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Murgtal-Center

Murgtal-Center – Einsatz von Falkner anstatt nachhaltiger und tierschutzgerechter Umgang mit den Stadttauben


Sehr geehrter Herr Friedrich,


ich schreibe Ihnen im Namen von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V., einem gemeinnützigen Verein, der sich bereits seit 1983 für die Rechte der Tiere einsetzt.

Aus der Presse haben wir erfahren, dass es im Parkhaus des Murgtal-Centers eine große Anzahl Stadttauben geben soll, welche teils zu Beschwerden bei den Kunden führen. Dieses Problem besteht wohl schon seit Jahren und es wurde vor allem versucht, die Stadttauben mit Spikes zu vergrämen. Das hat zwar zu Todesfällen und verletzten Tieren geführt, aber keine Verbesserung gebracht. Spikes können standorttreue Tiere nicht vergrämen, sondern verursachen nur Leid und damit zusätzliche Arbeit für die Taubenschützer.

Nun hatten Sie kurzzeitig einen guten Weg eingeschlagen. Sherin Schmitt durfte mit ihrer Mutter die Eier der Stadttauben gegen Attrappen austauschen. Das ist auch die einzig nachhaltige Lösung, um eine Population langfristig zu verringern. Dieser Austausch läuft aber erst seit Mai 2024. Dennoch konnten bei drei Aktionen rund 52 Eier ausgetauscht werden. Das ist bereits ein großer Erfolg. Doch nun liest man in der Presse, dass der Hausmeister das Herausgeben der Leiter verweigert hat und ein Falkner eingesetzt werden soll . Anstatt Gelder in die Reinigung des Parkhauses und die Honorarkosten für den Falkner zu stecken, könnte ein Taubenschlag finanziert werden. Die örtliche Tierschützerin Judith Held bietet ihre Unterstützung bei der Betreuung an und kennt zusätzliche Freiwillige. Die Bedingungen sind also optimal.

Wir möchten gerne wissen, was dieser Falkner genau tun soll. Dass das Töten der Tiere verboten ist und was solche Pläne für Wellen schlagen, lässt sich gerade gut am Fall Limburg beobachten. Mittlerweile wird sogar in den USA über die als ,,psychopathisch“ empfundenen Pläne von Limburg berichtet. Auch ein bloßes Vergrämen durch das Fliegen lassen eines Falken wird die Problematik nicht dauerhaft lösen. Dass es nicht funktioniert, einfach nur die Lebensbedingungen unangenehmer zu gestalten, müssten Sie durch den Einsatz der Spikes doch selbst erfahren haben.

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und entscheiden sich stattdessen für effektive und tierfreundliche Lösungskonzepte. So hat beispielsweise das REWE-Center (Ulmer-Straße) in Leinfelden-Echterdingen einen Taubenschlag auf seinem Parkdeck eingerichtet. Damit wollen sie sowohl den Tierschutz- als auch den Hygieneanforderungen gerecht werden.

Dies wäre ein sehr sinnvoller Weg für die Problematik im Murgtal-Center. Ein Taubenschlag in unmittelbarer Nähe zum Parkhaus, in welchem täglich frisches Futter und Wasser bereitgestellt werden, könnte für eine dauerhafte Umsiedlung aus dem Parkhaus genutzt werden. In diesem werden zusätzlich die Eier gegen Attrappen ausgetauscht und so die Population langfristig gesenkt.

Stadttauben verbringen ca. 80% ihrer Zeit im Taubenschlag, wenn dieser entsprechend ansprechend eingerichtet und betreut ist. So würden die Tiere aus dem Parkhaus ferngehalten werden. Und Sie könnten zeigen, dass Ihr Unternehmen zeitgemäße Lösungen findet – modern und tierschutzfreundlich gedacht. Unsere Petition für taubenfreundliche Lösungen durch Taubenschläge in Baden-Württemberg haben bereits über 2.000 Menschen unterzeichnet.

Zudem könnten Sie die Gemeinde auffordern, Sie zu unterstützen. Einem Rechtsgutachten zufolge (Arleth C., Hübel J. Rechtsgutachten Stadttaubenschutz. Tierschutzbeauftragte des Landes Berlin. Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung; 29.10.2021. Hier herunterladen) gelten Stadttauben als Fundtiere. Weshalb Kommunen die Pflicht zur Lösung der dauerhaften, menschengemachten tierschutzrechtlichen Herausforderungen von Stadttauben haben.

Bitte sehen Sie zukünftig von jeglichen Taubenabwehrmaßnahmen ab! Gehen Sie in den Austausch mit den örtlichen Tierschützerinnen und der Stadt. Gerne können wir bei diesen Schritten unterstützen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Julia Thielert

 

M.Sc. Animal Welfare Science

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.

© Tierrechte Baden-Württemberg