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Ansiedlung von Wanderfalken zur Vergrämung von Stadttauben

Geplante Ansiedlung von Wanderfalken zur Vergrämung von Stadttauben

Mit diesem offenen Brief möchten wir auf die aktuellen Entwicklungen rund um das Taubenmanagement in Tuttlingen aufmerksam machen. Unser Anliegen ist es, auf tierschutzgerechte und nachhaltige Lösungen für die Stadttaubenpopulation hinzuweisen und alternative Maßnahmen zu empfehlen. Wir hoffen, durch diesen Brief einen konstruktiven Dialog anzustoßen und einen positiven Beitrag zum Schutz der Tiere in der Region zu leisten.

Stuttgart, 21. Dezember 2024

Sehr geehrter Oberbürgermeister Beck,
sehr geehrter Gemeinderat der Stadt Tuttlingen,

ich schreibe Ihnen im Namen von Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V., einem gemeinnützigen Verein, der sich bereits seit 1983 erfolgreich für die Rechte der Tiere einsetzt.
Aus der Presse haben wir entnommen, dass es schon seit längerem Konflikte rund um Stadttauben in Ihrer Stadt gibt. Teils setzt die Bevölkerung selbst Vergrämungsmaßnahmen ein, es gibt eine Petition, die den Abschuss fordert (was, wie Sie sicher wissen, illegal ist), und nun gab der Sprecher der Stadt Tuttlingen an, Wanderfalken ansiedeln zu wollen.

Grundsätzlich haben Sie in Tuttlingen ja bereits erkannt, dass es nötig ist, Taubenschläge zu errichten. Auch dafür planen Sie einen neuen Schlag, was wir natürlich begrüßen. Taubenschläge sind der einzige Weg, nachhaltig und tierschutzkonform die Stadttaubenpopulation zu reduzieren. Diese Taubenschläge müssen natürlich in ausreichender Anzahl erbaut werden, sodass hier möglichst alle Stadttauben unterkommen können und ihre Eier getauscht werden. Die Errichtung weiterer Taubenschläge sollte daher oberste Priorität haben. Wir haben entnommen, dass Sie sich für einen erfolgreichen Schlag mit Reutlingen in Kontakt gesetzt haben.

Gerade Reutlingen ist uns für nicht tierschutzkonformes Taubenmanagement und einen nicht gut geführten Schlag bekannt. Seit Jahren gibt es hier Konflikte, weil die örtlichen Taubenschützer bewusst vom Schlag ausgeschlossen werden. Zudem hat die Stadt mehrfach Tauben hinter Netzen eingeschlossen, und es gab Zwangsöffnungen mit Veterinäramt und Feuerwehr (SWP-Artikel).

Reutlingen ist also eines der schlechtesten Vorbilder, die man sich suchen kann. Falls Sie Austausch bezüglich Containern wünschen, können wir Ihnen den Bauwagen in Achern ans Herz legen. Zusätzlich gibt es Firmen wie VitaGood, die gezielte und tierschutzkonforme Konzepte für Städte ausarbeiten.

Parallel zum neuen Schlag Wanderfalken anzusiedeln, halten wir für sehr kontraproduktiv. Einerseits sind Stadttauben ausgesetzte Haustiere und keine Wildtiere, wodurch ihnen wichtige Instinkte fehlen. Sie Raubtieren vorzusetzen, ist ethisch abzulehnen. Wir haben die Stadttauben erschaffen und sollten nun humane Lösungen finden, um ihre Anzahl zu reduzieren. Die Taubenschützer, die den aktuellen Schlag betreuen, klagen bereits jetzt über vermehrte Raubvögel, die in den Schlag eindringen (Facebook-Beitrag).

Die Tauben verlassen dann ihren Schlag und kommen teils nicht mehr zurück. Auch müssen sich die Taubenschützer vermehrt um verletzte Tiere kümmern. So ist es auch gegenüber den engagierten Tierschützern, die die Schläge betreuen, ein unfairer Schachzug, Fressfeinde der wehrlosen Stadttauben gezielt anzusiedeln.

Wir möchten Sie daher bitten, keine Wanderfalken anzusiedeln. Stattdessen sollten alle Ressourcen in weitere Taubenschläge gesteckt werden, die nach dem Augsburger Modell geführt werden. Für Unterstützung sollte keine Orientierung an einer Stadt wie Reutlingen stattfinden, sondern sich lieber an positiven Beispielen wie in Achern orientiert werden. Zusätzlich kann in Erwägung gezogen werden, eine professionelle Firma wie VitaGood mit einem geeigneten Taubenkonzept für Tuttlingen zu beauftragen.

Für weitere Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Weitere Informationen zu Stadttauben finden Sie auf unserer Kampagnenseite für ein taubenfreundliches Baden-Württemberg:
https://www.tierrechte-bw.de/index.php/Taubenfreundliches_Bundesland_Baden-Wuerttemberg.html

Mit freundlichen Grüßen,
Julia Thielert
M.Sc. Animal Welfare Science
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

 

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