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Hennen – zum Eierlegen missbraucht

Deshalb sind Eier nie tierleidfrei

Ursprung des sogenannten Haushuhns

Die Wurzeln des heutigen sogenannten Haushuhns mit all seinen Züchtungsformen liegen neben vermutlich drei anderen Wildhuhnarten beim Bankivahuhn (Gallus gallus). Dieses ist in Süd- und Südostasien beheimatet. Dort leben die Tiere in Herden von etwa 16 bis 40 Tieren zusammen. Innerhalb der Gruppen besteht die strenge Hierarchie der Hackordnung. Oft leben mehrere Hähne mit prächtigem Federkleid mit den unauffällig gefärbten Hennen zusammen. Ihr Lebensraum sind meist halboffene Landschaften, aber auch Wälder. Bankivahühner sind Kurzstreckenflieger, die meiste Zeit verbringen sie am Boden. Nachts ziehen sie sich auf Äste in ca. 2 m Höhe zurück. Die Tiere kommunizieren untereinander mit einem Spektrum von etwa 30 Gackerlauten. Ihr Speiseplan ist groß, sie zählen zu den Allesfressern, während Sämereien und kleinere Wirbellose den Hauptanteil ausmachen. Zwei- bis dreimal pro Jahr legt eine Henne je ein Gelege mit meist fünf bis sechs, seltener vier bis zwölf Eiern.[1]

Das heutige sogenannte Haushuhn


Bei der Zucht der Tiere hat der Mensch hauptsächlich auf ihm nützliche Merkmale wie Schönheit, Kampfeslust, guter Fleischansatz und hohe Legeleistung geachtet. Dabei hat die Domestizierung des Bankivahuhns bereits etwa 3000 vor Christus begonnen. Im Verlauf der Zeit hat der Mensch die Hühner in seine Nutzungskategorien aufgeteilt: Lege-, Fleisch- und Zwiehühner. Während die sogenannten Zwiehühner mit ausgeglichener Eier- und Fleischproduktion mehr und mehr abgelöst wurden, sind es heute Turbozüchtungen, die entweder sehr schnell Fleisch ansetzen oder aber eine extrem hohe Legeleistung aufweisen. Diese sogenannten Hybridhühner entstehen aus dem Selektieren und Kreuzen von Tieren verschiedener Reinzuchtrassen. Sie können – ähnlich wie F1-Hybriden beim Saatgut – nur von bestimmten Züchter*innen gekauft und nicht selbst gezüchtet werden, was das Problem der (Preis-)Abhängigkeit von wenigen, großen Zuchtbetrieben aufwirft.[2] Das Streben zur größtmöglichen Produktivität wird bei der Legeleistung klar ersichtlich: Während das Bankivahuhn maximal 40 Eier pro Jahr legt, produzieren die heutigen Hybriden bis zu 300 Eier im Jahr! Und wenn diese Legeleistung nach etwa 12-15 Monaten nachlässt, werden die Tiere als unrentabel eingestuft und geschlachtet.[3]

Die Haltungsformen

Betrachtet man den Ursprung des heutigen sogenannten Haushuhns, so werden dessen Grundbedürfnisse klar: soziales Zusammenleben, Körperpflege, erkunden, ausruhen, Fortbewegung und Verhalten, das mit Nahrungsbeschaffung und -aufnahme zusammenhängt (z. B. scharren, picken, zupfen, zerren, etc.). Diese Ansprüche sind auch bis zu heutigen Zuchtformen sehr ursprünglich geblieben. Die meisten dieser Bedürfnisse können in den aktuellen Haltungsformen gar nicht oder nur in geringem Maße erfüllt werden.[4]

Anteile der Haltungsformen an der Gesamtzahl von Hühnern in der deutschen Eierproduktion (42.020.611 „Legehennen“ im Jahr 2019)[5]:

Bodenhaltung

62,5 %

Freilandhaltung

19,5 %

Ökologische Erzeugung

11,9 %

Kleingruppenhaltung (ausgestaltete Käfige)

6,1 %

 

