnt zu Aggressionen, daher wird den Ferkeln der Schwanz ohne Betäubung abgezwickt („kupiert") und die Zähne abgeschliffen. Laut der EU-Richtlinie zur Schweinehaltung ist das Kürzen von Schweineschwänzen verboten. Nur im Ausnahmefall darf in den ersten Lebenstagen kupiert werden. Obwohl es das Gesetz schon seit vielen Jahren gibt, wird in Deutschlands konventionellen Schweinezuchtbetrieben in der Regel allen Schweinen der Schwanz gekürzt. Neben einer Prämie für unversehrte Ringelschwänze diskutieren Politiker nun auch über ein Verbot, wie es Bundesagrarminister Schmidt angedroht hat, falls die Landwirte nicht freiwillig bis 2016 aufs Kupieren verzichten. Die industrielle Schweinehaltung führt nicht nur zu Frustration, Stress und Verhaltensstörungen, sondern macht die Tiere auch krank. Bis zu 13 Prozent der "Schlachtschweine" weisen entweder Lungenschädigungen, Brustfellentzündungen, Leberschäden durch Parasitenbefall oder Zeichen von Herzbeutelentzündung auf. Ursache der Lungenschäden (und Herzbeutelentzündungen) sind häufig Mischinfektionen, die durch die stark ätzende, ammoniak-, staub- und keimbelastete Luft im Stall begünstigt werden. Die Leberschäden sind auf in die Ställe eingeschleppte und „reinigungsresistente" Parasiten wie Magen- und Darmwürmer oder deren Vorstadien zurückzuführen.
Muttertier („Zuchtsau")
Weibliche Tiere, die für die Zucht bestimmt sind, werden nach der künstlichen Befruchtung meist einzeln in einem Kastenstand aus Metall gehalten, der kaum größer ist als das Tier selbst und in dem es sich nicht einmal umdrehen und kaum einen Schritt rückwärtsgehen kann. Die EU-Schweinehaltungsrichtlinie schreibt vor, dass weibliche Tiere während jeder Schwangerschaft etwa acht Wochen auch in Gruppenhaltung gehalten werden sollen. Doch noch nicht alle Betriebe in Deutschland halten sich an diese Regelung. Kurz vor der Geburt kommen die Muttertiere in das „Abferkelgitter" und sind hier durch eine Metallabsperrung von den Neugeborenen getrennt. Nur ein schmaler Spalt ermöglicht es den Ferkeln Muttermilch zu trinken. Nach 4 Wochen werden die Jungtiere von ihrer Mutter getrennt. Diese kommt sofort in den Kastenstand zurück und wird nach wenigen Tagen neu besamt. Nach durchschnittlich 5 oder 6 Schwangerschaften ist sie körperlich am Ende und kommt zum Schlachter.
In Freiheit Wie ihre Verwandten die Wildschweine, sind auch domestizierte Schweine überaus intelligente Tiere mit ausgeprägtem Sozialverhalten, die in Gruppen leben, die hierarchisch geregelt sind. Territorialität, Revierbesitz, Alter und Körpermasse spielen hierbei eine wichtige Rolle. Schweine leben meistens in Familiengruppen, die aus mehreren weiblichen Tieren und ihren Jungtieren bestehen. Diese werden in der Regel vom ältesten und erfahrensten Muttertier, der sogenannten Leitbache, angeführt. Schweine suhlen sich gerne im Schlamm. Das kühlt ab, macht sie sauber und entfernt lästige Insekten. Obgleich Schweine gesellig sind und bei Kälte wärmend zusammenrücken, brauchen sie auch einen Rückzugsort. Diesen halten sie sauber, trocken und frei von Ausscheidungen. Schweine sind omnivor (Allesesser) und verbringen einen Großteil ihrer Zeit damit, nach Nahrung zu suchen. So laufen sie stundenlang und mehrere Kilometer am Tag und wühlen dabei ständig mit dem Rüssel im Boden auf der Suche nach leckeren Knollen, Würmern, Wurzeln, Eicheln, Kastanien, Äpfeln und Kürbissen. Dabei hilft ihnen ihr guter Geruchssinn, die im Boden versteckte Nahrung aufzustöbern.
Weibliche Tiere bauen sich vor der anstehenden Geburt ein Nest, und ziehen sich aus der Gruppe zurück um sich intensiv auf die Geburt vorzubereiten. Nach 4 Monaten Tragzeit bringt das Muttertier 10-12 Ferkel auf die Welt und verbringt die ersten zwei Wochen dann ausschließlich mit ihrem Nachwuchs.
Alternativen zu Schweinefleisch
Es gibt leckere „Vürstchen, Schnitzel und Vleischkäse", die rein vegan, aus Seitan (Weizeneiweiß), Soja, Lupine oder auch nur aus Gemüse hergestellt werden. Im Bioladen und im Internet gibt es zahlreiche Informationen und Variationen, für Groß und Klein und ganz sicher für jeden Geschmack.
Report Mainz: Ferkel werden weiterhin qualvoll getötet
2014 lösten Recherchen von REPORT MAINZ eine breite Debatte über den Umgang mit Ferkeln und die Zustände in deutschen Schweinezuchtanlagen aus. Der Bundeslandwirtschaftsminister versprach mehr Tierschutz. Wurde das Versprechen eingelöst, haben sich die Zustände gebessert?
Report Mainz hat wieder recherchiert. 3 Beispiele aus Betrieben zeigen bisher unveröffentlichtes Bildmaterial von Animal Rights Watch. Es sind schockierende blutige Bilder zu sehen. Bei heimlich gedrehten Aufnahmen werden Ferkel gegen den Kopf geschlagen, die Kehle durchgeschnitten und dann in Eimer geworfen. Teilweise bewegen sich die Ferkel noch. Nach Dr. Cornelie Jäger handelt es sich hier um Tierquälerei und damit ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Weitere Bildsequenzen werden von der Moderatorin mit den Worten eingeleitet 'Es folgen extrem verstörende Bilder, sensible Menschen sollten nicht hinsehen'.
Fazit: Trotz Versprechen der Politik, Ferkel werden weiterhin qualvoll getötet.
Mehr Informationen zu der Recherche von Report Mainz vom 12.01.2016 finden Sie hier: SWR
Das unvorstellbare Leiden der Schweine
In vielen deutschen Schweineställen herrschen nach wie vor grauenvolle Zustände. Eine aktuelle Undercover-Recherche der beiden Tierrechtsorganisationen ARIWA (Animal Rights Watch) und Animal Equality in vier Bundesländern, die auch in den ARD-Tagesthemen gezeigt wurde, zeigt erschütternde Szenen aus dem Alltag der gequälten Tiere.
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