Die Max-Planck-Gesellschaft hat mehr Tierversuche mit Affen zum Ziel. Das geht aus der jüngst veröffentlichten Grundsatzerklärung zu Tierversuchen hervor. Dort heißt es: „Die Max-Planck-Gesellschaft sieht sich in der besonderen Verantwortung, die Forschung mit nichtmenschlichen Primaten voranzubringen, da die deutschen Universitäten diesen wichtigen Zweig der Neurowissenschaft unzureichend abdecken.“
Die Gehirne von Menschen und anderen Tieren unterscheiden sich zu sehr in ihrem Aufbau und ihrer Komplexität. Darum sollen vermehrt die Gehirne unserer nächsten Verwandten, der Affen, studiert werden, um charakteristisch menschliche Fähigkeiten zu erforschen. Das ist die Erklärung der Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Wolf Singer, welcher jahrzehntelang selbst an Affen und Katzen im Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt geforscht hat.
Die Forschung an Affen steht deutschlandweit massiv in der Kritik. In Tübingen erklärte Prof. Nikos Logothetis, sich dem öffentlichen Druck beugend, die Affenversuche beenden zu wollen. Zuvor veröffentlichte ein Tierpfleger Undercover-Aufnahmen aus dem Labor. In der Folge nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz.
Der Kollege in Bremen, Prof. Andreas Kreiter, klagte bis zum Bundesverwaltungsgericht, weil die zuständige Behörde seine Affenversuche nicht weiter genehmigen wollte. Sie verwies darauf, dass Tierversuche laut Tierschutzgesetz für eine Genehmigung „unerlässlich“ und „ethisch vertretbar“ sein müssen. In Berlin und München waren bereits gleichartige Tierversuche abgelehnt worden. Auch an der Universität Bochum endeten die Affenversuche im Jahr 2012.
Aus der Wissenschaft wird die Kritik an Forschung mit nichtmenschlichen Primaten immer lauter.
Das Gehirn der Makaken, der in Deutschland am häufigsten verwendeten Affenart ist über zehnmal kleiner und die Nervenzellen bilden im Vergleich zum menschlichen Gehirn dramatisch weniger Verbindungen aus. Dies sind nur zwei Beispiele, inwiefern sich die Gehirne von Primaten und Menschen dramatisch unterscheiden.
Dr. Andrew Knight zeigt in seiner Arbeit auf, dass Forschung mit Schimpansen eine erfolglose Sackgasse darstellt. Jede zweite Studie findet keinerlei Beachtung in der Wissenschaft, das heißt, sie wird nicht von Kollegen zitiert. Er schließt, keine Studie hätte einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung medizinischer Methoden geleistet. Die Genehmigung solcher Versuche bedeute ein Scheitern der Ethik-Kommissionen.
Dr. Jarrod Bailey von der Newcastle University in Großbritannien fasst in einem Artikel zusammen, es fehlten Beweisen, welche aufzeigen, dass die Forschung an nichtmenschlichen Affen zur Medizin beigetragen hat. Daten, welche aufzeigen, dass solche Forschung irrelevant, unnötig und sogar gefährlich für die menschliche Gesundheit ist, würden häufig nicht beachtet. Diese Daten zeigten, dass Studien an nichtmenschlichen Primaten nur geringe oder keine Aussagekraft für den Menschen haben.
Der Verein MENSCHEN FÜR TIERRECHTE – Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.V. kritisiert den Entschluss der Max-Planck-Gesellschaft. Als weltweit angesehene Forschungseinrichtung steht die Max-Planck-Gesellschaft in der Verantwortung, auf die methodische Kritik aus der Wissenschaft einzugehen und die Hirnforschung mit Fokus auf den Menschen voranzubringen. „Es gibt es zahlreiche bildgebende Verfahren, welche einzeln oder in Kombination verwendet werden können, um mit freiwilligen Probanden die Fähigkeiten des Gehirns zu erforschen. Mit menschlichen Nervenzellen lassen sich zelluläre Grundlagen studieren.,“ fasst Christian Ott, Neurobiologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Vereins zusammen. „Der Beitrag der Affenversuche am Fortschritt in der kognitiven Hirnforschung ist verschwindend gering und eine Reduktion oder gar Abschaffung der Versuche würde Forschungsgelder für die zuverlässige Forschung am Menschen bedeuten,“ ist sich Christian Ott sicher.
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