Fische leben schon seit mehr als 400 Millionen Jahren auf der Erde. Die ersten Landwirbeltiere stammen von Fischen ab, sie sind also in gewisser Hinsicht unsere Ururgroßeltern. Aber wir gehen nicht zimperlich mit unseren schuppigen Vorfahren um, denn jedes Jahr werden mehr Fische zur menschlichen Ernährung getötet als all die anderen Milliarden Tiere (Kühe, Schweine, Hühner, u.v.a.) zusammen genommen.
Erschreckende Zahlen
Durchschnittliche Anzahl der wild gefangenen Fische pro Jahr: 1.500 Milliarden (1) Durchschnittliche Anzahl der in der Aquakultur geschlachteten Fische pro Jahr: 109 Milliarden (2) Durchschnittliche Anzahl der Fische pro Jahr, aus denen Fischmehl und -öl hergestellt wird: 780 Milliarden (3)
Insgesamt sind dies durchschnittlich 2.300 Milliarden (2.300.000.000.000) von Menschenhand getötete Fische pro Jahr! Zum Vergleich: Circa 75 Milliarden Landwirbeltiere wurden im Jahr 2017 weltweit geschlachtet. (4)
Kommerzieller Fischfang
Fische werden zu Tausenden in teils fußballfeldgroßen Netzen gefangen und zusammengequetscht. Aufgrund des Druckunterschieds zwischen Wasser und Land kommt es vor, dass ihre Schwimmblase platzt, ihre Augen aus den Höhlen quellen und der Magen aus dem Mund gepresst wird.
An Bord des Schiffes ersticken Fische oftmals langsam und qualvoll. Viele Tiere sind aber auch noch bei Bewusstsein, wenn sie aufgeschnitten und „ausgenommen" werden. Laut Tierschutzschlachtverordnung müssen Fische vor dem Schlachten betäubt werden. Sie dürfen nicht lebend außerhalb des Wassers gelagert werden. Doch auf großen Fischerbooten gelten diese Vorschriften nicht, da es nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich wäre, eine Betäubung durchzuführen.
Aquakultur
Heute stammen beinahe so viele Fische aus der Massentierhaltung unter Wasser wie aus Wildfang (5). Wie bei jeder Intensivtierhaltung gibt es auch hier immense Probleme: Weil Fische auf engstem Raum zusammengepfercht sind, breiten sich Krankheiten und Parasiten rasend schnell aus. 10 - 20 % der Forellen auf sogenannten Aquafarmen sterben aufgrund der hohen Besatzdichte, durch Verstümmelungen und Krankheiten. Die Hälfte leidet an Herzmuskelentzündung und rund 90 % haben eine Fettdepotablagerung am Herz. (6) Fischläuse beißen den Fischen ganze Fleischstücke aus Kopf und Körper. Sie dringen durch die Netze auch nach außen und dezimieren Wildfischbestände.
Nur durch den Einsatz hoher Dosen von Antibiotika und anderer Chemikalien können Krankheiten und Parasiten eingedämmt werden. In Norwegen wird zusätzlich Diflubenzuron ins Wasser gegeben. Der Einsatz dieses Insektizids ist auf EU-Farmen verboten und es ist mit dem Warnhinweis „sehr giftig für Meeresorganismen, mit unerwünschten Langzeitnebenwirkungen“ versehen. (6)
Die Fischzucht vermindert das Problem der Überfischung der Weltmeere außerdem nicht: Viele Fischarten werden in der Aquakultur mit Fischmehl gefüttert; das wiederum wird aus wild gefangenen Fischen hergestellt. Für die Produktion von einem 1 kg „Zuchtfisch" werden 3 - 4 kg „Wildfisch" benötigt, d. h. die erhoffte Entspannung für die Populationen in den Meeren bleibt aus.
Angeln
Millionen Fische werden jedes Jahr weltweit aus Seen, Flüssen und Meeren geholt. In eine Falle gelockt, werden sie am Haken aufgespießt und in die Luft gezogen, wo sie mit ihren Kiemen nicht atmen können. Bestenfalls erhalten sie dann einen Schlag auf den Kopf bevor man sie aufschneidet, aber oftmals ersticken sie langsam und qualvoll oder werden noch lebend aufgeschnitten und ausgenommen.
