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Auswirkungen

Unterschätzte Feinstaubbelastung in der Landwirtschaft

Rund 45 Prozent der Feinstaubbelastung sind auf die Landwirtschaft, vor allem  die Massentierhaltung,  zurückzuführen, was mehr ist als durch den Straßenverkehr. Laut einer Studie des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie sterben hunderttausende Menschen vorzeitig aufgrund der hohen Feinstaubbelastung. Untersucht wurden vier Regionen: Nordamerika, Europa, Süd- und Ostasien. Die Zahlen sind doppelt so hoch wie bisher angenommen. Man vergleicht die Anzahl der Todesfälle durch die Feinstaubbelastung mit der fast gleichen Anzahl der Todesfälle durch Zigarettenkonsum. Laut Mainzer Forschern könnte eine Reduzierung des Feinstaubes von 50% die Zahl der Toten um bis zu 250.000 Menschen senken.

Der Grund liegt bei den Ammoniak-Ausgasungen aus Gülle - Kot und Urin der Tiere  (NH³) -, die sich in der Atmosphäre mit anderen Gasen verbinden. Das Ergebnis ist Feinstaub. Fachleuten ist diese Problematik schon seit Jahren bekannt.

Deutschland hat sich bereits im Jahr 2001 verpflichtet, die Ammoniak-Emissionen ab 2010 unter einen Wert von 550.000 Tonnen zu begrenzen. Tatsächlich liegt der Wert aber rund 20 Prozent über dieser Grenze. Unfassbar ist ebenso, dass der Bauernverband die Ergebnisse der Mainzer Forscher bestreitet: „An diesen Spekulationen, ich halte das für Spekulationen, beteilige ich mich nicht“, so Eberhard Hartelt, Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbands.

Der ärztliche Direktor der Universitätsklinik Mainz hält dem entgegen: „Feinstaub führt zu Lungen- und Herz-Kreislauferkrankungen. Die hohe Zahl der Todesfälle muss umgehend politische Konsequenzen haben.“ Eine Reduzierung der Tierbestände wird gefordert. Experten fordern ebenso technische Maßnahmen, um die Ammoniak-Belastung geringer zu halten: Ausgasungen durch Filteranlagen und Abdeckungen auf Güllebecken. Beides hilft, damit die Stoffe nicht in die Umgebungsluft gelangen.

Das Umweltbundesamt schätzt jede Tonne Ammoniak auf 21.700 € Folgekosten für Arztbesuche, Medikamente und stationäre Behandlungen. Für 2016 wurden Gesundheitskosten von 14 Milliarden Euro errechnet.

Eine Äußerung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gibt es bisher nicht. Bis 2030 sollen laut EU-Richtlinien die Ammoniak-Emissionen in Deutschland um 29% gesenkt werden, was leider eher als unrealistisch einzuschätzen ist.

Auch bei diesem Thema liegen die Vorteile einer veganen Lebensweise für Mensch und Umwelt deutlich auf der Hand. Warum also nicht auf dem eigenen Teller beginnen?

Autorin Laura Scheffel

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Quellen

NDR https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Hohe-Feinstaub-Belastung-durch-Landwirtschaft,feinstaub168.html, Stand 21.02.2019

Spektrum https://www.spektrum.de/news/studie-zu-feinstaub-aus-der-landwirtschaft-guelle-und-viehhaltung/1515319, Stand 02.11.2017

Tagesschau https://www.tagesschau.de/inland/feinstaub-landwirtschaft-101.html, Stand 17.01.2019

Welt https://www.welt.de/wirtschaft/video187281684/Untersuchung-von-Max-Planck-Institut-Landwirtschaft-angeblich-fuer-rund-45-Prozent-der-Feinstaub-Belastung-verantwortlich.html, Stand 18.01.2019

Max Planck Gesellschaft https://www.mpic.de/index.php?id=2223, Stand 17.01.2019

Agrarheute https://www.agrarheute.com/land-leben/lungenspezialisten-kritisieren-feinstaub-stickoxid-grenzwerte-551144, Stand 23.01.2019

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