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Warum die Gänse zu „Sündenböcken“ wurden – Kommentar von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. zur leidigen Tradition des Martinsgansessens

2022-11-10 08:16

„Die Gänse haben Sankt Martin verraten, dafür müssen sie jetzt braten", heißt es im Volksmund. Der Legende nach versteckte sich der äußerst bescheidene und zurückhaltende Martin in einem Gänsestall, um der Bischofswahl zu entgehen. Die Gänse, in ihrer Ruhe gestört, begannen zu schnattern und Martin wurde in seinem Versteck gefunden. Dieser Erzählung ist es geschuldet, dass jedes Jahr Millionen Gänse getötet und am 11. November, dem Martinstag, verspeist werden.

Anderen Erzählungen nach galt der 11. November früher als Zahltag: Die Bauern mussten ihren Lehnherren die fällige Pacht bezahlen. Diese wurde in vielen Fällen anstelle von Geld mit einer Gans beglichen.

In den meisten Fällen stammen die „deutschen Gänsebraten“ aus Polen und Ungarn. Die Tiere werden gemästet und zwangsernährt, so dass sie innerhalb kürzester Zeit möglichst viel an Gewicht zunehmen. Häufig werden sie im Anschluss lebendig gerupft. Für die Tiere bedeutet dies immense Qualen.

„Gänse gelten als wachsam, mutig und clever“, so Stephanie Kowalski, Tierärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e. V., „meist bleiben Ganter und Gans ihr Leben lang zusammen, entsprechend gut passen sie aufeinander auf. Sie können genau unterscheiden, ob es sich um einen Eindringling handelt und schlagen gegebenenfalls Alarm.“ Geht man davon aus, dass der Brauch seinen Ursprung in der Martinslegende hat, müsste man den Gänsen dankbar sein, anstatt sie zu töten. Schließlich konnte durch ihre Dienste der barmherzige Martin zum Bischof ernannt werden.

Welcher Erzählung man auch Glauben schenken mag, die „Martinsganstradition“ ist längst überholt.
Mit Blick auf Tier- und Klimaschutz passt eine pflanzliche Ernährung deutlich besser in die heutige Zeit.

Wer am 28.11. und 29.11.2022 die Gans auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt findet, bekommt neben einer kleinen Überraschung auch jede Menge praktische Tipps, wie eine nachhaltige, pflanzliche Lebensweise gelingen kann – auch über den Martinstag hinaus. Der Verein Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. freut sich auf Ihren Besuch.

Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1983 für die Rechte der Tiere einsetzt. Durch Öffentlichkeitsarbeit macht der Verein Tierleid für die Bevölkerung sichtbar und zeigt Alternativen auf. Seit 2016 sind die Menschen für Tierrechte einer der drei anerkannten Verbände für das Gesetz über Mitwirkungsrechte und das Verbandsklagerecht im Tierschutz (TierSchMVG).

 

Kontakt:
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.
Hasenbergsteige 15
70178 Stuttgart
+49 711 - 61 61 71
info@tierrechte-bw.de
www.tierrechte-bw.de

 

Stephanie Kowalski, kowalski@tierrechte-bw.de

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© Tierrechte Baden-Württemberg

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