Käfighaltung

Seit 2010 gibt es in Deutschland keine Haltung mehr in konventionellen Käfigen (Legebatterien). Käfighaltung findet trotzdem noch statt und zwar in sogenannten ausgestalteten Käfigen, auch Kleingruppenhaltung genannt. Diese Form wird mit wenigen Ausnahmen bis 2025 verboten sein. Die ausgestalteten Käfige sind vergleichsweise nur wenig besser als die verbotenen konventionellen Käfige. Statt 550 cm², die einem Tier zur Verfügung stehen, sind es nun 800 cm² (etwas mehr als ein DINA4-Blatt).[6]

Bodenhaltung

Der Großteil der deutschen Eierproduktion findet in Bodenhaltung statt. Dabei werden die Hennen in teils riesigen Anlagen in Gruppen mit bis zu 6.000 Tieren gehalten. Dabei ist eine maximale Belegungsdichte von 9 Hennen pro m² vorgegeben. Das sind 0,11 m² pro Huhn, was noch nicht einmal der Fläche von einem DIN3-Blatt entspricht! Werden die Tiere in mehreren Etagen gehalten, sind sogar noch größere Bestandsdichten erlaubt. Gerade einmal ein Drittel der begehbaren Fläche wird mit Einstreu ausgestattet, die restliche nutzbare Stallfläche ist mit Gitterrosten aus Kunststoff ausgelegt. Bei unpassender Konstruktion können sich die Hennen an diesen Gitterrosten verletzen. Laut Haltungsverordnung für „Legehennen“ „muss für jeweils höchstens 120 „Legehennen“ eine Nestfläche von mindestens einem Quadratmeter vorhanden sein“[7].

Freiland- und Biohaltung

Bei der Freilandhaltung finden die Tiere im Stall dieselben Bedingungen vor wie bei der Bodenhaltung. Zusätzlich wird eine Außenfläche 4 m² pro Huhn angeboten. Idealerweise sind diese Flächen bewachsen und bieten Unterschlupfmöglichkeiten. Denn ohne Unterschlupf nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, dass die Tiere sich weit vom Stall entfernen und damit die gesamte Fläche ausnutzen. Die Biohaltung unterscheidet sich lediglich in der Besatzdichte und der Gruppengröße von der Freilandhaltung: Bei der Biohaltung sind 6 Tiere pro m² und eine maximale Gruppengröße von 3000 Tieren erlaubt, im Fall der Freilandhaltung 9 Individuen pro m² bei maximal 6000 Tieren. Biohaltung bedeutet nicht gleich mehr „Tierwohl“ – auch in Biobetrieben werden Hühner zu Zehntausenden gehalten und leiden an der Haltungsumwelt in der sie leben. Sie entwickeln Verhaltensstörungen und leiden an leistungsassoziierten Erkrankungen. Auch ihr Leben endet gewaltsam und Widerwillen nach wenigen Monaten in x-beliebigen Schlachthäusern.

Fazit

Foto zeigt Transport zur Schlachtung

Für alle Haltungsformen gilt: Vor allem durch Reizarmut, hohe Besatzdichten und unnatürliche Gruppengrößen kommt es bei den Tieren häufig zu Verhaltensstörungen wie Federpicken oder Kannibalismus.[8] Es gibt mittlerweile einige Labels und Initiativen, die bessere Haltungsbedingungen versprechen. Diese Art der Vermarktung ist und bleibt eine Nische, die meisten Eier hierzulande stammen aus der konventionellen Haltung. Außerdem: Nach einem kurzen Leben in der Eierindustrie werden die Hennen nach etwa 1,5 Jahren wegen Leistungsabfall aussortiert und durch Gewalteinwirkung getötet. Sie hätten eine natürliche Lebenserwartung von bis zu 15 Jahren.

Vorsicht beim Kauf bereits bemalter Eier❗

Denn diese sind nicht kennzeichnungspflichtig, es können also Eier aus beispielsweise Kleingruppen-Käfighaltung sein.

Das Kükentöten

Verbrauchertäuschung: Vorsicht beim Kauf von Eiern aus „Legehennenbetrieben“, dessen Tiere aus dem Ausland stammen❗

Seit Anfang des Jahres 2022 ist in Deutschland das Kükentöten verboten. Männliche Küken- die sogenannten Bruderhähne - müssen daher entweder gemästet werden, bevor man sie tötet, oder sie werden vor dem Schlüpfen via Geschlechtsbestimmung aussortiert.

