Language
Language
Login
News - Leser
  • Tierrechte
  • Aktivitäten
  • News
  • Zoo Heidelberg erschießt Kudu-Bock – Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. fordert ein Ende der regulären Tiertötungen durch Zoos

Zoo Heidelberg erschießt Kudu-Bock – Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. fordert ein Ende der regulären Tiertötungen durch Zoos

2023-03-15 13:43

Der Zoo Heidelberg hat seine Kudu-Herde aufgelöst. In der Pressemitteilung vom Zoo hieß es dazu: ,,Mitte Februar hat das letzte Mitglied der Großen Kudu-Herde den Zoo verlassen" (1).
Das ist eine blumige Umschreibung, denn dieses letzte Mitglied wurde per Kopfschuss getötet und an die Raubtiere verfüttert. Der Zoo beschrieb den Vorgang in einer weiteren Pressemitteilung wie folgt: ,,In Abstimmung mit allen Verantwortlichen seitens Zoo und Zuchtbuch wurde die schwere Entscheidung getroffen, den Kudu-Bock zu töten und als Futtertier an die Löwen und Tiger zu verfüttern. Die Tötung erfolgte auf eine möglichst stressfreie Art und Weise: Das Tier wurde in seinem gewohnten Umfeld mit einem gezielten Schuss getötet" (1).

,,Dieses Vorgehen ist nicht außergewöhnlich und fiel hier nur auf, weil die ganze Herde aufgelöst wurde. Dass Zoos generell regelmäßig Tiere töten, ist den wenigsten Menschen bewusst“, so Julia Thielert, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg. ,,Und damit sind nicht ,,nur" die Tiere gemeint, die Zoos generell zum Verfüttern halten, wie Meerschweinchen oder Küken.“

Der Zoo Heidelberg begründete die Tötung in seiner Pressemitteilung auf die üblich
e Weise; für das männliche Tier der Herde konnte keine geeignete Unterbringung gefunden werden und um Inzucht zu vermeiden, musste er getötet werden. Die weiblichen Tiere wurden auf Zoos in Deutschland, Frankreich und in der Slowakei aufgeteilt. ,,Ebenso sollte der Heidelberger Kudu-Bock keine eigene Zuchtgruppe mehr führen, da er in der Vergangenheit bereits seine Gene durch mehrere Nachkommen weitergegeben hatte“ (1). Anders ausgedrückt war der Bock für das Zuchtprogramm der EAZA einfach nicht mehr nützlich und man wollte ihn los werden, ansonsten hätte man ihn auch einfach kastrieren können.

Der Zoo Heidelberg ist wie die meisten Zoos in Europa Mitglied der EAZA. Das Engagement der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) für das Wohlergehen von Tieren kann infrage gestellt werden, wenn man ihre Position zur Euthanasie als Managementinstrument genauer anschaut. Der Kopenhagener Zoo ging als einer der wenigen Zoos zeitweise sehr offen mit seinen Tötungen um. Giraffe Marius machte weltweit Schlagzeilen. Marius war eine gesunde zweijährige Giraffe, die im Kopenhagener Zoo lebte. Seine Gene wurden jedoch als ungeeignet für eine zukünftige Zucht angesehen, da seine Geschwister ähnliche Gene hatten und bereits im Zuchtprogramm waren. Sein Genpool war also bereits bei seinen Geschwistern vorhanden. Um Inzuchtprobleme zu vermeiden, beschloss EAZA, ihn am 9. Februar 2014 einzuschläfern (Rose-Innes, 2016). Andere Zoos hatten zugestimmt, Marius zu adoptieren, aber EAZA lehnte ihre Angebote ab. Entweder weil sie nicht von der EAZA akkreditiert waren oder weil Marius Platz beansprucht hätte, den sonst eine genetisch wertvolle Giraffe hätte beherbergen können (Rincon, 2014). Eine genetisch wertvolle Giraffe wird als eine Giraffe definiert, die einen neuen Genpool in das Zuchtprogramm einbringt.

Im selben Jahr euthanasierte der Kopenhagener Zoo vier gesunde Löwen, um einen neuen männlichen Löwen aus dem Givskud Zoo (Dänemark) in die Gruppe einzuführen. Allein der Kopenhagener Zoo tötet jedes Jahr 20-30 gesunde Tiere (Dell'Amore, 2014). In allen 410 Zoos und Aquarien der EAZA (EAZA, 2018) werden jährlich zwischen 3.000 und 5.000 Tiere getötet. Mehrere hundert dieser Tiere sind große Fauna, darunter Giraffen, Löwen, Leoparden und Flusspferde. Die EAZA betrachtet Euthanasie als praktikable Managementstrategie zur Verbesserung ihres Zuchtprogramms (Smith-Spark, 2014; Moss, 2014).

 

Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. lehnt jede Herangehensweise an das Leben, die es auf seine genetischen Bestandteile reduziert, als inakzeptabel ab. Tiere, denen nützliche Gene für die zukünftige Zucht fehlen, können zum Tode verurteilt werden. Dieses Urteil wird von Menschen durchgeführt, die behaupten, sie zu schützen. Wahre Tierfreund*innen besuchen daher keine Zoos!

 

Quellen

1: https://www.zoo-heidelberg.de/mehr-platz-fuer-zebras-und-blessboecke/

Dell'Amore, C. (2014) Copenhagen Zoo Kills 4 Lions After Controversial Giraffe Death. National Geographic. Available at: https://www.nationalgeographic.com/news/2014/3/140326-lions-copenhagen-zoo-killing-animals-world-science/

European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) (2018) Members. Available at: https://www.eaza.net/members/

Knight, A. (2014) Pet and companion animals (Addendum). In: Jennings, B. Bioethics. 4th Edn. Farmington Hills, Michigan, United States: Macmillan Reference USA, a part of Gale, Cengage Learning, 269-270.

Moss, L. (2014) Why do some zoos euthanize healthy animals? Mother Nature Network. Available at: http://www.mnn.com/earth-matters/animals/stories/why-do-some-zoos-euthanize-healthy-animals

Rincon, P. (2014) Why did Copenhagen Zoo kill its giraffe? BBC News. Available at: https://www.bbc.com/news/science-environment-26118748

Rose-Innes, O. (2016) Is killing of healthy zoo animals warranted? Available at: https://winchester.instructure.com/courses/11746/pages/assignment-examples?module_item_id=436965

Smith-Spark, L. and Bharati, N. (2014) Copenhagen Zoo kills 4 lions, weeks after shooting giraffe. CNN. Available at: https://edition.cnn.com/2014/03/26/world/europe/copenhagen-zoo-lions/index.html

Zurück

© Tierrechte Baden-Württemberg

Add your Content here

Donec quam felis, ultricies nec, pellentesque eu, pretium quis, sem. Nulla consequat massa quis enim. Donec pede justo, fringilla vel, aliquet nec, vulputate eget, arcu.