Klaus Mack wirbt in ,,Zur Sache Baden-Württemberg“ für die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht – Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. fordert ein Wolfsmanagement auf Basis von wissenschaftlichen Fakten
Klaus Mack wirbt in ,,Zur Sache Baden-Württemberg“ für die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht – Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. fordert ein Wolfsmanagement auf Basis von wissenschaftlichen Fakten
2023-03-23 00:00
In der SWR-Sendung ,,Zur Sache Baden-Württemberg“ sprach Klaus Mack sich erneut für eine Aufnahme des Wolfes in das Jagdgesetz aus. Darin berief er sich auch wieder auf die 40 toten Schafe von Schäfer Fröschle, die 2018 ein Wolf gerissen hätte. Diese Information stimmt nicht, denn die Hälfte der Schafe ist bei der Flucht ertrunken. Noch wichtiger ist aber, dass die Schafe zur Enz hin nicht geschützt waren. Dabei sollte zumindest Menschen, die sich ansatzweise mit der Thematik Wolf befasst haben, bewusst sein, dass Wölfe exzellent schwimmen können. Es wird also schnell eindeutig, dass die Schafe des Schäfers Fröschle nicht ausreichend geschützt waren und damit kein Fall sind, den man nutzen kann, um für den Wolf im Jagdrecht zu argumentieren. Der Halter gibt in dem Fernsehbeitrag selbst an, dass er die Tiere erst ,,JETZT“ mit einem speziellen Elektrozaun schützt (https://www.ardmediathek.de/video/zur-sache-baden-wuerttemberg/wolfsrudel-im-anmarsch/swr-bw/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE4MjU4MTE).
,,Im Gegensatz zum Menschen muss der Wolf zum Überleben töten. Während der Mensch also aus puren Gelüsten tötet, versucht der Wolf einfach nur zu überleben. 50 % der sogenannten Nutztiere, welche der Wolf tötet, sind nicht ausreichend geschützt. Dies wäre die Verantwortung der Menschen, die diese in ihrer Obhut haben. Seien es Haustiere oder aus Profitgründen gehaltene Tiere“, so Julia Thielert, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg. ,,Versetzen wir uns in die Lage des Wolfes. Dieser versucht wie wir alle, möglichst einfach an Nahrung zu kommen. Ungeschützte oder schlecht geschützte Tiere erscheinen da wie ein Glückstreffer. Schließlich muss der Wolf zum Überleben möglichst wenig Energie für die Jagd verbrauchen. Des Weiteren besteht der Anteil an sogenannten Nutztieren in der Ernährung des Wolfes auch nur aus 1,1 %.“
Die Jagd muss verboten werden. Sie ist vollkommen sinnlos. Wölfe wandern am Tag bis zu 75 km. Sie überwinden dabei Ländergrenzen. Es gibt zurzeit 17.000 Wölfe in Kontinentaleuropa. Und das ohne Russland und Weißrussland. Tötet man ein Rudel, wird sein Territorium mit Sicherheit über kurz oder lang von einem anderen Wolf besetzt. International wandernde Tiere kann man mit lokaler Jagd niemals regulieren. Im Gegenteil haben Studien und Beispiele wie Norwegen, wo Karnivore bejagt werden, immer wieder gezeigt, dass Jagd kontraproduktiv ist. Denn sie zerstört die Rudelstrukturen und die natürliche Dynamik der Natur. Normalerweise pflanzen sich in einem Rudel nur die Elterntiere fort. Gerade wenn eines von ihnen abgeschossen wird, zerfällt das Rudel. Junge, unerfahrene Wölfe wandern durchs Land, pflanzen sich fort, suchen nach leichten Futterquellen = die sogenannten Nutztiere. Daher führt Jagd zu mehr Nutz- und Haustierrissen. Und durch die höhere Anzahl an paarungsbereiten Wölfen auch zu mehr Wölfen.
Es wäre sinnvoller, ein fest etabliertes Rudel in einem Gebiet zu haben, diese blockieren 250 bis 350 Quadratmeter für andere Wölfe. Tiere vom Menschen müssen in diesem Gebiet ausreichend geschützt werden, sodass die Wölfe lernen, dass diese keine Futterquelle für sie darstellen. Die Elterntiere zeigen ihren Jungen, wie man jagt und geben dieses Wissen an die Jungtiere weiter. Dies führt langfristig zu Wölfen, welche die Tiere vom Menschen nicht mehr als leichte Nahrungsquelle sehen.
Dass es auch ohne Jagd geht, beweisen Regionen wie der Kanton Genf in der Schweiz. In diesem wurde per Volksentscheid bereits im Jahr 1974 entschieden, dass die Jagd verboten ist. Auch beim Wolfsmanagement geht die Schweiz einen anderen Weg. ,,Manz betont, dass mehr Rudel nicht automatisch zu mehr Rissen an Nutztieren führten. Dort, wo in der Schweiz Herdenschutz betrieben wird, seien die Übergriffe auf Nutztiere stark gesunken. Hinzu komme, dass Wölfe nur dann Nutztiere jagten, wenn die Wildtierpopulation schlecht sei“ (https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/wie-werden-weibliche-woelfe-in-der-schweiz-behandelt-100.html?fbclid=IwAR0fARaVgHA8-2kAhLhRvHXs-gFD1WmpCCIRBjlDQQSUptdCl_xPNMcmE1w). Anstatt wie die CDU und die AFD Energien in die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht zu stecken, sollte man diese lieber nutzen, um Tierhalter*innen aufzuklären und ggf. bei einem Ausstieg/Umstieg zu unterstützen. Denn letztlich neigen fast alle Beiträge um den Wolf auch zu einer Romantisierung der netten Tierhalter*innen, deren Tiere durch den Wolf den Tod erfahren. Die meisten dieser Tiere werden, wie auch bei Schäfer Fröschle, ja nur gehalten, weil der Mensch sie selbst umbringen und verzehren möchte.
2: Linnell, J.D.C. and Cretois (2018) Research for AGRI Committee - The revival of wolves and other large predators and its impact on farmers and their livelihood in rural regions of Europe. European Parliament, Policy Department for Structural and Cohesion Policies. Abrufbar unter: https://www.europarl.europa.eu/cmsdata/191585/IPOL_STU(2018)617488_EN%20AGRI-original.pdf
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