Der Verzehr von Fisch ist nicht gesund
Da sich krebserregende Stoffe wie Quecksilber, PCB und Dioxine im Fischfleisch anreichern können, vermuten Wissenschaftler*innen, dass das gesundheitliche Risiko beim Fischverzehr höher ist als der eventuelle Gewinn durch die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren. (6)
Fische fühlen Schmerz
Fische sind Wirbeltiere mit einem Gehirn, einem zentralen Nervensystem und zahlreichen Schmerzrezeptoren. Internationale Studien beweisen, dass Fische Schmerzen empfinden. Das britische Biolog*innenteam Sneddon, Braithwaite und Gentle demonstrierte beispielsweise in einer Studie, dass Regenbogenforellen typische Schmerzreaktionen zeigen, wenn ihnen Bienengift oder Essigsäure in die Lippen gespritzt wird. Die Fische machten ruckhafte Zuckungen und rieben die Lippen am Kies des Fischtanks – vermutlich in dem Versuch, den Schmerz zu stillen. Auch begannen sie viel später wieder zu essen als Fische, denen nur Salzwasser gespritzt worden war. Damit seien alle Kriterien für ein typisches Schmerzverhalten bei Fischen erfüllt, sagt Sneddon. Besonders sensibel reagieren die Schmerzrezeptoren der Forellen aber auf Verletzungen, wie sie beim Einsatz von Angelhaken vorkommen: Diesbezüglich seien Fische etwa so empfindlich wie Säugetiere an den Augen, sagt die Biologin. (7)
Obwohl wir Fische nicht schreien hören, weil sie im Niederfrequenzbereich kommunizieren, sollte ihr Verhalten Beweis genug für ihr Leid sein, wenn sie mit dem Haken aufgespießt oder im Netz gefangen werden. Sie zappeln, sie versuchen zu fliehen und sie kämpfen um ihr Leben. Wären wir ein Fisch – wir würden genauso reagieren.
Fische sind intelligent
In Labyrinth-Versuchen finden einige Goldfisch-Arten den Ausgang dreimal schneller als Mäuse (8). Fische gehören auch zu den wenigen Tiergruppen, die Werkzeuge benutzen. Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts stellen die kognitiven Fähigkeiten von Fischen auf eine Stufe mit denen von manchen Primaten.
Fische sind faszinierende Tiere
Es gibt Fische, die mit einer Art Lunge atmen und andere, die auf Bäume klettern. Bei den Seepferdchen trägt der Mann die Eier mit sich herum, bis die Jungen schlüpfen. Buntbarsche nehmen ihre Jungen bei Gefahr in den Mund und männliche Clownfische können sich bei Bedarf in Weibchen verwandeln. Muränen und Zackenbarsche gehen gemeinsam auf die Jagd. Dabei gehen sie äußerst solidarisch und sehr strategisch vor.
Wir müssen keine Fische essen, um zu überleben. Doch wenn wir so weiter machen, riskieren wir leergefischte und artenarme Meere.
Quellenangaben
(1) Laut Schätzungen von Fishcount.org.uk wurden von 2007 bis 2016 weltweit jedes Jahr zwischen 790 Milliarden und 2.300 Milliarden (Mittelwert 1.500 Milliarden) wild lebende Fische aus Ozeanen und Seen gefangen. [zuletzt aufgerufen am 25.03.2021]
(2) Laut Schätzungen von Fishcount.org.uk wurden 2017 weltweit zwischen 51 und 167 Milliarden (Mittelwert 109 Milliarden) Fische aus der Aquakultur geschlachtet. [zuletzt aufgerufen am 25.03.2021]
(3) Laut Schätzungen von Fishcount.org.uk wurden von 2007 bis 2016 weltweit jedes Jahr zwischen 460 Milliarden und 1.100 Milliarden (Mittelwert 780 Milliarden) Fische aus den Gewässern gefangen, um daraus Fischöl und Fischmehl, überwiegend zur Fütterung der Zuchtfische in Aquakultur, herzustellen. [zuletzt aufgerufen am 25.03.2021]
(6) Rue89 Le Mensuel N°17 Février Mars 2012. Le Saumon toxique.
(7) Sneddon, Lynne U. (2019): Evolution of nociception and pain: evidence from fish models. In: Philosophical Transactions of the Royal Society B. London: The Royal Society
Sneddon, Lynne U. (2003): The Evidence for Pain in Fish: The Use of Morphine as an Analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162.
(8) LSciences et Avenir, Le génie des animaux, Mars / April 2015, S. 3
Ist „Hobbyangeln“ Tierquälerei?
Ein Gastbeitrag von Lisa Lesen Sie warum, wer unbedingt angeln möchte, Plastik aus den Gewässern fischen sollte ...
Auf unserer Webseite werden Cookies verwendet. Einige davon werden zwingend benötigt, andere werden lediglich zu anonymen Statistikzwecken genutzt. Weitere Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung.
Notwendig
Essentielle Cookies werden für grundlegende Funktionen der Webseite benötigt. Dadurch ist gewährleistet, dass die Webseite einwandfrei funktioniert.
Statistik
Diese Gruppe beinhaltet alle Skripte für analytisches Tracking und zugehörige Cookies.