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Geschenk einer Patenschaft für Kuh Michelle anlässlich zum Weltmilchtag

Geschenk einer Patenschaft für Kuh Michelle anlässlich zum Weltmilchtag

 

Sehr geehrter Minister Hauk,

ich schreibe Ihnen im Namen von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V., einem gemeinnützigen Verein, der sich bereits seit 1983 erfolgreich für die Rechte der Tiere einsetzt. Anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni haben wir als Geschenk für Sie eine Jahrespatenschaft für Kuh Michelle abgeschlossen. Michelle lebt auf dem Lebenshof Rinderglück 269 in Mittelstadt.

Wir möchten ihnen natürlich auch ein paar Informationen zu Ihrem neuen Patentier Michelle geben. Sie ist ein Limburger Rind und kam am 15. Oktober 2022 auf den Lebenshof. Sie hat einmal gekalbt und danach nicht wieder aufgenommen, weshalb Tatjana Luhn sie freigekauft hat, ansonsten wäre sie zum Schlachter gekommen. Michelle wurde am 26. August 2019 geboren und war damit bereits im Alter von drei Jahren nutzlos für die Milchindustrie. Das ist dann gleichbedeutend mit ihrem Todesurteil, denn ihr Leben stellt keinen Wert dar, lediglich ihre Ausnutzung.

Michelle stammt von einem kleinen regionalen Milchbetrieb aus Baden-Württemberg mit 20 Kühen. Der Betrieb hält seine Tiere in Anbindehaltung. Insgesamt stellt er damit einen typischen regionalen und kleinen Betrieb in Baden-Württemberg dar und zeigt dadurch, dass auch dort keine Wertschätzung für das Leben der Tiere existiert. Sie werden genauso schlecht wie in großen Betrieben gehalten und genauso aussortiert, sobald sie nicht mehr die gewünschte Leistung erbringen.

Grasende Kühe auf saftig grünen Bergwiesen im Sonnenschein - so sieht die Haltung von Kühen in der Milchindustrie vielleicht in der Werbung aus, aber nicht in der Realität. Die meisten Kühe stehen im Stall. 44 Prozent der Landwirte in Baden-Württemberg binden sie an, teilweise ganzjährig. Es werden gut 7500 Milchbetriebe in Baden-Württemberg gezählt. Auf rund 3300 Höfen werden die Kühe zeitweise oder sogar ganzjährig angebunden.

Die Anbindehaltung von Kühen und Mastrindern ist als eine der schlimmsten noch existenten Qualhaltungsformen in Deutschland zu betrachten. Sie enthält den betroffenen Tieren sowohl physische (Bewegung, Juckreizlinderung, artgerechtes Ruhen und Nahrungsaufnahme etc.) als auch psychische Grundbedürfnisse (freie Kontaktaufnahme zu anderen Tieren, Einhalten eines selbst gewählten Abstands zu diesen) vor und setzt sie gravierenden Gesundheitsrisiken (Gelenksverletzungen, Erkrankungen des Euters, der Geschlechtsorgane, des Verdauungsapparats etc.) aus.

Anbindeställe sind darüber hinaus häufig gekennzeichnet von unbefriedigenden Lichtverhältnissen, einem schlechten Stallklima und einer unzureichenden Liegefläche. Letzteres ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Anbindeställe nicht mit den zuchtbedingt größer gewordenen Tieren „mitgewachsen“, d. h. ausgebaut bzw. vergrößert worden sind. Berichtet wird auch von miserablen hygienischen Verhältnissen, die dazu führen können, dass die Tiere in ihren eigenen Exkrementen stehen oder liegen. Ein Ausweichen ist wegen der Fixierung im Gegensatz zu anderen Haltungsformen nicht möglich.

Tiere, die die gewünschte Leistung nicht mehr bringen, landen, wenn sie Glück haben auf Lebenshöfen wie Rinderglück 269. Den meisten wird mit einem Bolzenschussgerät die Hirnplatte zerschmettert und anschließend schlitzt man ihnen die Kehle auf. Spätestens hier sollte doch jedem Menschen klar sein, dass es keine persönliche Verbindung zwischen Landwirt und Kuh gibt, zumindest nicht vonseiten des Landwirtes aus. In Deutschland werden einer Schätzung der Bundestierärztekammer zufolge jährlich bis zu 180.000 trächtige Kühe in Schlachthöfen geschlachtet. Dabei sterben auch die Kälber im Mutterleib. Auch das ist eine Nebenerscheinung der Milchindustrie, die auf der ständigen Schwängerung der Tiere basiert.

Der Verein Rinderglück 269 hat aktuell 27 Tiere. Ein Bruchteil der im Jahr 2022 geschlachteten Kühe (124 486) in Baden-Württemberg. Finanziert wird die Haltung der Tiere durch private Spenden. Das Leid täglich nachproduzieren tun all die Menschen, die meinen Muttermilch einer artfremden Spezies konsumieren zu müssen. Übrigens tragen auch die Tiere bei Rinderglück 269 zur Erhaltung der Graslandschaft bei, denn töten muss man die Tiere dafür nicht und auch nicht beständig schwängern und ihnen die Muttermilch für ihr Baby abpumpen.

Am Weltmilchtag möchten wir Ihnen mit der Patenschaft für Michelle vor Augen führen, welche Opfer die Milchindustrie immer mitbringen wird, weshalb sie im Zeitalter von einem breiten Angebot an pflanzlichen und deutlich umweltfreundlicheren Milchalternativen ein Auslaufprodukt sein sollte.

Als Landwirtschaftsminister für Baden-Württemberg können Sie mitbestimmen, ob Baden-Württemberg für Fortschritt und Mitgefühl steht oder an veralteten Traditionen festhält und damit irgendwann zwangsläufig von der weltweit rasant fortschreitenden Entwicklung von pflanzlichen Alternativen in die Rückständigkeit geraten wird.

In diesem Sinne wünscht Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg Ihnen einen revolutionär gedachten Weltmilchtag und hofft, dass Sie sich über die Patenschaft freuen, die einem Rind in Baden-Württemberg ein friedliches und artgerechtes Leben ermöglicht. Gerne können Sie Michelle nach Absprache besuchen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Julia Thielert

M.Sc. Animal Welfare Science

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V.

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