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MITMACHAKTION: Die Hetze gegen die Wildtiere reißt nicht ab

2021-11-16 11:40
Wildtiere leben in den Wäldern und kaum einer bekommt sie je zu Gesicht.
Es scheint, als würden die Jäger*innen hierzulande meinen, sie könnten ihrem Hobby ohne jegliche Konsequenzen nachgehen. Auch die Politik scheint zu glauben, sie könne Gesetze freien Willens ändern.
 
Erst im Oktober veranstalteten wir eine Demonstration vor dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, da Minister Hauk unter Zustimmung der Grünen in Baden Württemberg die Schonzeiten mehrerer Wildtiere einkürzte. Nun folgt schon die nächste Schreckensnachricht aus der Politik. In Niedersachsen einigten sich CDU und SPD unter Zustimmung der FDP darauf, dass der Wolf trotz seines Status als durch die EU geschütztes Wildtier ins Jagdrecht aufgenommen werden soll.
 
In der Thematik Jagd bewegen wir uns also in einem zunehmend traurigem Feld und die Hetze gegen die Wildtiere scheint kein Ende zu finden. Auch Frau Klöckner setzt sich ebenso wie Hauk und Lies für die sinnlose Bejagung von Wildtieren wie dem Wolf ein.
 
Umso wichtiger ist es, dass Menschen wie Sie und wir uns für die Wildtiere starkmachen. Daher hören wir nicht auf, unseren Protest auszudrücken und die Handlungen der Politiker*innen in die Öffentlichkeit zu bringen.

So haben wir auch bzgl. der Einigung in Niedersachsen für den Wolf im Jagdrecht einen Brief gesendet, in dem wir alle Beteiligten zur Vernunft aufrufen. Gerne möchten wir Sie motivieren, Ihren Unmut ebenfalls auszudrücken. Die Poltiker*innen müssen merken, dass die Bevölkerung ihre Handlungen beobachtet und sie nicht tun können, was sie wollen. Kopieren Sie unseren Brief und senden ihn an die Entscheidungsträger*innen oder nutzen Sie ihn als Inspiration und verfassen Ihren eignen Brief. Außerdem können Sie auf den Social Media Profilen ein Kommentar unter einen aktuellen Post hinterlassen und so die Thematik noch öffentlicher machen. Auf jeden Fall sollten wir nicht tatenlos zusehen, wenn nach und nach die wenigen Rechte der Wildtiere noch mehr geschwächt werden!

 

Entscheidungsträger*innen:

Umweltminister Lies (SPD)

E-Mail: Minister@mu.niedersachsen.de

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Landesvorsitzender Dr. Frank Schmädeke (CDU)

E-Mail: frank.schmaedeke@t-online.de

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Landesvorsitzender Herr Hermann Gruppe (FDP)

E-Mail: nds@fdp.de

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Auch die Landestierschutzbeauftragte kann ins CC der E-Mail oder man kann ihr die Bitte mitteilen, sich gegen die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht einzusetzen.

Landestierschutzbeauftrage Michaela Dämmrich

E-Mail: Michaela.Daemmrich@ml.niedersachsen.de

 

Unser Brief:

Sehr geehrter Umweltminister Lies,

Sehr geehrter Landesvorsitzender Dr. Frank Schmädeke, Herr Hermann Gruppe,

Sehr geehrte Landestierschutzbeauftrage Michaela Dämmrich,

 

ich bin entsetzt über die Einigung von CDU und SPD in Niedersachsen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Auch bedauere ich, dass die FDP diese Entscheidung unterstützt. Laut EU-Gesetz ist der Wolf geschützt und darf zum Schutz von landwirtschaftlich genutzten Tieren nur gejagt werden, wenn alle möglichen Maßnahmen zum Schutz der vom Menschen genutzten Tiere erfolglos getroffen wurden. Eine generelle Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht ist damit ein Verstoß gegen EU-Gesetz, denn diese Voraussetzung kann nur im Einzelfall geprüft werden.

CDU-Abgeordneter Frank Schmädeke lobte die Entscheidung, den Wolf ins Jagdrecht zu inkludieren, als ein wichtiges Signal für alle Weidetierhalter. Dabei zeigt ein Blick in die Statistiken der Wolfsrisse und die Schutzmaßnahmen der Tierhalter, dass die vom Wolf angegriffenen Tiere fast nie ausreichend geschützt waren. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf hat bereits im März 2020 veröffentlicht, wie adäquater Herdenschutz aussehen muss. Dabei ist eine Grundhöhe des elektrischen Zaunes von 120 cm als Mindestmaß angegeben. Kaum ein Tier in Niedersachsen ist so geschützt. Viele der Tiere scheinen gar nicht geschützt gewesen zu sein oder mit einem Zaun von allerhöchstens 100 cm Höhe. Außerdem gibt es auch klare Empfehlungen über die Höhe der einzelnen Zaundrähte. So sollten es fünf Stück sein, auf einer Höhe von 20, 40, 60 und 90 cm. Dazu findet man meist gar keine Angaben in den Aufzeichnungen der Risse.

Ich frage mich, wie es sein kann, dass ein geschütztes Tier wie der Wolf auf Basis solch eindeutiger Haltungsfehler ins Jagdrecht aufgenommen werden kann. Wie ist das mit dem EU-Recht vereinbar?

Der Umweltministier Olaf Lies hatte bereits Anfang des Jahres eine Populationsstudie zum Wolf in Auftrag gegeben, mit dessen Ergebnisse jedoch erst im Winter 2021 zu rechnen sind. Durchgeführt wird diese Studie von vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Es ist jedoch damit zu rechnen, dass die Ergebnisse ähnlich ausfallen werden, wie die einer im Oktober veröffentlichten Studie. Diese BOKU-Studie mit dem Titel „Gutachterliche Stellungnahme zu den Auswirkungen von rückkehrenden Wölfen auf Landwirtschaft und traditionelle Weidehaltung, Freizeit- und Erholungswirtschaft, Jagd- und Forstwirtschaft sowie Biodiversität im Ostalpenraum“ kam zu dem Ergebnis, dass Konflikte im Zuge der natürlichen Wolfs-Rückkehr in den Alpenraum mit Herdenschutzmaßnahmen begegnet werden muss. Nicht aber durch die Bestandsregulierung via Wolfsabschuss (5).

Ich empfehle dem Bundesland Niedersachsen, das Thema Wolf nicht weiter sinnlos anzuheizen und erst einmal das wissenschaftliche Ergebnis abzuwarten.

Anstatt Wölfe zum Abschuss freizugeben, sollten Tierhalter*innen aufgeklärt werden über nötige Maßnahmen zum Schutz ihrer Tiere und natürlich auch finanziell bei diesen unterstützt werden. Erfahrungen zeigen, dass bei adäquater Umsetzung der Schutzmaßnahmen nach ein bis zwei Jahren ein deutlicher Rückgang der Angriffe in der Übergriffsstatistik zu verbuchen ist (in 80% der Fälle konnten so Erfolge erzielt werden). Dies geschieht durch die Anpassung des Menschen an die neue Situation und das Lernverhalten der Wölfe (1).

