Vögel sind äußerst reizempfängliche Tiere. Wird ein einzelnes Tier durch ein Geräusch aufgeschreckt, reagiert innerhalb von Sekunden der ganze Vogelschwarm. Diese sogenannte Schwarmintelligenz gibt es auch bei Puten. Während sie in der Freiheit von Geburt an mit verschiedenen Geräuschen und Bewegungen konfrontiert werden und lernen, angemessen darauf zu reagieren, kennen die Puten in den Mastanlagen nur wenige äußere Reize und reagieren oft schreckhaft.
Aber nicht nur darin unterscheiden sich die Hausputen - oder auch Haustruthühner - von den ursprünglich aus Nord-und Mittelamerika stammenden Truthühnern (Meleagris gallopavo).
Natürlicher Lebensraum Während Puten hierzulande in den Mastbetrieben in kargen, reizarmen Hallen in Bodenhaltung leben, bewohnen Wildputen Steppen, Waldränder und lichte Wälder. Zum Schlafen suchen sie in freier Natur erhöhte Plätze in Bäumen auf. Trotz ihres relativ hohen Gewichtes sind Truthühner gute Flieger, wobei sie von ihrem Flugvermögen eher selten Gebrauch machen. Sie bevorzugen es, sich zu Fuß fortzubewegen, zumal sie ihre Nahrung überwiegend am Boden finden. Dafür streifen sie - außerhalb der Brutzeit getrennt nach Geschlechtern und in einer festen Rangordnung - durch das Unterholz. Früchte und Samen, aber auch Würmer, Schnecken und Insekten sind Bestandteil ihres Speiseplans. Ein starker Kontrast zu dem homogenen, immer gleichen Futter in den Mastanlagen. Bis zu 50 Prozent ihrer Tagesaktivität nimmt die Futtersuche und -aufnahme bei Wildputen in Anspruch. Über den Tag legen sie dabei im Schnitt 10 bis 13 Kilometer zurück. Im Vergleich dazu nimmt die Nahrungsaufnahme bei den schweren “Mastputen” gerade mal 8 bis 9 Prozent ihrer Tagesaktivität ein. Das pelletierte Futter wird ihnen bereitgestellt und kann zudem schneller aufgenommen werden. Die Tiere werden deshalb aber nicht anderweitig beschäftigt. Eine häufige Folge sind Langeweile und Aggressionen, die sich unter anderem durch Federpicken bemerkbar macht.
Körperpflege Vögel widmen der Pflege ihres Gefieders viel Zeit. Dafür nutzen sie vor allem ihren Schnabel, sowie die Zehenkrallen. Auch Puten zeigen normalerweise dieses ausgeprägte Putzverhalten. Mastputen können dieses Verhalten nur sehr eingeschränkt ausführen. Die übergroße Brustmuskulatur hindert sie daran sich ungestört zu putzen. Die Häufigkeit der Gefiederpflege nimmt deutlich ab, da die Vögel ausschließlich in ihren Exkrementen liegen.
Sozialverhalten In der Natur leben Puten in komplexen Sozialstrukturen zusammen. Während der kalten Jahreszeit formieren sie sich in Verbänden von mehreren hundert Tieren mit fester Rangordnung.
In der Brutzeit ziehen sich die weiblichen Tiere meist in kleinen Nistgruppen von nur zwei bis fünf Hennen zurück. Die Geschlechtsreife erreicht das Truthuhn mit zehn bis zwölf Monaten. Mit Balztänzen versucht das Männchen ein Weibchen für sich zu gewinnen. Ihre Balzrufe sind über weite Strecken hörbar. Die natürliche Brutzeit beträgt 28 Tage. Ihr Gelege von acht bis fünfzehn Eiern brüten sie in einem Nest am Boden aus. Putenhennen sind sehr zuverlässige Brüterinnen. Das geht zum Teil so weit, dass sie - wenn sie erst einmal mit der Brut begonnen haben - endlos auf tauben Eiern weiter brüten würden. Sie hören damit erst auf, wenn die Küken geschlüpft sind. Dann schließen sich die Hennen mit ihren Küken wieder zu großen Verbänden zusammen, wo die Küken noch mehrere Monate von ihren Müttern beschützt werden. Pro Saison kommt es zu nur einem Gelege.
Natürliche Lebenserwartung Hätten Sie gewusst, dass die natürliche Lebenserwartung von Puten bei bis zu zehn Jahren liegt? Ihre Artgenossen in den Mastanlagen werden hingegen vor ihrem sechsten Lebensmonat getötet.
Wie das Leben von Puten in Mastanlagen aussieht, können Sie hier nachlesen.
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