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Schlachtung

Wir unterstützen die internationale Kampagne Schließung aller Schlachthäuser, die von der Organisation L214 ins Leben gerufen wurde und organisieren diesbezüglich auch immer wieder Aktionen vor Schlachthäusern. Trotz zahlloser gewichtiger ethischer Argumente ist ein Ende des Schlachtens derzeit aber weder politisch noch gesellschaftlich durchsetzbar. Um dennoch möglichst vielen Tieren Schmerzen und Leiden zu ersparen, setzen wir uns daher auch dafür ein, dass die Fehlbetäubung von Millionen Tieren im Jahr in deutschen Schlachthöfen beendet wird.

Ob Rinder, Schweine oder Hühner, regelmäßig kommt es vor, dass ein Tier bei der Schlachtung nicht vollständig bewusstlos ist. Dabei müssen laut § 12 Absatz 1 der Tierschutzschlachtverordnung Tiere so betäubt werden, „dass sie schnell unter Vermeidung von Schmerzen oder Leiden in einen bis zum Tod anhaltenden Zustand der Empfindungs- und Wahrnehmungslosigkeit versetzt werden."

Offizielle Zahlen

Rinder: Die Fehlbetäubungsrate bei Rindern liegt zwischen vier und über neun Prozent. Laut Prof. Troeger vom Kulmbacher Max-Rubner-Institut betrifft dies deutschlandweit mehr als 200.000 Tiere pro Jahr. Es gibt jedoch auch höhere Zahlen: der Veterinär und Vizepräsident des Landestierschutzverbandes in NRW, Dr. Ralf Unna, geht nach eigenen Untersuchungen sogar davon aus, dass ein knappes Drittel der Bolzenschüsse fehlerhaft sind, davon wären alleine in NRW über 200.000 Rinder betroffen. „Diese Zahl ist hochgerechnet auf Basis von Stichproben, die zuverlässig sind, weil sich überprüfen lässt, ob das Rind ein Loch im Schädel hat oder nicht", so ein Artikel in der Welt. Wir haben Dr. Unna im Mai 2015 angeschrieben und er erklärte uns, dass „Wirtschaftlicher Druck, Fraternisierung, teilweise mangelhafte Personalauswahl..." dazu führen können, dass die Amtstierärzte die Fehlbetäubungen nicht beanstanden.

Sommer 2015: Auf Nachfrage bei der Landestierärztekammer (LTK) und dem Landesverband beamteter Tierärzte (LbT), ob entsprechende Stichproben bei der Rinderschlachtung auch in Baden-Württemberg durchgeführt werden, erhielten wir eine negative Antwort. Deshalb haben wir den Landwirtschaftsminister von Baden-Württemberg, Alexander Bonde und die Tierschutzbeauftragte Dr. Cornelie Jäger schriftlich um eine Stichprobenerhebung gebeten. Auch haben wir nachgefragt, ob und wie die Landesregierung gegen die Fehlbetäubung von Rindern in Schlachthöfen vorzugehen plant.


Schweine:
Bereits 2010 ging aus einer Stellungnahme des Landwirtschaftsministeriums Baden-Württemberg hervor, dass laut des Sachverständigen Prof. Dr. Klaus Troeger vom Max-Rubner-Institut bundesweit jedes Jahr mehr als 500.000 Schweine nicht richtig betäubt werden und das Verbrühen im Brühbad bei vollem Bewusstsein erleben. Nach einer Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen von 2012 an die Bundesregierung gelangt durchschnittlich eines von 100 Schweinen ohne vollständige Betäubung in die Brühanlage.

Problematik der CO2- Betäubung von Schweinen
Schon 2009 hatte der Landesbeirat für Tierschutz die Landesregierung aufgefordert, die Bundesregierung zu bitten, sich gegenüber der EU-Kommission und dem Rat für ein Ende der Betäubung mit CO2 einzusetzen.

Frühjahr 2015: Laut einem Bericht (2004) der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stellt die Betäubung mit CO2 kein tiergerechtes Verfahren dar, da sie erst nach 10-20 Sekunden wirkt. Außerdem führt das Gas bei seiner Einleitung zu Hyperventilation, Atemnot und Panik der Schweine mit Abwehr-, Vermeidungs- und Fluchtreaktionen sowie lauter Vokalisation (Schreien). Deshalb haben wir das Thema Fehlbetäubung auch im Landesbeirat für Tierschutz wieder an die Tagesordnung geholt.

Eine mögliche Alternative: Helium
Eine mögliche Alternative wäre eine Betäubung mit Helium, die von der Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach empfohlen wird. Laut ihrer Pressemitteilung vom 8.5.2013 wird von dem Edelgas bei gleicher Wirkung bei den Schweinen kein Erstickungsgefühl ausgelöst, denn sie zeigen keine aversiven Reaktionen. Doch Helium sei teuer und nur begrenzt verfügbar. Auch laufen derzeit erneut Forschungsarbeiten der EFSA.

Hühner:
Bezüglich Hühnern gibt es wenige Informationen zur Fehlbetäubung, weil sich die Fehlerquote schwer beziffern lässt. Dies liegt laut Dr. Unna unter anderem möglicherweise an den folgenden Gründen: „Kurzer Zeitraum zwischen Betäubung und Tötung, hohe Bandgeschwindigkeit, fehlende Nachweismöglichkeiten, hermetisch geschlossene Betriebe."

Unsere Vorschläge an die Landes- und Bundesregierung, um Fehlbetäubung in Schlachthöfen zu verhindern:

  • Abschaffung des Akkordsystems
  • Einstellungsvoraussetzungen für Schlachtpersonal verschärfen (Polizeiliches Führungszeugnis)
  • Videoüberwachung während des gesamten Schlachtprozesses
  • Betriebsinterne Kontrolleure sollen bei jedem Tier prüfen, ob es wirklich betäubt ist, bevor es getötet wird
  • Monatliche und unangemeldete Kontrollen des Landesumweltamts
  • Hohe Geldstrafen bis hin zur Schließung des Schlachtbetriebs bei Verstößen.
  • Einrichtung einer Whistleblower-Stelle im Ministerium


Sie können helfen:

  • Je weniger Fleisch gekauft wird, umso weniger Tiere werden geschlachtet. Bitte essen Sie daher kein Fleisch und keine tierischen Produkte mehr oder reduzieren Sie wenigstens weitestgehend den Verzehr von Fleisch, Wurst, Milch und Eiern.
  • Bitte schreiben Sie an Landwirtschaftsminister Alexander Bonde und fordern Sie ihn höflich auf, sich ernsthaft mit der Problematik der Fehlbetäubung in Schlachthöfen auseinanderzusetzen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um diese künftig zu verhindern.
  • Unterstützen Sie unsere Kampagne mit einer Spende oder durch eine Mitglieds

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