Fütterungsverbot in Lörrach – Stadt entzieht sich der Verantwortung und lässt Tauben an ausgestreckter Hand verhungern
Fütterungsverbot in Lörrach – Stadt entzieht sich der Verantwortung und lässt Tauben an ausgestreckter Hand verhungern
2023-02-28 16:10
Lörrach/Stuttgart, 27.02.2023 – In einer Pressemeldung gab die Stadt Lörrach Anfang des Jahres ein Fütterungsverbot für Tauben und andere Tiere im Stadtgebiet bekannt. Der Verein Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. fordert Oberbürgermeister Lutz und Bürgermeisterin Neuhöfer-Avdić in einem Offenen Brief auf, das Verbot aufzuheben. Bis heute blieb dieser unbeantwortet und die Lörracher Stadttauben verhungern an der ausgestreckten Hand.
Um der Taubenpopulation in Lörrach entgegenzuwirken, hat die Stadt ein Fütterungsverbot für Tauben, Krähen und andere Kleintiere verhängt. Dabei brüten Stadttauben, anders als Wildtauben, unabhängig vom Futterangebot. Über einen langen Zeitraum wurden sie vom Menschen daraufhin gezüchtet, möglichst viel zu brüten. Weswegen die Zahl des Nachwuchses, anders als bei vielen anderen Tierarten, nicht vom Nahrungsangebot, dem körperlichen Zustand oder anderen Gegebenheiten abhängt. Sie sind darauf gezüchtet, unter allen Umständen weiter zu brüten. Durch Futtermangel sogar tendenziell noch mehr, um ihre Art zu erhalten.
Die heutigen Stadttauben sind die Nachfahren von einst ausgesetzten Haustieren. Diese Tiere sind nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen, da der Mensch sie einst in seine Abhängigkeit züchtete. Daher steht er in der Verantwortung, diesen Tieren zu helfen.
In Lörrach werden die Tauben einmal wöchentlich von Ehrenamtlichen eines örtlichen Tierschutzvereins gefüttert. „Man muss kein Taubenexperte sein, um einzusehen, dass dies viel zu selten ist“, so Stephanie Kowalski, Tierärztin bei Menschen für Tierechte Baden-Württemberg e.V., „ die Tauben brauchen täglich ausreichend artgerechtes Futter sowie sauberes Wasser. Anderenfalls sind sie wieder gezwungen, Abfälle zu essen, um nicht qualvoll zu verhungern.“ Der Kot von artgerecht ernährten Tauben ist fest und dunkel; erst durch die unpassende Ernährung, wie beispielsweise Abfälle, entsteht der sog. Hungerkot, der dann zur Verärgerung der Anwohner*innen unter Umständen Gebäude verunreinigt.
Das Fütterungsverbot wird von einigen Hauseigentümer*innen sogar so ausgelegt, dass sie ihren Mieter*innen das Aufstellen von Futterhäuschen für Wildvögel auf ihrem Balkon untersagen, da sich Tauben daran bedienen könnten.
Ein gut geplantes, tierschutz-adäquates Stadttaubenmanagement ermöglicht ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Stadttauben. Die Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. fordern daher, neben der Aufhebung des Fütterungsverbotes, dass die Stadt Lörrach eine ausreichende Anzahl an Taubenschlägen bereitstellt , wo die Tiere täglich gefüttert und deren Eier gegen Gipsmodelle ausgetauscht werden können. Die Antwort von Oberbürgermeister Lutz und Bürgermeisterin Neuhöfer-Avdić erwarten sie daher gespannt.
Den Offenen Brief können Sie auf der Website des Vereins nachlesen.
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1983 für die Rechte der Tiere einsetzt. Durch Öffentlichkeitsarbeit macht der Verein Tierleid für die Bevölkerung sichtbar und zeigt Alternativen auf. Seit 2016 sind die Menschen für Tierrechte einer der drei anerkannten Verbände für das Gesetz über Mitwirkungsrechte und das Verbandsklagerecht im Tierschutz (TierSchMVG).
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