Anlässlich eines Zeitungsartikels, in welchem von einer Benefizaktion für die Hochwasseropfer von Rheinland-Pfalz berichtet wurde, haben wir der durchführenden Schule in Dornstetten einen Brief gesendet. Denn um die Gelder zu sammeln, stellten die Schüler*innen Hotdogs her. In dem Artikel wurde auch von möglichen zukünftigen Aktionen gesprochen, in welchen dann auch noch Geflügel angeboten werden soll. Mit unserem Brief versuchten wir zu vermitteln, welche Auswirkungen Fleisch auf die Gesundheit und die Umwelt hat und natürlich, wie das Schicksal der Tiere aussieht.
Leider haben wir keine Antwort erhalten. Wir hoffen dennoch, dass bei zukünftigen Aktionen wenigstens pflanzliche Alternativen angeboten werden.
über die Presse erfuhren wir von Ihrer Benefizaktion für die Flutopfer in Rheinland-Pfalz. Wir sind beeindruckt von dem Engagement der Schülerinnen und Schüler. Die Empathie für das Schicksal anderer ist eine wichtige Fähigkeit, die im Bildungsauftrag nicht fehlen sollte und so finden wir dieses Event grundsätzlich erfreulich. Auch lasen wir in der Zeitung, dass Sie eine Wiederholung andenken; dann soll es auch noch Würstchen aus Geflügel geben. Für eventuelle nächste Aktionen möchten wir Ihnen ein paar gut gemeinte Anregungen mitgeben, um diese Aktion für alle Lebewesen zu einem Akt der Empathie werden zu lassen.
Zunächst einmal möchten wir kurz darauf verweisen, dass verarbeitetes Fleisch bereits 2015 von der Weltgesundheitsorganisation als ein Karzinogen der Klasse eins eingestuft wurde. Damit befindet es sich in der gleichen Klasse, wie zum Beispiel Zigaretten. Dabei ist Krebs nach Herz-Kreislauferkrankungen (auch diese können mit dem Konsum von Tierprodukten in Zusammenhang stehen) die häufigste Todesursache in Deutschland. Bratwürstchen, Wurstaufschnitt und viele weitere Produkte sind damit offiziell krebserregend (1). Leider ist diese Tatsache wenig bekannt und verbreitet in der Bevölkerung; sollte jedoch gerade bei der Bildung und Ernährung junger Menschen dringend beachtet werden.
Neben der eigenen Gesundheit sollte man auch das Wohlergehen anderer Lebewesen nicht vergessen. Eine Wurst, egal ob aus Schwein oder Geflügel, besteht immer aus einem fühlenden Lebewesen. Woher das Fleisch für die von Ihnen verwendeten Würstchen stammt, wird im Zeitungsartikel nicht erläutert. 98 % des Fleisches in Deutschland stammen aus der Massentierhaltung. Hier leben die Tiere auf engstem Raum, sehen das Tageslicht meist nur auf dem Weg zum Schlachthof. Schweine und Geflügel werden meist kurz nachdem sie auf dieser Welt sind, ohne Betäubung verstümmelt. So entfernt man Geflügel die Schnabelspitze, Schweinen schneidet man den Ringelschwanz ab und kastriert sie. All diese Eingriffe sind für die Tiere höchst schmerzvoll und nur nötig, da sie Verhaltensstörungen aufgrund der tierquälerischen Haltungsweise entwickeln. Schweine und Geflügel sterben nach einem kurzen und qualvollen Leben noch im Kindesalter, Schweine mit etwa fünf Monaten (natürliche Lebenserwartung 21 Jahre) und Geflügel, wie zum Beispiel ein Masthuhn nach fünf bis sechs Wochen (natürliche Lebenserwartung 8 Jahre).
Die Schlachthofskandale der letzten Jahre (besonders in Baden-Württemberg) haben immer wieder gezeigt, dass auch das Ende im Schlachthof lange nicht so friedlich ist, wie es uns oft verkauft wird. Laut Bundesregierung sind je nach Betäubungsart 3,3 bis 12,5 Prozent der Schweine nicht ausreichend betäubt, wenn sie an einem Bein aufgehängt werden und kopfüber die Kehle durchtrennt bekommen. In absoluten Zahlen bedeutet dies jährlich bis zu 7,5 Millionen Schweine – die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich weitaus höher. Für Hühner und Puten wurde noch keine Fehlbetäubungsrate ermittelt, was unter anderem damit zusammenhängen könnte, dass diese Tiere im Schlachthof nur in Tonnen und nicht als einzelne Individuen angegeben werden (2). Doch selbst wenn Sie die Würstchen aus einem der wenigen ökologisch arbeitenden Betriebe beim Bauern nebenan gekauft haben, wurde auch für diese ein fühlendes Lebewesen durch Gewalteinwirkung getötet.
Die hohe Tierhaltungsdichte wird von der WHO übrigens auch als einer der Hauptgefahrenpunkte für die nächste Pandemie angegeben. Außerdem ist der große Verzehr von Tierprodukten einer der Haupttreiber des Klimawandels. Gerade im Licht der Hochwasser-Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie dem neuen Bericht des Weltklimarates (3) sollte man versuchen, Menschen eine pflanzliche Ernährung näher zu bringen. Die Oxford University schrieb bereits 2016: „Plant-based diets could save millions of lives and dramatically cut greenhouse gas emissions” (4). Auch die UNO benennt Fleisch in ihrem Bericht als den größten Zerstörer der Natur (5).
Daher möchten wir Sie eindringlichst bitten, bei Ihrem nächsten Hotdog Verkauf pflanzliche Produkte zu verwenden. Für die Gesundheit Ihrer Schüler und Schülerinnen, aber auch deren Recht auf eine intakte Erde und zur Förderung der Empathie gegenüber allen fühlenden Lebewesen. Für Fleisch spricht heutzutage eigentlich nichts mehr, außer dass wir uns an diese Tradition gewöhnt haben. Gerade junge Menschen sind hier aber noch formbarer und offener. Ihnen fällt es leichter, sich an die Idee zu gewöhnen, dass man eigentlich gar keine toten Tiere braucht, um ein genussvolles Essen zu kreieren. Solch ein Hotdog Verkauf ist damit ein idealer Anreiz für junge Menschen, sich für diese Thematik zu öffnen. Und so können auch Sie als Schulzentrum zukunftsweisend ein starkes Zeichen setzen.
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1983 für die Rechte der Tiere einsetzt. Durch Öffentlichkeitsarbeit macht der Verein Tierleid für die Bevölkerung sichtbar und zeigt Alternativen auf. Seit 2016 sind die Menschen für Tierrechte einer der drei anerkannten Verbände für das TierschutzMitwirkungs- und Verbandsklagerecht in Baden-Württemberg.
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