„Regionales Schlachten“ – Ein Kommentar von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. zum bevorstehenden Bürgerentscheid
„Regionales Schlachten“ – Ein Kommentar von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. zum bevorstehenden Bürgerentscheid
2023-01-17 10:08
Ein Zusammenschluss aus Metzgern, Landwirten und Direktvermarktern (Fair&Regional) möchte durch einen Bürgerentscheid am kommenden Sonntag den Erhalt des Rottenburger Schlachthofes erreichen. Ne ben den wichtigen Fragen wie Tierwohl, Umweltschutz und regionale Vermarktung ginge es aber auch um die „pure Existenz“. Jedoch wird die „pure Existenz“ derer, die hinter den Toren des Schlachthofes ihren letzten Atemzug tun sollen, bei dem bevorstehenden Entscheid gänzlich außer Acht gelassen. Abgestimmt wird lediglich darüber, wo die Tiere zukünftig getötet werden. Bleibt der Beschluss des Gemeinderates vom März 2022 bestehen, beteiligt sich die Stadt mit 300.000 Euro an der Sanierung des Gärtringer Schlachthofes. Wird der Beschluss gekippt, soll der Rottenburger Schlachthof erhalten bleiben. Auch dies würde bauliche Maßnahmen nach sich ziehen, die die Stadt und damit die Bürger*innen 5,7 Millionen Euro kosten würden (1).
Aufnahmen von Tierrechtsorganisationen haben in der Vergangenheit wiederholt gezeigt, dass Regionalität keine Garantie für die Einhaltung von Tierschutz ist (2). „Hinter den Toren der Schlachthäuser sind alle Tiere gleich, egal, ob sie aus einer Bio- oder einer „konventionellen“ Haltung stammen“, so Stephanie Kowalski, Tierärztin bei Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V., „am Ende werden sie gegen ihren Willen getötet.“
Anstatt große Summen in einen der beiden Schlachthöfe zu stecken, könnte man die Gelder im Sinne der von Landwirtschaftsminister Özdemir angekündigten Ernährungsstrategie investieren, die darauf abzielen soll, den Konsum von Fleisch, Salz und Zucker zu reduzieren und im Gegenzug die pflanzliche Ernährung zu stärken (3). Dies ginge auch mit den von der Bürgerinitiative aufgeführten Punkte Tierwohl, Umweltschutz, regionale Vermarktung, sowie der puren Existenz Hand in Hand.
Für viele Tierfreund*innen dürfte der bevorstehende Entscheid eine Wahl zwischen Pest und Cholera sein. Eine Tendenz, wo Tierfreund*innen ihr Kreuz am Wochenende setzen sollen, hat der Verein Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. dennoch. „Ein „Nein“ zum Erhalt des Rottenburger Schlachthofes wäre in vielerlei Hinsicht das kleinere Übel“, so Kowalski, „einige Landwirt*innen würden laut eigenen Aussagen ihre Tierhaltung aufgeben. Selbstverständlich soll niemand seine Existenzgrundlage verlieren. Aber durch einen Umstieg auf pflanzliche Lebensmittel unter dem Gesichtspunkt der neuen Ernährungsstrategie wäre dies nicht der Fall.“
Wer über den Bürgerentscheid hinaus aktiv eine Wahl treffen will, kann sich beispielsweise dem sogenannten Veganuary anschließen. Dahinter steckt eine Kampagne, die Menschen weltweit dazu ermutigt, sich im Januar und auch darüber hinaus vegan zu ernähren (4).
Eine ausgewogene vegane Ernährung ist eine wirkungsvolle Maßnahme, um die Umwelt zu schützen, Tierleid zu vermeiden, den Klimawandel aufzuhalten und die eigene Gesundheit zu verbessern.
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1983 für die Rechte der Tiere einsetzt. Durch Öffentlichkeitsarbeit macht der Verein Tierleid für die Bevölkerung sichtbar und zeigt Alternativen auf. Seit 2016 sind die Menschen für Tierrechte einer der drei anerkannten Verbände für das Gesetz über Mitwirkungsrechte und das Verbandsklagerecht im Tierschutz (TierSchMVG).
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