Die Betrachtung von Fischen durch uns Menschen hat sich in den vergangenen 10 bis 20 Jahren grundlegend verändert. Ist man früher davon ausgegangen, dass Fische eine Art Reflex-Roboter mit einem Gedächtnis von nur wenigen Sekunden seien, gibt es in der biologischen Forschung immer mehr starke Hinweise darauf, dass auch Fische über kognitive Fähigkeiten verfügen. So wurde bei Fischen ein Langzeitgedächtnis nachgewiesen, ein gut ausgebildetes räumliches Orientierungs-Vermögen, Kommunikation mittels Zeichensprache, Schmerzempfinden, Wahrnehmung von Individuen, Beachtung von sozialen Hierarchien, Lernen aus Beobachtung sowie der Gebrauch von Werkzeugen, z.B. um Muscheln aufzuknacken. Zackenbarsche und Muränen kooperieren beispielsweise bei der Jagd auf Fische. Vor dem Versteck einer Muräne beginnt der Barsch ein bestimmtes Signalverhalten zu zeigen: Er schüttelt seinen Kopf und macht einige vertikale Auf- und Abbewegungen mit dem ganzen Körper. Darauf erscheint oftmals die Muräne und lässt sich vom Barsch zum Versteck der Beutefische führen. Dies ist keine leichte Aufgabe, denn die Muräne scheut offenes Wasser und sandigen Grund, sie folgt lieber den Felsen und Riffs. Immer wieder muss der Barsch seine Jagdgenossin auf den richtigen Kurs bringen. Angelangt beim Versteck der Beutefische zeigt der Barsch wiederum ein Signalverhalten. Er macht vertikale Auf- und Abbewegungen mit dem ganzen Körper, die für uns so aussehen, als würde er auf das Versteck der Beute zeigen. Die Muräne beginnt daraufhin das angezeigte Areal zu untersuchen und schlüpft in die Höhlungen des Riffs. Die Chancen stehen nun 50:50. Entweder erwischt die Muräne die Beute im Riff oder die Fische entkommen der Muräne – und vor dem Versteck wartet der Barsch.
Die Barsche stellen bei diesen Aktionen einige kognitive Leistungen unter Beweis. Sie benötigen eine geistige Repräsentation ihrer Umgebung. Sie erinnern sich, wo sich die Beute versteckt hat, und sie kennen die Tagesverstecke von Muränen. Sie wissen, welche sich in der Vergangenheit als kooperationswillig zur gemeinsamen Jagd gezeigt haben. Außerdem setzen sie ihr Signalverhalten sehr flexibel ein und können dadurch die Bewegungen der Muränen nach ihren Intentionen steuern.
Schmerzempfinden bei Fischen ist durch eine erhöhte Herzfrequenz, gesteigerte Kiemenaktivität, Appetitverlust und positive Reaktionen auf Schmerzmittel wie Morphium beweisbar. Auch die Tatsache, dass man Fische durch aversive Stimulation in eine andauernde Angst vor diesen Reizen versetzen kann, spricht für ein Lernen aus Schmerz und gegen die alte Reflex-Theorie. Jedes Jahr werden Milliarden intelligenter und schmerzempfindlicher Fische aus den Ozeanen gefischt und erleiden einen langsamen Erstickungstod, obgleich das deutsche Tierschutzgesetz vorschreibt, dass Tiere schnell und schmerzfrei getötet werden müssen.
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