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Wo sind die MPI-Affen?

2017-09-07 01:00

Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche fordert zusammen mit seinen europäischen Partnern One Voice und Cruelty Free International (CFI) Aufklärung über den Verbleib der überlebenden Affen des Tübinger Max-Planck-Instituts (MPI) Tübingen. Die Organisationen haben von der zuständigen Behörde die Mitteilung erhalten, dass fünf der Affen an die Neurologische Abteilung der Katholischen Universität Leuven in Belgien abgegeben worden seien. Nur diese Institution hatte der Weitergabe der Information zugestimmt, während andere Empfänger der Affen diese verweigert hatten.

„Es ist absolut inakzeptabel, dass das Schicksal der Affen geheim gehalten wird“, erzürnt sich Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. „Die Tierversuchsindustrie gibt sich gern den Anstrich, transparent zu sein, tatsächlich wird aber gemauert. Das MPI und damit die Affenversuche werden durch Steuergelder finanziert. Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, was mit den Tieren geschehen ist.“

Nach einer jahrelangen Kampagne gegen die Affenhirnforschung in Tübingen durch Ärzte gegen Tierversuche stand das MPI 2014 im Fokus der medialen Aufmerksamkeit, als undercover gemachte Aufnahmen das Leid der Primaten dokumentierten. Bei dieser Art der Forschung werden die Affen seelischem und körperlichen Zwang unterworfen, indem ihnen Flüssigkeit vorenthalten wird. Nur wenn sie sich dem Forscherwunsch entsprechend verhalten, bekommen die Tiere etwas zu trinken. Manche Affen werden über Jahre eingesetzt.

2016 kündigte das MPI an, die Hirnforschung an Affen auslaufen zu lassen. Was mit den überlebenden Affen geschehen sollte, wurde nicht kommuniziert. Der Ärzteverein, One Voice und CFI riefen mit Unterstützung der international anerkannten Verhaltensforscherin und UN-Friedensbotschafterin Dr. Jane Goodall das MPI auf, die Tiere in Auffangstationen abzugeben. Die Affen hätten genug gelitten und hätten es verdient, wenigstens den Rest ihres Lebens frei von den Entbehrungen und der Gefangenschaft im Labor zu verbringen. „Doch stattdessen hat das MPI die Tiere offensichtlich an andere Labore verschachert, wo sie weiter in der grausamen Hirnforschung leiden müssen“, befürchtet Gericke.

Die Vereine stellen die Affenhirnforschung nicht nur aus ethischen Gründen in Frage, sondern auch wegen ihres fragwürdigen wissenschaftlichen Ansatzes. „Am MPI wird hauptsächlich Grundlagenforschung betrieben, d.h. Forschung, bei der es um die Befriedigung der Neugier einzelner Personen geht, nicht aber um die klinische Anwendung“, erklärt Tierärztin Gericke. Aufbau und Funktion des Gehirns von Affen und Menschen sind so verschieden, dass Ergebnisse aus solchen Tierversuchen irreführend und die Übertragung auf den Menschen reine Spekulation sind.

Einer wissenschaftlichen Studie zufolge wird von Affenhirnforschern der Nutzen ihrer Forschung stark übertrieben. Ihr Ergebnis: Ethisch vertretbare Forschung direkt am Menschen ist für den medizinischen Fortschritt sehr viel wertvoller, wird aber von Affenhirnforschern unterbewertet. Diese übertreiben hingegen die Wichtigkeit ihrer Forschung, indem sie fälschlicherweise als ausschlaggebend für einzelne medizinhistorische Durchbrüche dargestellt wird.


Pressemitteilung vom 05.09.2017 des Vereins Ärzte gegen Tierversuche e.V.

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© Tierrechte Baden-Württemberg

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