Stuttgart, 27. März 2024
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Keck,
sehr geehrter Bürgermeister Hahn,
sehr geehrte Frau Baubürgermeisterin Weiskopf,
sehr geehrte Gemeinderatsmitglieder,
ich schreibe Ihnen im Namen von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V., einem gemeinnützigen Verein, der sich bereits seit 1983 erfolgreich für die Rechte der Tiere einsetzt. Bereits im Oktober 2023 haben wir Ihnen aus fast gleichem Anlass wie heute geschrieben, nachdem es bereits einen missglückten Vergrämungsversuch gab. Wir hatten Ihnen in unserem Schreiben mitgeteilt, dass Stadttauben standorttreu sind und daher in einen Schlag umgesiedelt werden müssen. Für Unterstützung bei der Umsiedlung der Stadttauben gab es ein Angebot der Firma VitaGood und der Taubenschützer vor Ort. Der Schlag steht seit Mittwoch, das ist ein guter erster Schritt. Doch nun haben wir gestern sehr überrascht erfahren, dass die Brücke wieder mit Netzen verschlossen ist. Und das, obwohl in der Kürze, die es den Schlag gibt, klar ist, dass dort keine Tauben umgesiedelt sein können. Daher ist ein Mitarbeiter von uns zu der Brücke gefahren und hat die eingeschlossenen Tauben dokumentiert. Wieder wurden sowohl Küken als auch erwachsene Tiere eingesperrt. Fangboxen wurden hinter und auf Spikes angebracht, sodass die Tiere dort niemals hineingehen werden.
Wir fragen uns, wieso man wieder mit der Vergrämungsfirma Anticimex (Taubenabwehr aktiv) zusammenarbeitet, obwohl diese schon beim ersten Versuch einen Mangel an Sachkunde gezeigt hat. Uns liegen Fotos der aus dem Netz freigelassenen Küken vor. Die Vergrämungsfirma war anwesend, es gab wütende Ausrufe, wie dass dort keine Küken oder bebrütete Eier mehr seien. Bei der ganzen Aktion fiel dann eines der Eier herunter, in diesem war ein sehr weit entwickeltes Küken. Auch davon gibt es Fotos. Tierschutztechnisch gesehen ist die ganze Aktion untragbar. Und wieder sind es nun die Taubenschützer*innen aus Reutlingen, die nun Küken großziehen müssen und ggf. verletzte Tiere versorgen. Für diese Unkosten muss die Stadt Reutlingen aufkommen.
Wir haben mit den Taubenschützer*innen aus Reutlingen gesprochen. Bereits seit Juli 2023 bitten diese Sie, das Umsiedeln unterstützen zu dürfen. Außerdem gibt es einen zweiten Taubenschlag in Reutlingen, der auch nicht läuft. Dort wird nur einmal die Woche gefüttert. Das ist natürlich viel zu wenig. Um Tauben in einem Schlag anzusiedeln, muss täglich frisches Futter und Wasser bereitgestellt werden. Auch dabei baten die Taubenschützer*innen um Erlaubnis zur Unterstützung. Auch das wurde abgelehnt. Direkt gegenüber soll ein Greifvogel einquartiert worden sein. Insgesamt wirkt es, als ob die Schläge eher eine Alibifunktion haben und gar nicht wirklich funktionieren sollen.
Insgesamt ist uns absolut unverständlich, dass jegliches Hilfsangebot von Menschen, die über Erfahrung im tierschutzkonformen Umgang mit Stadttauben verfügen, abgelehnt wird und so sinnlos Steuergelder verpulvert werden. Die Stadt Reutlingen sollte an diesem Punkt endlich Größe zeigen, Fehler eingestehen und eine Kehrtwende machen. Das Netz muss entfernt werden, die Tauben sollten mit Unterstützung der Taubenschützer*innen oder der Firma VitaGood umgesiedelt werden und die aktuell entstehenden Kosten der Taubenschützer*innen übernommen werden.
Außerdem haben wir gehört, dass es sich bei dem Taubenschlag in der Nähe der Brücke um einen Fangschlag handelt. Die Tiere werden dort also dauerhaft eingesperrt. Auch das ist nicht tierschutzgerecht. Das Veterinäramt ist bereits informiert. Außerdem möchten wir gerne wissen, was mit den Tauben in dem Schlag passiert. Es sollen mal 20 gewesen sein und aktuell nur noch acht. Was wird mit den eingefangenen Tauben gemacht?
Mit freundlichen Grüßen
Julia Thielert
M.Sc. Animal Welfare Science
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.