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Heidelberg: Hölderlin-Gymnasium seziert Schweine im Unterricht - Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg schlägt Alternativen vor und erhält abweisende Antwort

2024-01-17 12:45

Im Rahmen einer landesweiten Erhebung zum Sezieren im gymnasialen Unterricht, wurde Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg von Schüler*innen und der Elternschaft darüber informiert, dass am Hölderlin-Gymnasium Körperteile von Schweinen seziert werden. Daraufhin schrieb MfT BW an die Schulleitung und schlug Alternativen vor. Das Sekretariat antworte mit einer selbst geschriebenen Nachricht, die lautete: ,,Zurück an Absender”. Auf erneute Nachfrage, ob diese Nachricht ein Versehen war oder als generelles Desinteresse zu deuten sei, erfolgte keine Antwort. Auch auf die Nachfrage, ob dies auch die Meinung der Schulleitung darstellt, wurde nicht geantwortet. 

Stuttgart, 6. Januar 2024. Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg versteht, dass es zu den Aufgaben der Biologielehrer*innen gehört, den Schüler*innen anatomische und physiologische Zusammenhänge begreifbar zu machen. Dafür sollten und müssen heutzutage aber keine Tiere mehr sterben. Selbst wenn es sich bei den Augen und Herzen um sogenannte "Schlachtabfälle" handeln sollte, so wird den Schüler*innen leider fälschlicherweise auch vermittelt, dass es scheinbar in Ordnung ist, an Tieren herumzuexperimentieren und sie dann im Müll zu entsorgen - eine obsolete Sichtweise, die weder auf moderner Wissenschaft basiert, noch ethische Werte an die junge Generation vermittelt.

,,Wissenschaftler*innen haben uns gezeigt, dass Schweine und andere Tiere empfindungsfähige und soziale Lebewesen mit ureigensten Interessen sind, die wir berücksichtigen müssen. Beim Sezieren jedoch werden Tiere zu Objekten degradiert, die man nach Belieben töten und aufschneiden kann. Diese veraltete Denkweise verharmlost den Missbrauch von Tieren, inklusive des Einsatzes von Tieren im Biologieunterricht.,“ so Julia Thielert, M.Sc. Animal Welfare Science, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg. ,,Die ethische Behandlung von Tieren wird in unserer Gesellschaft zunehmend eingefordert, auch auf Basis der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Damit wächst die Ablehnung des Einsatzes von Tieren in der Lehre, was sich in EU-Richtlinie 63/2010 zeigt, in welcher es heißt: “Tierversuche auf lange Sicht zu beenden und wenn möglich, alternative, tierfreie Methoden zum Einsatz kommen zu lassen“. Wir haben das Hölderlin-Gymnasium deshalb darum gebeten, seinen Schüler*innen moderne Werte zu vermitteln und auf tierfreie Alternativen umzusteigen. Dafür gibt es mittlerweile moderne und virtuelle Computerprogramme und Apps sowie lebensechte Modelle, wie zum Beispiel den SynFrog von SynDaver.“

Welchen wissenschaftlichen Nutzen soll ein Kind daraus ziehen, in ein Schweineauge zu sehen, das zuvor unendlich viel Leid erfahren hat? Schweine gehören neben Primaten zu den intelligentesten Säugetieren und übertreffen Hunde, Katzen und dreijährige Kinder. Sie erkennen sich im Spiegel, schlafen gemeinsam in Gruppennestern und sind sehr sozial und empathievoll. 

Ein modernes Computerprogramm begeistert alle Kinder in einer Klasse, sodass niemand aus dem Unterricht geschickt wird und die Kinder viel besser lernen, wie ein Auge aufgebaut ist oder wie faszinierend ein Schweinekörper ist. Vielleicht kann ein virtuelles Programm auch Lerninhalte darüber vermitteln, auf was für vielfältige Arten Schweine Laute von sich geben und welche Rolle die Anatomie dabei spielt. Schweine kommunizieren immerhin mit über 20 verschiedenen Lauten. Beim Sezieren ist das unmöglich.

Im August 2023 stieß der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes eine historische Veränderung im Umgang mit unserer Umwelt und den Tieren an. In diesem Rahmen haben die Vereinten Nationen auch erstmalig den Tierschutz in einer rechtlich bindenden Menschenrechtskonvention erwähnt und das Recht von Kindern vor Gewalt an Tieren geschützt zu werden:“[…] Children must be protected from all forms of physical and psychological violence and from exposure to violence, such as domestic violence or violence inflicted on animals.” (1) Die Mitgliedsstaaten müssen nun alles in ihrer Macht Stehende tun, damit Kinder keiner Gewalt an Tieren ausgesetzt sind. Studien belegen zudem, dass Kinder durch das Erleben von Gewalt an Tieren in ihrem Empathievermögen negativ beeinflusst werden und Tierleid im Laufe der Zeit zunehmend gleichgültig gegenüberstehen.

Das Wichtigste, dass Schüler*innen aus dem naturwissenschaftlichen Unterricht mitnehmen sollten, ist es, jedes Leben zu achten und zu lernen, mit tierfreien Methoden zu forschen. Bei dem Finden geeigneter Methoden bot Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg seine Unterstützung an. Umso unverständlicher ist die schroffe Antwort einer Bildungseinrichtung, welche sich ja eigentlich um eine umfassende Persönlichkeitsentwicklung seiner Schüler*innen sorgen müsste. 

-Ende-

 

Quelle

  1. https://www.ohchr.org/en/documents/general-comments-and-recommendations/general-commentno-26-2023-childrens-rights-and

 

Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1983 für den Schutz und die Rechte der Tiere einsetzt. Durch Öffentlichkeitsarbeit macht der Verein Tierleid für die Bevölkerung sichtbar und zeigt Alternativen auf. Menschen für Tierrechte ist Mitglied im Landestierschutzbeirat Baden-Württemberg und seit 2016 sind die Menschen für Tierrechte einer der drei anerkannten Verbände für das Gesetz über Mitwirkungsrechte und das Verbandsklagerecht im Tierschutz (TierSchMVG). 

 

Pressekontakt:

Julia Thielert

M.Sc. Animal Welfare Science

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.

Bürozeiten:

Mo bis Fr von 09:30 - 13:30 Uhr

Tel: 0159/ 0611 0596

j.thielert@tierrechte-bw.de

 

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© Tierrechte Baden-Württemberg

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