Lebendige Krippe auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt
Obwohl wir der Stadt und den Veranstaltern des Weihnachtsmarktes in Ulm bereits letztes Jahr geschrieben haben und dargelegt haben, warum Tiere nichts auf dem Weihnachtsmarkt zu suchen haben, gibt es auch dieses Jahr wieder eine lebendige Krippe.
Wir haben daher den Veranstaltern sowie der Stadt erneut unsere Enttäuschung darüber mitgeteilt und sind ausführlicher auf die Bedürfnisse von Schaf und Esel eingegangen. Außerdem haben wir diesmal die Sponsoren in den Verteiler aufgenommen.
Da wir offensichtlich ignoriert werden, müssen wir den Druck erhöhen. Und dabei brauchen wir, bzw. die Tiere, Ihre Hilfe. Bitte schreiben auch Sie den Veranstaltern, dass Sie sich einen Weihnachtsmarkt ohne lebendige Krippe wünschen. Wir stellen dafür die Mailadressen zur Verfügung.
Falls Sie nichts eigenes schreiben möchten, oder etwas Inspiration brauchen, stellen wir außerdem unseren Brief online. Gerne können Sie ihn kopieren (bitte auf nötige Anpassungen achten) oder auch einfach nur Teile übernehmen. Hauptsache möglichst viele Menschen machen deutlich, dass Tiere nicht auf Weihnachtsmärkte gehören.
Danke für Ihre Unterstützung.
Senden Sie uns auch gerne weiterhin Fotos/Videos von lebendigen Krippen in Baden-Württemberg, wenn wir diese öffentlich verwenden dürfen.
Das Foto zu dieser Aktion ist ein Beispielbild und stammt von der lebendigen Krippe in Esslingen letztes Jahr.
Mailadressen:
Veranstalter: weihnachtsmarkt@ulm-messe.de
Stadt: info@ulm.de
Unser Brief:
Sehr geehrte Damen und Herren des Organisationsteams des Ulmer Weihnachtsmarktes,
ich schreibe Ihnen im Namen von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V., einem Verein, der sich seit fast vierzig Jahren erfolgreich für die Rechte der Tiere einsetzt.
Obwohl wir Sie bereits letztes Jahr bzgl. der lebendigen Krippe auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt kontaktiert und tierleidfreie Alternativen vorgeschlagen haben, gibt es auch dieses Jahr wieder eine lebendige Krippe mit einem Esel und Schafen. Das finden wir sehr enttäuschend.
Das deutsche Tierschutzgesetz besagt, dass Personen, die Tiere halten oder betreuen, dafür verantwortlich sind, diese entsprechend angemessen zu ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterzubringen. Außerdem muss jedes Tier die Möglichkeit haben, sich artgemäß zu bewegen. Ein „Zur Schau stellen“, wie auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt, dürfte daher nicht erlaubt werden, da die tier- und verhaltensgerechte Unterbringung nicht gewährleistet werden kann. Nicht nur, dass die dort eingepferchten Tiere meist viel zu wenig Bewegungs- und Rückzugsmöglichkeiten haben, oft werden sie von den Weihnachtsmarktgästen mit Lebkuchen, Pommes & Co gefüttert, was zu gesundheitlichen Problemen wie Pansenacidosen und Koliken bis hin zu Todesfällen führen kann.
Gerade Kinder oder auch Jugendliche sowie angetrunkene Personen füttern gerne Tiere. Bereits letztes Jahr haben wir die Kampagne für ein Ende von lebenden Krippen geführt und genau dieses Füttern konnte bei lebendigen Krippen in Baden-Württemberg beobachtet werden. Tiere haben in dieser Umgebung einfach nichts zu suchen. Zuletzt besteht immer die Gefahr, dass angetrunkene Besucher*innen den Tieren „aus Spaß“ Leid zufügen, indem sie sie beispielsweise freilassen, im Gehege umher jagen oder versehentlich das Stroh in Brand setzen. Solche und ähnliche Vorfälle haben sich in der Vergangenheit bereits in anderen Städten zugetragen(1).
Laut Internetseite wird es einen ,,geselligen Esel“ auf dem Weihnachtsmarkt geben. Esel sind Lauftiere und wandern am Tag bis zu 17 Kilometer. Als soziale Tiere genießen Esel den Kontakt zu Artgenossen und gehen enge Bindungen ein. Häufig suchen sie sich einen besten Freund aus, mit dem sie den Großteil ihrer Zeit verbringen. Trennt man diese Eselpaare voneinander, sind sie unsicher und angespannt. In der Natur leben Esel in sogenannten Muttergruppen, das heißt eine Eselstute lebt in einer Gemeinschaft mit ihren weiblichen Nachkommen. Außerdem gibt es Junggesellengruppen, in denen junge Eselhengste mit anderen Artgenossen zusammenleben. Esel sind also sehr soziale Tiere, die niemals allein gehalten werden sollten und sich nur im Verband ihrer Herde sicher und wohl fühlen. Auch Schafe reichen als „Eselersatz“ nicht aus.
Außerdem gibt es laut Internetseite Schafe auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt. In Schafherden herrschen komplexe Beziehungen, da die Tiere ganz individuelle Persönlichkeiten haben. Teile einer Herde zu entnehmen und auf einen Markt mit bis zu 1 Million Besucher*innen zu verfrachten, bedeutet für diese Tiere Angst und Stress und stört die empfindliche Gruppendynamik. Außerdem sind Schafe Fluchttiere und haben ihre persönliche Individualdistanz. Solange ihnen niemand zu nahekommt, fühlen sie sich sicher. Auf Weihnachtsmärkten werden sie von Menschen umzingelt und verkriechen sich daher häufig im Stall.
Für Tiere sind hochfrequentierte Weihnachtsmärkte keineswegs eine besinnliche Zeit.
Immer mehr Weihnachtsmärkte geben daher dem Tierschutz Vorrang und setzen zum Beispiel auf Krippen mit Holzrequisiten.
Wir appellieren daher erneut an Sie, als verantwortungsbewussten Veranstalter, keine Tiere auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt zur Schau zu stellen, sondern sich im Sinne der Tiere gegen die Lebende Krippe zu entscheiden. Wir sind uns sicher, dass die kleinen Marktbesucher*innen auch viel Spaß an den anderen Attraktionen wie der Steiff-Hütte haben werden.
Im Namen von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e. V. wünsche ich Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit!
Mit freundlichen Grüßen
Julia Thielert
M.Sc. Animal Welfare Science und wissenschaftliche Mitarbeiterin
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.
Quelle
(1) all-in.de das allgäu online (2013): Schaf auf Kaufbeurer Weihnachtsmarkt stark verletzt. Online abrufbar unter: https://www.all-in.de/kempten/c-polizei/schaf-auf-kaufbeurer-weihnachtsmarkt-stark-verletzt_a1486667
Tierfreundliche Krippe auf dem Weihnachtsmarkt in Altensteig 2022: