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Aus aktuellem Anlass

2019-11-12 09:54

Unser Selbstverständnis

Als Teil der Tierrechts- und Befreiungsbewegung setzen wir uns für eine Welt ohne jede Form der Unterdrückung ein. Das bedeutet, dass wir (mindestens) die existenziellen Grundinteressen anderer Tiere (Menschen eingeschlossen) respektieren und im Rahmen unserer Möglichkeiten dagegen vorgehen, wenn wir sie verletzt sehen. Dazu zählt jede Form des (veganen) Aktivismus, die dazu dient, Menschen über die Zustände unserer Gesellschaft aufzuklären und für einen ethischen Umgang mit anderen Individuen zu sensibilisieren.

Die Methoden und Strategien, die wir dabei anwenden, sind unterschiedlich. Jede*r von uns hat andere präferierte Vorgehensweisen, die wir respektieren, solange sie nicht obigem Ziel entgegenstehen.

Unsere Grenzen

Auch wenn im Rahmen öffentlicher Aktionen auf Bildern und in Videos oft leidende Individuen gezeigt und damit letztlich instrumentalisiert werden, lehnen wir ab Leid anderer zu relativieren. Jede*r Betroffene hat ein Recht auf Wahrung seiner bzw. ihrer berechtigten Interessen.

Zudem distanzieren wir uns von allen Ideologien, die unserem emanzipatorischen Selbstverständnis zuwiderlaufen – dazu zählen neben den offensichtlich abwertenden Ideologien wie Speziesismus, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie, Klassismus, Ableismus und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auch Verschwörungsideologien, sofern sie explizit oder implizit menschenfeindliches Gedankengut transportieren. Gerade aufgrund der oft impliziten und nicht offensichtlich erkennbaren gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit im Kontext solcher Ideologien erachten wir diese als besonders bedrohlich für unsere Bewegung, da sie Inhalte rechter und linker Bewegungen unkritisch miteinander vermengen oder sogar gezielt menschenfeindliche Inhalte innerhalb emanzipatorischer Gruppierungen salonfähig machen wollen.

Angesichts der oft undurchsichtigen Motivlage verschwörungsideologischer Denkweisen ist uns bewusst, dass die Grenzen hier nicht immer eindeutig gezogen werden können. Meinungen und Ansichten können und dürfen vielfältig sein, und wir sind nicht vor einer Fehleinschätzung der Meinungen und Ansichten anderer gefeit. Menschen und insbesondere Aktiven, bei denen wir eine Affinität zu menschenfeindlichen Aussagen wahrnehmen, geben wir daher Gelegenheit zur Stellungnahme und bitten sie, sich aktiv mit den potenziell menschenfeindlichen Aspekten ihrer Ideologie auseinanderzusetzen, damit sie sich selbst für die Thematik sensibilisieren können. Erfolgt daraufhin keine plausible Distanzierung von solchen Aussagen, so schließen wir diese Menschen aus unseren Kreisen aus, denn eine Unterwanderung unserer Bewegung durch menschenfeindliches Gedankengut findet bei uns weder Akzeptanz noch Toleranz. Wir sind vielmehr entschlossen, sie zu verhindern.

Konkreter Anlass

Warum diese Erklärung? Der Grund ist ein konkreter Vorfall mit einem veganen Aktivisten aus unseren Kreisen, der in den sozialen Medien äußerst missverständliche und nach unserer Einschätzung bewusst antisemitische oder anderweitig menschenfeindliche Inhalte teilt, unter anderem in einem verschwörungsideologischen Kontext. Zudem thematisiert er diese Inhalte offen bei veganen Veranstaltungen, möglicherweise um andere von seinen Ansichten zu überzeugen.

Nach Hinzuziehen eines externen Beraters von Mobirex (Mobile Beratung gegen Rechts der Landesgemeinschaft Offene Jugendbildung Baden-Württemberg) haben wir diese Inhalte analysiert und uns nun dazu entschlossen, diese Erklärung abzugeben und diesen Aktivisten aus allen unseren lokalen Gruppen auszuschließen, um ein klares Zeichen gegen die Unterwanderung unserer Bewegung durch menschenfeindliches Gedankengut zu setzen.

Dies erachten wir als umso dringlicher, da besagter Aktivist zur Zeit in organisierender Position bei Anonymous for the Voiceless (AV) Stuttgart und 2 weiteren Chaptern aktiv ist. Er wird in Stuttgart am 09.11. einen sogenannten „Cube of Truth“ veranstalten. Aufgrund der Zeitknappheit wurde die Regionalleitung von AV erst gestern davon in Kenntnis gesetzt, dass diese Person nach unserer Einschätzung problematische Werte vertritt. Die Regionalleitung von AV konnte deswegen noch nicht reagieren. Wir leiten ihr aber heute unsere Belege weiter.

Wir hoffen, durch diese Erklärung möglichst viele Menschen für die Problematik hinter subtiler gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu sensibilisieren. Natürlich ist es gut, wenn auch rechts eingestellte Menschen tierleidfrei leben. In Organisationen, die sich grundsätzlich gegen jede Form von Unterdrückung einsetzen, dürfen sie aber keinen Platz bekommen.

Da diese Erklärung sicherlich für viele überraschend kommt, sind alle Interessierten eingeladen, am Mi, 27.11. ab 20 Uhr (Ort wird noch bekannt gegeben) mit Mitglieder*innen der mitzeichnenden Organisationen in einem persönlichen Gespräch offene Fragen zum konkreten Vorfall zu klären. Bei Interesse bitten wir aus organisatorischen Gründen um eine Eintragung in den verlinkten Doodle (gerne auch anonym). Zudem planen wir, gemeinsam mit Sachverständigen einen Workshop zu veranstalten, der die Problematik hinter den genannten Verschwörungsideologien anschaulich aufzeigen und Aktive der Tierrechts- und Befreiungsbewegung dafür sensibilisieren soll.

Gleichzeitig bekunden wir unsere Betroffenheit, da das Problem der subtilen Unterwanderung in emanzipatorischen Bewegungen präsenter und problematischer zu sein scheint, als viele von uns vor einigen Wochen noch gedacht hätten. Wir möchten daher alle Aktiven eindringlich bitten, sich mit der Thematik und unseren Quellen auseinanderzusetzen oder/und den Workshop zu besuchen. Wir halten euch auf dem Laufenden, sobald Details hierzu feststehen.

Wer wir sind

Hinter dieser Erklärung stehen (in alphabetischer Reihenfolge, Stand 15.11.2019) die Ortsgruppe Stuttgart der Albert-Schweitzer-Stiftung, ARIWA Ortsgruppen Stuttgart und Esslingen, Liberation Stuttgart!, Menschen für Tierrechte – Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.V., das PETA ZWEI-Streetteam Stuttgart und Rettet die Versuchsaffen.

Wir bitten auch weitere Organisationen, diese Erklärung ebenfalls mitzuzeichnen.

 

Quellen und weitere Informationen

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© Tierrechte Baden-Württemberg

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