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Wolle - verstricktes Tierleid

Ursprünglich haben Schafe nur so viel Wolle bekommen, wie sie benötigten, um sich vor Kälte und Nässe zu schützen. Durch entsprechende Züchtungen werden nun Schafe gehalten, die besonders viel Wolle bilden. Insbesondere Australien und Neuseeland haben einen großen Anteil an der globalen Wollproduktion. Am ertragreichsten sind Merinoschafe, da ihnen zusätzliche Hautfalten angezüchtet wurden, um mehr Wolle pro Schaf zu gewinnen. Die Tiere leiden dadurch verstärkt unter heißem Wetter und die Hautfalten sind, insbesondere im Bereich des Afters, besonders anfällig für einen gefährlichen Fliegenbefall.

Um den Fliegenbefall zu verhindern, ist in Australien erlaubt, was hier zu Recht verboten ist: Das tierquälerische Mulesing. Hierbei werden den konventionell gehaltenen Schafen ohne Betäubung ganze Hautlappen rund um After abgeschnitten. