TTIP – Negative Folgen für den Tierschutz in Europa zu befürchten
Ab dem 14.07.2014 gehen die Verhandlungen zwischen der EU und den USA über die TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) in eine neue Runde. Die Verhandlungen laufen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Details der Verhandlungen sind zwar geheim, aber aus teilweise öffentlich gemachten Dokumenten ist durchgesickert, was mit TTIP zu erwarten ist.
Das geplante Freihandelsabkommen könnte dabei auch ein erhebliches Risiko für den Tierschutz bedeuten. Es birgt die Gefahr, dass die sowieso zu laschen europäischen Tierschutz-Regelungen (z.B. bei der Nutztierhaltung und bei Tierversuchen) von US-Mindeststandards unterlaufen werden und der europäische Markt für tierschutzwidrige Erzeugnisse geöffnet wird. Der durch das Abkommen ausgelöste Preiskampf bei Lebensmitteln würde auf beiden Seiten des Atlantiks naturschonend und tierwohlorientiert wirtschaftende Bauernhöfe massenweise zur Aufgabe zwingen.
Die EU muss sich darüberhinaus das Recht vorbehalten, Tierschutzvorgaben weiterhin einseitig erhöhen zu können. Sonst droht ein Stillstand des Tierschutzes wie der tierversuchsfreien Forschung auf niedrigem Niveau.
Unterstützen Sie daher die von Campact initiierte Kampagne und fordern Sie ein Verhandlungsstopp über das TTIP-Abkommen.
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Das geplante transatlantische Freihandelsabkommen Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) zwischen der EU und den USA, das die größte Freihandelszone der Welt schaffen würde, macht seit geraumer Zeit Negativ-Schlagzeilen in allen Medien. Allein die Tatsache, dass die seit 2013 laufenden Verhandlungen unter Ausschluss sowohl der Öffentlichkeit als auch der nationalen Parlamente und des EU-Parlaments geführt werden, lässt nichts Gutes ahnen. In den vergangenen Monaten sind Dokumente an die Öffentlichkeit durchgesickert, aus denen hervorgeht, was von TTIP zu erwarten ist. Das sind unter anderem:
- die Einschränkung staatlicher Souveränität zugunsten der Rechte international agierender Konzerne durch Investitionsschutzklauseln. Diese würden Konzernen ermöglichen, Staaten auf Schadensersatz zu verklagen, wenn politische Entscheidungen ihre erwarteten Gewinne schmälern.
- die Aushöhlung demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen durch geheime außerparlamentarische Regelungen und eine außerstaatliche, nicht öffentliche Gerichtsbarkeit (Schiedsstellen).
- weitere Privatisierungen auf Kosten der Allgemeinheit z.B. bei Wasserversorgung, Gesundheit und Bildung,
- die Schwächung des Verbraucher-, Arbeitnehmer- und Umweltschutzes.
Das Abkommen könnte dabei auch ein erhebliches Risiko für den Tierschutz bedeuten. Es droht die Gefahr, dass die sowieso zu laschen europäischen Tierschutz-Regelungen von US-Mindeststandards unterlaufen werden und der europäische Markt für noch mehr Billig-Erzeugnisse aus tierschutzwidrigen Haltungs-, Fütterungs- und Schlachtbedingungen geöffnet wird. So werden in den USA Legehennen noch immer vorwiegend in Batteriekäfigen mit einer Fläche von 350-400 cm² pro Huhn gehalten, während diese in der EU seit dem 1.1.2012 verboten sind. Während in Deutschland die Behandlung von Geflügel mit einer Chlormischung zur Desinfektion bislang nicht zugelassen ist, sind „Chlorhühner" in den USA gängige Praxis.
Wichtige Reformvorhaben der EU bzw. einzelner Mitgliedstaaten beispielsweise bei der „Nutz"tierhaltung und bei Tierversuchen könnten durch übermächtige Wirtschaftsakteure torpediert werden. (Ratten und Mäuse sind z.B. in den USA vom Tierschutzgesetz ausgenommen, die Tierschutz-Kampagnen für ein Verbot von Tierversuchen für Kosmetika sind noch am Laufen.)
Der ausgelöste Konkurrenz- und Preiskampf bei Lebensmitteln würde darüber hinaus den ohnehin bestehenden Druck zu Betriebsvergrößerungen und Intensivtierhaltung auf beiden Seiten des Atlantiks noch verstärken; naturschonend und tierwohlorientiert wirtschaftende Bauernhöfe wären massenweise zur Aufgabe gezwungen, die Agrarindustrie würde dagegen noch mehr Macht erhalten.
Deshalb muss sich die EU unbedingt das Recht vorbehalten, Tierschutzvorgaben weiterhin erhöhen zu können. Sonst droht ein Stillstand des Tierschutzes auf niedrigem Niveau.
Europäische Bürgerinitiative Stop TTIP
Vor kurzem hat eine europäische Bürgerinitiative (EBI) mit knapp 150 beteiligten Organisationen gegen TTIP sowie das geplante europäisch-kanadische Handelsabkommen CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) einen Antrag auf Registrierung bei der Europäischen Kommission gestellt. Sie fordert darin auf, dem EU-Ministerrat zu empfehlen, das Verhandlungsmandat über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) aufzuheben und auch das umfassende Wirtschafts- und Handelsabkommen (CETA) nicht abzuschließen. Die EU-Kommission hat zwei Monate Zeit, um die Initiative zu prüfen. Damit das Bürgerbegehren Erfolg hat, müssen ab September 2014 binnen eines Jahres europaweit eine Million Unterschriften gesammelt werden. Online kann schon jetzt unterschrieben werden unter: https://www.campact.de/ttip/appell/teilnehmen/