Stuttgart, 23. November 2023
Sehr geehrte Damen und Herren des Organisationsteams des Gmünder Weihnachtsmarktes,
ich schreibe Ihnen im Namen von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V., einem Verein, der sich seit fast vierzig Jahren erfolgreich für die Rechte der Tiere einsetzt.
Wie wir einem Post der Gmünder Tagespost entnehmen konnten, wird es auf Ihrem Weihnachtsmarkt vier Wochen eine lebendige Krippe mit mindestens zwei Eseln und Schafen geben. Es wird mit rund 70 Ständen, sowie viel Programm, auch für Kinder, geworben.
Das deutsche Tierschutzgesetz besagt, dass Personen, die Tiere halten oder betreuen, dafür verantwortlich sind, diese entsprechend angemessen zu ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterzubringen. Außerdem muss jedes Tier die Möglichkeit haben, sich artgemäß zu bewegen. Ein „Zur Schau stellen“, wie auf dem Gmünder Weihnachtsmarkt, dürfte daher u.E. nicht erlaubt werden, da die tier-und verhaltensgerechte Unterbringung nicht gewährleistet werden kann. Nicht nur, dass die dort eingepferchten Tiere meist viel zu wenig Bewegungs-, und Rückzugsmöglichkeiten haben, oft werden sie von den Weihnachtsmarktgästen mit Lebkuchen, Pommes & Co gefüttert, was zu gesundheitlichen Problemen, wie Pansenacidosen und Koliken bis hin zu Todesfällen führen kann. Auch der Besitzer der Esel ruft im Post bei Instagram dazu auf, ,,sie auf gar keinen Fall mit Brötchen, Wurst und dergleichen zu füttern. Davon können sie Koliken bekommen und sogar sterben (2)“. Man ist sich der Gefahr für die Tiere also durchaus bewusst.
Gerade Kinder oder auch Jugendliche, sowie angetrunkene Personen füttern aber gerne Tiere. Bereits letztes Jahr haben wir eine Kampagne für ein Ende von lebenden Krippen geführt und genau dieses Füttern, konnte bei lebendigen Krippen in Baden-Württemberg beobachtet werden. Tiere haben in diesem Setting einfach nichts zu suchen. Zuletzt besteht leider immer die Gefahr, dass angetrunkene Besucher*innen den Tieren „aus Spaß“ Leid zufügen, indem sie sie beispielsweise freilassen, im Gehege umher jagen, versehentlich das Stroh in Brand setzen oder ähnliches. Solche und ähnliche Vorfälle haben sich in der Vergangenheit bereits in anderen Städten zugetragen(1).
Für Tiere sind hochfrequentierte Weihnachtsmärkte keineswegs eine besinnliche Zeit.
Immer mehr Weihnachtsmärkte geben daher dem Tierschutz Vorrang und setzen zum Beispiel auf Krippen mit Holzrequisiten.
Wir appellieren daher an Sie, als verantwortungsbewussten Veranstalter, keine Tiere auf dem Gmünder Weihnachtsmarkt zur Schau zu stellen, sondern sich im Sinne der Tiere gegen die Lebende Krippe zu entscheiden. Wir sind uns sicher, dass die kleinen Marktbesucher*innen auch viel Spaß an den anderen Attraktionen, wie der Eisenbahn, haben werden.
Im Namen von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. wünsche ich Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit!
Mit freundlichen Grüßen
Julia Thielert
M.Sc. Animal Welfare Science und wissenschaftliche Mitarbeiterin
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.
Quellen
(1) all-in.de das allgäu online (2013): Schaf auf Kaufbeurer Weihnachtsmarkt stark verletzt. Online abrufbar unter: https://www.all-in.de/kempten/c-polizei/schaf-auf-kaufbeurer-weihnachtsmarkt-stark-verletzt_a1486667
(2) https://www.instagram.com/p/Cz3EH8XA-F4/
Tierfreundliche Krippe auf dem Weihnachtsmarkt in Altensteig: