Language
Language
Login
News - Leser

Tiertransporte - Die leidvolle Fahrt in den Tod

2017-11-22 01:00

Das Leben der sogenannten Nutztiere in der Massentierhaltung ist vom Lebensbeginn bis zum Tod qualvoll. Die tierquälerische Haltung ist zunehmend ein Thema in der Gesellschaft - während die Missstände bei den Tiertransporten vergleichsweise noch wenig Beachtung finden.

Jährlich sterben in Deutschland etwa 753 Millionen “Nutz”tiere. Vor ihrem Tod werden sie im Laufe ihres Lebens meist mehr als einmal transportiert. Da sich einzelne Betriebe aus Kostengründen spezialisiert haben, werden die Tiere nach der Geburt häufig in die jeweilige Mastanlage transportiert. Da auch die Anzahl kleiner, regionaler Schlachthöfe sinkt, werden die Tiere zum Sterben zu den wenigen großen Schlachthöfen gebracht. Die einzelnen Stationen liegen in aller Regel räumlich weit auseinander. Somit verbringen “Nutz”tiere viele Stunden ihres Lebens in überfüllten Transportern. In den LKW Ladeflächen herrscht dichtes Gedränge und die Tiere haben keine Möglichkeit, unbekannten Tieren auszuweichen. Es mangelt an Wasser und Futter. Selbst wenn Tränken vorhanden sind hat nicht jedes Tier die Möglichkeit, diese in der Enge auch zu erreichen. Besonders bei einer höheren Außentemperatur kann das zur Dehydrierung führen. Die fremden Geräusche und Gerüche, wie auch das unbekannte Gefühl auf einem Fahrzeug transportiert zu werden, führen bei den Tieren zu Stress, Angst und Leiden. Während des Transports sowie beim Be- und Entladen besteht eine hohe Verletzungsgefahr. Fern von ihrer gewohnten Umgebung und unter unhygienischen Bedingungen müssen die Tiere ausharren, bis der Transport sein Ziel erreicht hat.

Und das kann dauern: In Deutschland ist die Transportzeit gesetzlich zwar auf acht Stunden begrenzt aber wie bei allen Lebensstationen von “Nutz”tieren werden die ohnehin geringen gesetzlichen Mindestanforderungen durch diverse Ausnahmeregelungen unterminiert. Die EU-Gesetzgebung gibt keine maximale Transportdauer vor. Schweine und Pferde dürfen unbegrenzt jeweils 24 Stunden transportiert werden,wenn dazwischen eine Ruhepause von 24 Stunden eingehalten wird. Für Rinder gilt eine maximale Transportdauer von 29 Stunden mit einer Ruhestunde. Außerhalb der EU ist die Richtlinie aufgehoben und die Tiere können beliebig weiter transportiert werden. Die Exporte von “Nutz”tieren sind in den letzten Jahren besonders nach Russland, in die Türkei und in den Libanon sowohl in der Anzahl wie auch in der Transportdauer signifikant angestiegen. Vor dem Jahr 2013 wurden durch die TRACES-Datenbank der EU 90 Transporte von Rindern in die Türkei mit einer geplanten durchschnittlichen Fahrtdauer von 42 Stunden erfasst. Im Jahr 2016 dauerten die etwa 1000 Rindertransporte in die Türkei laut Datenbank im Durchschnitt jeweils 69 Stunden. Allerdings gibt die TRACES Datenbank lediglich Hinweise über die geplante Dauer eines Transports. Die tatsächliche Transportzeit wird nicht erfasst. Die Exporte lebender Tiere in den Libanon haben sich in dem Betrachtungszeitraum verdreifacht. Trotz des Wissens um das Tierleid, werden Langstreckentransporte von “Zucht”rindern von der EU subventioniert.

Besonders außerhalb der EU sind die Tiere problematischen klimatischen Bedingungen ausgesetzt. Auf Langstreckentransporten mangelt es zudem meist an allem. Wasser, Futter, Ruhe- oder auch Melkzeiten sind nicht oder nur unzureichend vorhanden. Die hygienischen Bedingungen sind sowohl in LKWs wie auch auf Frachtschiffen desaströs. Nicht wenige Tiere sterben während des Transports.