Seit 2021 sind fast 40 % der heimischen Brütereien von der Bildfläche verschwunden, da diese Brütereien die männlichen Tiere nun nicht mehr direkt nach dem Schlüpfen töten dürfen. Das hört sich gut an, ist aber alles andere als ein Grund zur Freude, denn wir immer ist der Haken groß: Derzeit läuft es in Deutschland so, dass ein großer Anteil an Legehennenhalter*innen die Hennen aus dem Ausland importieren. Die Hennen werden dort bebrütet und dann als Junghennen nach Deutschland transportiert. Der Grund liegt allein darin, dass es in Deutschland nicht genügend Platz gibt, um Millionen von Bruderhähnen zu mästen. Das macht natürlich sowohl ökologisch als auch ökonomisch wenig Sinn, dazu kommt, dass die Brüder der Legehennen im Ausland zwar auch nicht nach der Geburt getötet werden dürfen, allerdings spielt es beim Verbot des Kükentötens keine Rolle, unter welchen Bedingungen die Bruderhähne gemästet werden, wodurch wir eigentlich nur vor das nächste tierschutzrelevante Thema stoßen.

Da männliche Küken von Legerassen für die Mast nicht geeignet sind, werden sie meist nur drei Monate gemästet und dann geschlachtet, da sie viel essen und nur langsam an Gewicht zunehmen. Sie werden oft zu Zehntausenden in riesigen Hallen gehalten, ein Tier hat dabei einen Platzanspruch von gerade einmal 0,056 Quadratmeter.

Es ist zwar verboten, in Deutschland Küken zu töten, weiterhin erlaubt bleibt aber der Verkauf von Eiern von Hennen, deren Brüder im Ausland nach dem Schlüpfen getötet werden dürfen. Dazu gehören auch Lebensmittel, die Ei enthalten wie beispielsweise Mayonnaise, Nudeln und eine ganze Reihe an vegetarischen Lebensmitteln.

Die Branche fordert nun auch noch finanzielle Hilfe für Brütereien - derzeit gibt es beinahe kein Wirtschaftszweig aus der Tierindustrie, der ohne finanzielle Überbrückungsgelder der Regierung und somit uns als Steuerzahler*innen auskommt.

Warum also nicht einfach in Ausstiegsprämien investieren, anstatt weiterhin Geld in ein System zu pumpen, dessen Scheitern längst Realität geworden ist.
 

Warum essen Veganer*innen keine Garteneier?

All die genannten Probleme mögen auf den ersten Blick nicht entstehen, wenn man eigene Hühner hält oder Eier aus einer kleinen Gartenhaltung kauft. Der erste relevante Punkt ist die Herkunft der Hennen. Wenn sie von einem Landwirt oder Züchter stammen, unterstützt man trotzdem die zuvor genannten Tierqualsysteme. Aber wie ist es bei geretteten und adoptierten Hühnern, wie sie zum Beispiel Rettet das Huhn e.V. vermittelt? Hennen legen natürlicherweise niemals 300 oder mehr Eier im Jahr. Wir haben diese Tiere so hochgezüchtet, dass sie bis zu 30-mal mehr Eier legen, als sie es von Natur aus tun würden. Das ist körperlich sehr belastend, besonders da es dem Körper wichtige Vitamine und Mineralien entzieht, wie Kalzium, welches aus ihren Körpern entzogen wird, um die Eischale zu produzieren. Deshalb sind Osteoporose und gebrochene Knochen so ein großes Problem auf Eierhöfen. Etwa 86 % der Eier legenden Hennen leiden unter Frakturen. Rettet man also ein solches Huhn, bleibt der Nährstoffverlust ein großes gesundheitliches Problem. Was man tun kann, um diesen Verlust auszugleichen, ist das Zurückfüttern der eigenen Eier an die Hennen . Manche Hennen fressen die Eier inklusive Schale im rohen Zustand, andere fressen sie, indem man sie in der Pfanne zu Rührei brät.  Das ist der beste Weg, sein Huhn vor einem Nährstoffmangel zu schützen und ihm ein möglichst langes und gesundes Leben zu ermöglichen. Deshalb essen Veganer*innen nur pflanzliche Eier.

