Time to End the Cage Age – Überwältigende Unterstützung für ein Verbot der Käfighaltung in der Landwirtschaft im EU Parlament
Time to End the Cage Age – Überwältigende Unterstützung für ein Verbot der Käfighaltung in der Landwirtschaft im EU Parlament
2021-04-20 10:33
Am 15. April 2021 fand die öffentliche Anhörung der Europäischen-Bürger:inneninitiative (EBI) „End the Cage Age“ im Europäischen Parlament statt. In der dreistündigen Sitzung begrüßten die drei anwesenden EU-Kommissar:innen die Initiative und zahlreiche Mitglieder des Europäischen Parlaments (MEPs) äußerten sich zum Thema. Insgesamt erhielt die Initiative überwältigenden Zuspruch.
Die „End the Cage Age“-EBI fordert die Abschaffung der Käfighaltung von Tieren in der EU-Landwirtschaft. Mit der heutigen Anhörung passierte die Initiative einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur offiziellen Antwort der Europäischen Kommission, die in den nächsten Monaten erwartet wird.
„Die EU behauptet gerne, eine Führungsrolle im Tierschutz einzunehmen. Trotzdem verdammt sie jedes Jahr mehr als 300 Millionen landwirtschaftlich genutzte Tiere zu elenden Leben in engen Käfigen. Diese mittelalterliche Praxis ist grausam und komplett unnötig“, sagt Julia Thielert, MSc Animal Welfare Science, Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg.
„Einige Mitgliedstaaten und Unternehmen haben Käfige schon abgeschafft und zeigen uns so verschiedene Möglichkeiten und Wege. Jetzt ist es an der Zeit, dass der Rest der EU nachzieht. In Übereinstimmung mit den Ambitionen des Europäischen Grünen Deals und der ‚Farm to Fork‘-Strategie fordern wir die Europäische Kommission auf, durch eine Revision der Richtlinie von 1998 über den Schutz landwirtschaftlich genutzter Tiere die Abschaffung der landwirtschaftlichen Käfighaltung auf den Weg zu bringen.“
Norbert Lins, der Vorsitzende des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (Europäische Volkspartei EVP, Deutschland), stellte am Ende der Anhörung fest, dass die meisten Sprecher die Initiative begrüßen und dass nun die Kommission am Zug sei.
Zwei Tage vor der Anhörung, am 13. April, hatten sich EU-Bürger:innen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auf Twitter nochmals mit vereinten Kräften hinter „End the Cage Age“ gestellt und die EU-Abgeordneten ermutigt, die EBI in der Anhörung zu unterstützen. Insgesamt wurden 35.000 Tweets gesendet, was einer potenziellen Reichweite von über 3,7 Millionen Ansichten entspricht und ein weiterer Beleg für die breite Unterstützung der EBI in der Bevölkerung ist.
Die „End the Cage Age”-EBI wurde am 11. September 2018 geöffnet und genau ein Jahr später geschlossen. Mit 1,4 Millionen verifizierten Unterstützungsbekundungen aus der gesamten EU ist sie die erste erfolgreiche EBI für den Tierschutz in der Landwirtschaft.
Weitere Statements
Bo Algers, Veterinär und Professor Emeritus der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften, sagte: „Die EU-Gesetzgebung für landwirtschaftlich genutzte Tiere ist unglaublich überholt. Seit 1998, dem Jahr, in dem die EU ihre Richtlinie über den Schutz der landwirtschaftlichen Nutztiere verabschiedete, haben wir eine Vielzahl neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse gewonnen, weshalb wir heute viel besser verstehen, wie physische, physiologische und psychologische Faktoren das Wohlergehen der Tiere beeinflussen. Einer großen Bandbreite von speziesspezifischen ethologischen Bedürfnissen kann in Käfigen keine Rechnung getragen werden, egal ob diese Käfige ausgestaltet sind oder nicht. Es ist mittlerweile absolut klar, dass es Tieren in Käfigen nicht gut gehen kann, da diese sie physisch und im Verhalten unweigerlich einschränken. Unabhängig davon, wie gut das Management ist.“
MEP Eleonora Evi, Vize-Präsidentin der „Animal Welfare Intergroup“ und Co-Chair der Arbeitsgruppe zur Abschaffung der Käfighaltung, sagte: „Die heutige öffentliche Anhörung war ein weiterer grundlegender Schritt auf dem Weg zum Ziel eines käfigfreien Europas. Gemeinsam mit vielen gleichgesinnten Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben wir den über 300 Millionen Tieren eine Stimme gegeben, die jedes Jahr allein in der EU ihr ganzes oder einen erheblichen Teil ihres Lebens in Käfigen verbringen. Die enorme Unterstützung, die diese Europäische Bürgerinitiative in ganz Europa erhalten hat, kann von der Europäischen Kommission nicht ignoriert werden, die so schnell wie möglich einen Gesetzesvorschlag vorlegen muss, um die unnötige Grausamkeit der Käfighaltung zu beenden und die landwirtschaftlichen Praktiken in der EU näher an die Erwartungen unserer Bürgerinnen und Bürger heranzuführen und sie mehr mit der Natur und dem Schutz der öffentlichen Gesundheit in Einklang zu bringen."