Jagd ist zur langfristigen Kontrolle von Übergriffen auf Weidetiere sinnlos. Wölfe wandern am Tag bis zu 75 km. Sie überwinden dabei Ländergrenzen. Es gibt zurzeit 17.000 Wölfe in Kontinentaleuropa. Und das ist ohne Russland und Weißrussland. Tötet man ein Rudel wird sein Territorium über kurz oder lang von einem anderen Wolf besetzt. International wandernde Tiere, kann man mit lokaler Jagd niemals regulieren. Im Gegenteil haben Studien und Beispiele wie Norwegen, wo Karnivore bejagt werden, immer wieder gezeigt, dass Jagd kontraproduktiv ist. In Norwegen hält man die Populationen von Karnivoren klein, indem man sie gezielt bejagt. Aber trotz der stetigen Tötung eines großen Anteils der Karnivoren, ist Norwegens Angriffsrate auf landwirtschaftlich gehaltene Tiere deutlich höher als die anderer EU-Länder und das seit Jahrzehnten (2). Denn Jagd zerstört die Rudelstrukturen und die natürliche Dynamik der Natur. Normalerweise pflanzen sich in einem Rudel nur die Elterntiere fort. Gerade wenn eines von ihnen abgeschossen wird, zerfällt das Rudel. Junge, unerfahrene Wölfe wandern durchs Land; pflanzen sich fort, suchen nach leichten Futterquellen = die vom Menschen gehaltenen Tiere. Daher führt Jagd zu mehr Nutz- und Haustierrissen. Und durch die höhere Anzahl an paarungsbereiten Wölfen auch zu mehr Wölfen (3). Eine groß angelegte Studie über 25 Jahre in der EU und den USA fand heraus, dass in einem Drittel der Fälle das Töten von Wölfen zu mehr Angriffen auf die Tiere vom Menschen führte. Zusammenfassend fand sich in dieser Studie, dass in 71 % der Fälle das Töten von Wölfen zu keinem Unterschied oder sogar einem Anstieg der Übergriffe führte. In 29% der Fälle gab es eine kurze Phase mit weniger Übergriffen, die dann aber schnell wieder zunahmen (4).

Es wäre sinnvoller, ein fest etabliertes Rudel in einem Gebiet zu halten, diese Rudel blockiert durch sein Territorium 250 bis 350 Quadratmeter für andere Wölfe. Tiere vom Menschen müssen in diesem Gebiet ausreichend geschützt werden, sodass die Wölfe lernen, dass diese keine Futterquelle für sie darstellen. Die Elterntiere zeigen ihren Jungen, wie man jagt und geben dieses Wissen an die Jungtiere weiter. Dies führt langfristig zu Wölfen, welche die Tiere vom Menschen nicht mehr als leichte Nahrungsquelle sehen.

Wenn ständig menschliche Eingriffe in Form von Tötungen in die Strukturen des Rudels stattfinden, wird sich nie ein funktionierendes System entwickeln.

Den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen verstößt damit nicht nur gegen EU-Recht, sondern entbehrt sich auch jeder langfristig gedachten Logik.

Ich möchte Sie daher noch mal eindringlichst bitten, den Wolf nicht ins Jagdrecht aufzunehmen oder mir wissenschaftliche Daten zu schicken, auf welchen Sie meinen, Ihre Entscheidung logisch und mit EU-Recht vereinbar begründen zu können.

 

Mit freundlichen Grüßen

IHR NAME

 

Quellen

1: Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (2020) Bundesweite Schadensstatistik. Abrufbar unter: https://www.dbb-wolf.de/wolfsmanagement/herdenschutz/schadensstatistik

2: Linnell, J.D.C. and Cretois (2018) Research for AGRI Committee - The revival of wolves and other large predators and its impact on farmers and their livelihood in rural regions of Europe. European Parliament, Policy Department for Structural and Cohesion Policies. Abrufbar unter: https://www.europarl.europa.eu/cmsdata/191585/IPOL_STU(2018)617488_EN%20AGRI-original.pdf

3: Wielgus, R. B. and Peebles, K. A. (2014) Effects of wolf mortality on livestock depredations. Plos one, 1-16. Abrufbar unter: https://journals.plos.org/plosone/article/file?id=10.1371/journal.pone.0113505&type=printable

4: Mohl, C. (2016) WWF: Wolfsabschüsse schützen keine Nutztiere. Abrufbar unter: https://www.wwf.at/de/wwf-wolfsabschuesse-schuetzen-keine-nutztiere/

5: Universität für Bodenkultur Wien (2019) Gutachterliche Stellungnahme zu den Auswirkungen von rückkehrenden Wölfen auf Landwirtschaft und traditionelle Weidehaltung, Freizeit- und Erholungswirtschaft, Jagd- und Forstwirtschaft sowie Biodiversität im Ostalpenraum. Abrufbar unter: https://boku.ac.at/fileadmin/data/H03000/H83000/H83200/Publikationen/BOKU_Berichte_zur_Wildtierforschung_23.pdf

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