Alternativen

Wer Tierleid verhindern möchte, kauft keine Eier und greift auf pflanzliche Alternativen zurück❗

Lassen Sie uns die Alternativen für Eier ansehen: Oft kann man das Ei einfach aus einem Rezept lassen. Vieles wie z.B. ein Mürbteig funktioniert auch ohne Ei oder man kann auf folgende Alternativen zurückgreifen:

- Banane: beim Backen ersetzt eine halbe Banane ein Ei

- Apfelmus: beim Backen ersetzen 80 Gramm Apfelmus ein Ei

- Ei-Ersatzpulver: beim Kochen und Backen ersetzen ein Teelöffel Pulver und 40 Milliliter Wasser ein Ei

- Sojamehl: beim Kochen und Backen ersetzen ein Esslöffel Sojamehl und ein Esslöffel Wasser ein Ei

- Kala Namak: das Salz mit schwefligem Aroma würzt deftige Gerichte mit dem typischen Ei-Geschmack (z.B. veganer Eiersalat)

- Aquafaba: dient als veganer „Eischnee“, der auch zum Backen geeignet ist; dafür 120 Milliliter Kichererbsenwassers mit je einem halben Teelöffel Weinsteinbackpulver und Zitronensaft auf hoher Stufe aufschlagen bis die Masse luftig und fest ist

- viele Firmen bieten Eiersatz an, diesen findet man online, aber auch in Drogeriefilialen und in vielen Supermarktketten.

Resümee

Zusammenfassend können wir sehen, dass die Eierproduktion Teil eines ausbeuterischen Systems ist, das empfindungsfähige Lebewesen als bloße Produktionsfaktoren sieht. Die Hühner können ihre angeborenen Bedürfnisse nicht ausleben, sind sogar teilweise komplett von der Umwelt abgeschnitten und fristen ihr Dasein in großen Hallen mit Kunstlicht. Der Mensch hat ihren Rhythmus des Eierlegens züchterisch völlig überdreht und entscheidet willkürlich und ohne große Gewissensbisse über Leben und Tod. Aber auch Hühner wollen leben!

Was tun?

  • Eier mit pflanzlichen Alternativen ersetzen
  • ausgediente Hühner retten mit Rettet das Huhn e.V.
  • politisch aktiv werden, andere Menschen aufklären, spenden, etc.

 

Quellen

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Bankivahuhn [zuletzt aufgerufen am 21.01.2021]

[2] https://www.planet-wissen.de/natur/haustiere/huehner/index.html [zuletzt aufgerufen am 27.01.2021]

[3] https://files.albert-schweitzer-stiftung.de/1/Legehennen-Albert-Schweitzer-Stiftung-fuer-unsere-Mitwelt-28-05-2018.pdf [zuletzt aufgerufen am 12.03.2021]

[4] https://files.albert-schweitzer-stiftung.de/1/Legehennen-Albert-Schweitzer-Stiftung-fuer-unsere-Mitwelt-28-05-2018.pdf [zuletzt aufgerufen am 12.03.2021]

[5] https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Tiere-Tierische-Erzeugung/Tabellen/betriebe-hennen-eier-haltungsform-2019.html [zuletzt aufgerufen am 23.02.2021]

[6] https://files.albert-schweitzer-stiftung.de/1/Legehennen-Albert-Schweitzer-Stiftung-fuer-unsere-Mitwelt-28-05-2018.pdf [zuletzt aufgerufen am 12.03.2021]

[7] TierSchNutztV § 13a; http://www.gesetze-im-internet.de/tierschnutztv/__13a.html [zuletzt aufgerufen am 23.02.2021]

[8] https://files.albert-schweitzer-stiftung.de/1/Legehennen-Albert-Schweitzer-Stiftung-fuer-unsere-Mitwelt-28-05-2018.pdf [zuletzt aufgerufen am 12.03.2021]

 

 

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