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Am 24.04. ist Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche – Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg fordert konkrete Ausstiegspläne auf Bund- und Landesebene

2021-04-27 09:48

Laut der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft am 08.12.2020 veröffentlichten Tierversuchsstatistik 2019, stieg die Zahl der Tierversuche erheblich an. 2.202.592 lebende Tiere wurden in Versuchen eingesetzt, über 50.000 der eingesetzten Tiere wurden zudem mehrfach in Tierversuchen verwendet. Hinzu kommen noch 669.756 Tiere, die für die Entnahme von Gewebe oder Organen getötet wurden. Insgesamt wurden 77.282 mehr Tiere als im Jahr zuvor genutzt (1). Die Organisation Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg fordert eine konkrete Umsetzung der EU-Richtlinie 63/2010, in welcher es heißt: “Tierversuche auf lange Sicht zu beenden und wenn möglich, alternative, tierfreie Methoden zum Einsatz kommen zu lassen“.

„Die Bundestagswahlen 2021 bieten eine gute Möglichkeit, die bisher nicht vorhandene Umsetzung der EU-Richtlinie endlich in einem konkreten Maßnahmenplan aufzugreifen. Jede Partei sollte in ihrem Wahlprogramm einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch integriert haben“, so Julia Thielert von Menschen für Tierrechte in Baden-Württemberg. „Die Niederlande zeigen, dass das möglich ist. Sie wollen bis 2025 tierversuchsfrei sein und haben dafür einen Maßnahmenplan entwickelt.“

Es ist erschreckend, dass trotz unserer stetigen Weiterentwicklung im technischen Bereich die Zahl der Tierversuche ansteigt. Ein Ausstieg aus dem Tierversuch scheint in weiter Ferne. Dass die EU-Richtlinie in der Praxis kaum Umsetzung findet, sieht man gut am Beispiel der 74.520 Kaninchen, welche 2019 für auf Blutbasis produzierte Produkte wie Antikörper genutzt wurden. Dafür gibt es schon seit Jahren tierversuchsfreie Methoden. Es mangelt an umgehenden Sofortverboten, konkreten Zielvereinbarungen mit Ausstiegsdaten und schnelleren Anerkennungsverfahren für tierversuchsfreie Methoden. Außerdem sind Tierversuche ein großes Geschäft. Es verdienen nicht nur die Vivisektoren daran, sondern auch Tierversuchskonzerne wie Marshall, Harlan, oder Charles River, Transportgesellschaften wie Air France, KLM, Hersteller von Laborbedarf und andere Zuliefererbetriebe. Maßgeblich beteiligt sind aber vor allem die Pharma- und Chemiekonzerne wie Bayer, Novartis, BASF oder Astra-Zeneca, die selbst Tierversuche durchführen oder in Auftrag geben. Ein System mit so vielen Akteuren, die von Tierversuchen profitieren, ist schwer zu durchbrechen. Hier ist letztlich die Regierung gefragt, der Profitgier Einhalt zu gebieten.

Die Bilder aus dem Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT) gingen 2019 um die Welt und brachten dem Thema Tierversuch eine nie da gewesene Aufmerksamkeit. Getan hat sich seitdem leider wenig. Die Tierversuchszahlen steigen, die Aufnahmen geraten in Vergessenheit und die EU-Richtlinie wird ignoriert. Doch jeden Tag liegen Beagles in ihrem Blut für Giftigkeitstests, wird Mäusen das Gehirn mit Platten beschraubt und werden Affen in Stühlen fixiert. Nur weil es nicht mehr im Fernsehen zu sehen ist, sollten wir dieses immense Leid in unserem Land nicht ignorieren. Und die Politik darf das auch nicht tun.

Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg fordert daher von allen Parteien einen Ausstiegsplan aus dem Tierversuch in ihren Wahlprogrammen und fordert auch die Bürger*innen auf, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Die Wahlen bieten dafür eine besonders gute Gelegenheit. Im Jahr 2020 wurde mit diesem Ziel auch ein Bündnis aus insgesamt 15 Tierschutz- und Tierrechtsvereinen gegründet und die gemeinsame Kampagne „Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT!“ gestartet (2). Außerdem haben wir Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Bauer einen Brief anlässlich des Internationalen Tags zur Abschaffung der Tierversuche geschrieben und um konsequente Schritte für einen Ausstieg aus dem Tierversuch in Baden-Württemberg gebeten. So zum Beispiel, dass keine weiteren Versuche an Primaten mehr genehmigt werden. Schließlich werden Primatenversuche im Wahlprogramm abgelehnt, finden aber dennoch weiterhin in Tübingen statt.

Quellen

1: https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierschutz/versuchstierzahlen2019.html

2: https://www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de/

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© Tierrechte Baden-Württemberg

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