Tiertransporte werden nur stichprobenartig kontrolliert. Und obwohl die gesetzlichen Bestimmungen so gering sind und nur etwa ein Prozent der Tiertransporte in Deutschland kontrolliert werden, sind Verstöße gegen geltendes Recht an der Tagesordnung.

Die Polizeidirektion Oldenburg führte im Jahr 2014 eine groß angelegte Tiertransportkontrolle durch - mit einer Beanstandungsquote von 72 Prozent. Wiederholt wurde diese spezifische Kontrolle im März 2017. Die Beanstandungsquote lag hier sogar bei 76 Prozent. Viele Transporter waren so überladen, dass die Tiere nicht die vorgeschriebene Fläche zur Verfügung hatten. Und diese ist laut Gesetz schon kaum mehr als die Grundfläche der Tiere. Bei einem der kontrollierten LKW tropfte Kot und Urin auf die Fahrbahn. Andere Speditionen  hatten die Tiere nicht ausreichend gesichert oder vorschriftsmäßig getrennt, so dass sich die Verletzungsgefahr erheblich erhöhte. Nicht nur Tiere dieser Kontrolle wiesen teilweise Verletzungen auf - auch bei anderen kontrollierten Transporten wurden verletzte Tiere entdeckt. Die hohe Beanstandungsquote ist nicht ungewöhnlich: Bei einer ähnlichen Kontrolle in Cloppenburg wurden knapp 72 Prozent beanstandet; in Mittelsachsen über 75 Prozent.

Aus einem Bericht der Bundesregierung an die Europäische Kommission geht hervor, dass die Zahl der Verstöße bei Rindern um 312 Prozent, bei Schweinen um 230 Prozent und bei Pferden um 128 Prozent angestiegen sind. Und das, obwohl die Kontrollen teilweise reduziert wurden. Besonders häufig sind zu hohe Tierzahlen, eine mangelhafte Versorgung der Tiere und der Transport verletzter Tiere.

Obwohl Bund und Länder über die eklatanten Verstöße informiert sind, existiert weder auf Landes- noch auf Bundesebene eine Statistik. Fest steht aber, dass mehr als die Hälfte der dokumentierten Verstöße nicht geahndet werden. Es bleibt bei Belehrungen ohne dass weitere Sanktionen wie etwa Bußgelder auferlegt werden.

“Nutz”tiere sind fühlende, leidensfähige Lebewesen. Schweine sind reinlich und sozial. In verhaltensbiologischen Untersuchen konnte nachgewiesen werden, dass sie ein Ich-Bewusstsein haben. Auch Kühe haben individuelle Charaktereigenschaften und schließen nach Möglichkeit lebenslange Freundschaften. Hühner können sich in Artgenossen einfühlen und besitzen eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit. Ähnliche Beispiele aus der Verhaltensforschung gibt es für alle “Nutz”tiere.

Die Herabwürdigung von Tieren zur Produktionseinheit lässt den Respekt vor dem Leben vermissen. Die zu Waren degradierten Tiere werden Zeit ihres Lebens qualvoll gezüchtet, gehalten, transportiert und geschlachtet.

Wirbeltiere haben - ebenso wie Menschen - ein zentrales Nervensystem und sind in der Lage, Schmerz und Leid aber auch Freude und Glück zu empfinden. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist biologisch betrachtet nur graduell.

Mit dem Verzicht auf Fleisch und andere tierische Produkte kann jede/r Einzelne täglich ein Zeichen setzen. Auch ein schrittweiser Verzicht ist ein guter erster Schritt. Viele Menschen wissen noch zu wenig über die grausamen Zustände der “Nutz”tierindustrie. Helfen Sie uns aufzuklären. Denn Tiere sind keine Ware.

 

Zurück

© Tierrechte Baden-Württemberg

Add your Content here

Donec quam felis, ultricies nec, pellentesque eu, pretium quis, sem. Nulla consequat massa quis enim. Donec pede justo, fringilla vel, aliquet nec, vulputate eget, arcu.