Samstag große Drückjagd auf Schwarzwild in Oberstenfeld – Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg fordert humanes Wildtiermanagement
Samstag große Drückjagd auf Schwarzwild in Oberstenfeld – Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg fordert humanes Wildtiermanagement
2021-11-25 14:38
Wegen der Bedrohung durch die Schweinepest findet eine zunehmende Bejagung von Wildschweinen in Deutschland statt. So ist auch für kommenden Samstag, dem 27.11.2021 eine revierübergreifende Drückjagd auf Schwarzwild vom Ortsende Großbottwar bis zur östlichen Wald- bzw. Landkreisgrenze liegend, von 8 Uhr bis 15 Uhr geplant. Die Drückjagd betrifft auch den östlichen, bewaldeten Teil der Gemarkung Oberstenfeld (Lichtenberg, Eschach, Hagstolz, Bieversklinge sowie den Bereich Krugeiche) sowie Gronau (Richtung Kurzach, Eisseen, Rossert). Es besteht dabei die Gefahr, dass Schwarzwild und nachstellende Jagdhunde die Landesstraßen L 1115, L 1117 (Gronau – Kurzach) und L 1118 sowie die Kreisstraßen K 1607 und K 1608 überqueren (1). Nachdem Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg bereits letzte Woche eine Pressemitteilung (2) und ein Radiointerview (3) zur Drückjagd allgemein veröffentlicht hat, möchten wir bzgl. dieser Drückjagd speziell auf die Schweinepest eingehen.
"Die Schweinepest ist weder für Mensch noch Hund gefährlich. Man kann sich weder über Tierkontakt noch den Verzehr von Fleisch anstecken. Für infizierte Schweine endet sie allerdings meist über kurz oder lang tödlich", so Julia Thielert von Menschen für Tierrechte in Baden-Württemberg. "Wer hat also Angst vor der Schweinepest? Es sind zum Großteil die Schweinehalter*innen, welche um Ihre „Schlachttiere“ fürchten. Für ein Produkt, welches heutzutage niemand mehr braucht. Infiziert sich nur ein Tier, werden vorsorglich alle Tiere im Stall getötet".
Hauptsächlich bringt der Mensch das Virus von Osteuropa nach Deutschland. An Schuhen, Autoreifen oder durch weggeworfenes Essen (Fleisch oder Wurst von infizierten Schweinen). Heimische Wildschweine nehmen diesen Erreger dann auf. Auch hier ist wieder der Mensch der Verursacher des Hauptproblems. Denn kaum ein Wildschwein trifft heute noch auf ein domestiziertes Schwein. Die meisten Schweine in Deutschland sehen Tageslicht nur auf dem Weg zum Schlachthof. Der Mensch bringt den Erreger vom Wildschwein in den Stall.
Treibjagden, welche man auch als Hetzjagden bezeichnen kann, sind unglaublich grausam. Die Tiere werden häufig zuvor eingezäunt und haben bei ihrer Flucht durch ihr neues Gefängnis so keine Chance zu entkommen. Außerdem vermehren sich Wildschweine mehr, wenn der Mensch sie intensiv bejagt. Auf plötzlichen Populationsdruck reagieren Wildschweine nämlich mit erhöhter Fruchtbarkeit (4). Auch deshalb ist die Jagd vollkommen kontraproduktiv. Trotz intensiver Bejagung geht die Zahl der Wildschweine in Deutschland nicht zurück. Das allein sollte einen doch an der Effektivität dieser steinzeitlichen ‘Problemlösung´ zweifeln lassen. Im Jagdjahr 2019/20 wurden immerhin über 880 Tausend Wildschweine getötet und doch sinken die Populationsbestände nie nachhaltig.
Wieso haben wir eigentlich so viele Wildschweine?
Die Anbaufläche für Mais und Raps ist seit 2001 um 60 Prozent gestiegen. Beide Feldfrüchte werden von Wildschweinen geliebt und ein wichtiger Faktor für den massiven Anbau von Mais und Raps ist ihre Nutzung als Futter für die Massentierhaltung.
Ziehen wir also Résumé:
Wir töten Tausende Wildschweine auf grausame Art, um die domestizierten Schweine zu schützen, die wir in Millionenzahlen (2020 waren es um die 53 Millionen domestizierte Schweine) selbst töten möchten und das, obwohl die pflanzliche Ernährung besser für das Klima, die Gesundheit und am allerwichtigsten, für die fühlenden Lebewesen ist, mit denen wir diesen Planeten teilen. Und Überträger zwischen Wild- und Hausschwein ist zu allem Überfluss noch der Mensch. Zusätzlich wissen wir, dass Jagd die Zahl der vielen Wildschweine nicht eindämmen kann, sondern für mehr Nachwuchs sorgt. Effizient wäre ein Abbau an Mais- und Rapsfeldern durch einen Abbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung und der Stopp der Jagd, um die übermäßige Vermehrung der Wildschweine zu beenden. Stattdessen müssen Gebiete renaturiert werden, inklusive Prädatoren wie dem Wolf.
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1983 für die Rechte der Tiere einsetzt. Durch Öffentlichkeitsarbeit macht der Verein Tierleid für die Bevölkerung sichtbar und zeigt Alternativen auf. Seit 2016 sind die Menschen für Tierrechte einer der drei anerkannten Verbände für das TierschutzMitwirkungs- und Verbandsklagerecht in Baden-Württemberg.
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