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Internationales Dressurfestival in Ludwigsburg – Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg fordert Verbot von der Nutzung von Pferden als Sportgeräte

2021-09-21 15:48

Vom 23. bis 26. September findet das Internationale Dressurfestival in Ludwigsburg statt. Die Stars der Dressur sollen bewundert werden können, eventuell sogar mit „einem Hauch von Tokio“, so die Veranstalter*innen. Dass diese Stars nicht alle freiwillig an den sportlichen Präsentationen und Wettkämpfen teilnehmen, konnte man ebenfalls gut in Tokio beobachten. Die Bilder von der Trainerin Kim Raisner gingen um die Welt, als sie lauthals aufforderte, mal richtig draufzuhauen. So passt dieser angekündigte Hauch von Tokio gut in die Beschreibung des Events. Denn die Pferde nehmen im Gegensatz zu den Menschen nicht freiwillig daran teil und werden oft mit fragwürdigen Trainingsmethoden zu den widernatürlichen Vorführungen gezwungen.

Dressurreiten wird häufig als die höchste Form des Pferdetrainings bezeichnet, in welcher sowohl Pferd als auch Reiter*in aus dem Gedächtnis verschiedene Bewegungsabläufe vollführen müssen. Gerade "moderne" Trainer*innen und sogenannte Pferdeflüsterer*innen nutzen menschliche Sprache und andere Formen des Ausdrucks, um das Jagen und die permanent angstvollen Reaktionen der Pferde zu überspielen und als besonders pferdefreundlich zu präsentieren. Pädagogisch haben sich Menschen vollkommen davon abgewandt, Angst als eine Lehrmethode zu nutzen. Im Pferdetraining wird Angst als Lehrmittel leider weiterhin eingesetzt. Häufig auch in Verbindung mit Schmerzen, verursacht durch Peitschen, Mundstücke oder Sporen.

Pferde sind Fluchttiere, sie haben kein Interesse an Wettkämpfen und sie wollen sich nicht in unnatürlichen Posen mit anderen Tieren messen. Hierbei handelt es sich um ein menschliches Bedürfnis, welches nicht auf Kosten der Tiere ausgetragen werden sollte. Pferde sind gesellige Tiere. Sie sind gerne das ganze Jahr über draußen und laufen (nicht rennen!) und spielen mit ihren Artgenossen. Auch putzen sie sich gegenseitig das Fell und grasen gemeinsam. Im Reitsport werden sie oft einzeln in Boxen gehalten, manche Tiere kommen nur zum Training raus und verbringen ihr Leben im Stall. All das hat mit einem artgerechten Leben nichts zu tun.

In der Dressur müssen Pferde Haltungen und Gangarten annehmen, die mit ihrer natürlichen Bewegung nichts gemeinsam haben. Das geht schnell zulasten ihres Bewegungsapparates. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Rollkur, bei der der Kopf des Pferdes mithilfe der Zügel bis auf die Brust heruntergezogen wird. Das wirkt sich auf das Sehvermögen, die Haltung und die Atmung der Tiere aus und führt zu enormen Stress.

Auch Peitschen werden immer wieder eingesetzt. Dabei ist klar, dass sie als ein Werkzeug der Bestrafung genutzt werden bzw. mal genutzt worden sein müssen. Sie verursachen Schmerzen und ihre Anwendung ist sehr komplex, denn Pferde reagieren ganz unterschiedlich auf sie (manche werden langsamer durch den Schreck, andere schneller). Oft werden sie auch falsch eingesetzt, zum Beispiel wird ein Pferd damit angetrieben, obwohl es schon an seinem Limit ist. Zuletzt war dies bei Olympia sichtbar, als Trainerin Kim Raisner rief „Hau mal richtig drauf“. Man nutzt Peitschen, um die Tiere zu etwas zu bewegen, was diese eigentlich nicht tun möchten. Und warum sollten sie auch? Weder Dressur noch Springreiten oder Pferderennen entsprechen ansatzweise den natürlichen Verhaltensweisen eines Pferdes. Leider sind Fälle wie der Vorfall bei Olympia keine Seltenheit. 2019 gab es ebenfalls eine Streichung der Olympiasiegerin Charlotte Dujardin bei der Dressur-EM. Mit ihren Sporen hatte sie ihrer Stute eine 3 cm lange, blutende Wunde zugefügt. Außerdem fanden Kontrolleure*innen blutige Risse in den Mundwinkeln des Pferdes, verursacht durch starkes Reißen an den Zügeln. All diese Werkzeuge können zu erheblichen Leiden bei den Pferden führen. In Einzelfällen fallen sie auf. Wie viel Leid geschieht, wenn die Kameras aus sind und für den nächsten Preis trainiert wird… man kann es nur erahnen.

Auch das Bild von Gordon Elliott, Trainer von zwei Pferden, die beim Grand National gewannen, sorgte weltweit für Empörung. Auf diesem sitzt der Trainer auf einem toten Pferd und macht recht vergnügt ein Peace-Zeichen mit den Fingern in die Kamera. Was er hier ausdrückt, ist das Problem mit allen Pferden in dieser Industrie; sie sind eine Art austauschbare Ware. Ein Artikel, den man braucht zum Gewinnen, genauso wie ein*e Tennisspieler*in einen guten Schläger benötigt. So sterben jährlich Tausende Pferde auf den Rennbahnen weltweit oder ziehen sich tödliche Verletzungen beim Training zu. Im Vordergrund steht das Gewinnen, nicht das Wohlergehen der Pferde.

Wo es um Geld oder Ruhm geht, sollten keine fühlenden und unfreiwilligen Teilnehmer*innen involviert sein. Noch dazu, wenn sie nicht in der Lage sind, Unrecht selbst vorzutragen. Außerdem ist die Wettbewerbsatmosphäre keine geeignete Umgebung für die sensiblen und schreckhaften Tiere. Wenn Menschen sich mit anderen Menschen messen möchten, sollen sie das tun können. Aber sie sollten es aus eigener Kraft heraustun und keine anderen Lebewesen missbrauchen, die nicht freiwillig an diesen Wettkämpfen teilnehmen.

 

Photo Credit: We Animals Media

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© Tierrechte Baden-Württemberg

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