MEP Anja Hazekamp, Präsidentin der „Animal Welfare Intergroup“ und Co-Chair der Arbeitsgruppe zur Abschaffung der Käfighaltung, sagte: „Hunderte Millionen Tieren in Europa sind zu landwirtschaftlichen Zwecken in Käfigen eingesperrt. Diese Tiere haben keine Chance, ihr natürliches Verhalten auszuüben, und die Bedingungen, unter denen diese Tiere gehalten werden, sind so schlecht, dass ihr Leben zu einer einzigen großen Qual wird. Käfige sind grausam, aber auch veraltet und unnötig. Es ist ein Meilenstein, dass sich mehr als 1,4 Millionen Bürger für diese Tiere eingesetzt haben, um dem ‚Käfigzeitalter‘ ein Ende zu setzen. Wir erwarten nun von der Europäischen Kommission und den Mitgliedsstaaten den Beweis, dass sie diesen Aufruf und die Europäische Bürgerinitiative als demokratisches Instrument ernst nehmen. Ein Gesetzesvorschlag zum Verbot der Käfighaltung in der Landwirtschaft muss unverzüglich vorgelegt werden.“
Věra Jourovà, Vizepräsidentin der EU-Kommission, verantwortlich für Werte und Transparenz, sagte während der Anhörung: "Die Initiative kämpft für ein Anliegen, das in der aktuellen öffentlichen Debatte einen hohen Stellenwert einnimmt: den Tierschutz für Nutztiere zu verbessern und in eine nachhaltige Landwirtschaft zu investieren. Das sind berechtigte Ziele, die die Kommission in ihren politischen Ambitionen zur Gestaltung fairer, gesunder und umweltfreundlicher Lebensmittelsysteme aufgegriffen hat und die ihren Weg in die im Mai letzten Jahres verabschiedete ‚Farm to Fork‘-Strategie gefunden haben."
Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, sagte während der Anhörung: “Wir ergreifen konkrete Maßnahmen, denn, wie ich bereits wiederholt erklärt habe, stehen Tierschutz und Tiergesundheit ganz oben auf unserer Agenda." Sie fügte hinzu: "Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass wir mehr tun müssen, und wir müssen nach Besserem streben. Und wir sind absolut entschlossen, dies zu tun. Die Europäische Bürgerinitiative ist eine Erinnerung daran, die zur richtigen Zeit kommt. Sie ist auch ein hervorragendes Beispiel für die Demokratie in ihrer besten Form."
Janusz Wojciechowski, EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, sagte während der Anhörung, dass EU-Agrarsubventionen und Konjunkturmittel "teilweise auch für den Ausstieg aus der Käfighaltung und die Einführung alternativer Methoden verwendet werden können", und fügte hinzu: "Sie haben die volle Unterstützung der Europäischen Kommission bei der Umsetzung dieser Transformation."
Ruud Zanders sagte: „Ich bin auf dem intensiven Geflügelbetrieb meiner Eltern aufgewachsen, der 2007 bankrott ging. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich unser Produktionsmodell überdacht habe. Mit ‚Kipster‘ haben wir uns aufgemacht, die tier- und menschenfreundlichste Geflügelfarm dieses Planeten zu entwerfen. Das hat sich für uns als ‚Goldenes Ei‘ entpuppt: Unser Unternehmen ist profitabel und skalierbar. Wir wollen nicht lediglich auf ein Konsumenten-Bedürfnis reagieren, sondern den Wandel antizipieren und gar ein Vorbild dafür sein, dass bessere Wege in der Landwirtschaft existieren und umsetzbar sind.“
2. Die Anhörung wurde vom Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung des Europäischen Parlaments in Zusammenarbeit mit dem Petitionsausschuss organisiert.
3. Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1983 für die Rechte der Tiere einsetzt. Durch Öffentlichkeitsarbeit macht der Verein Tierleid für die Bevölkerung sichtbar und zeigt Alternativen auf. Seit 2016 sind die Menschen für Tierrechte einer der drei anerkannten Verbände für das TierschutzMitwirkungs- und Verbandsklagerecht in Baden-Württemberg.
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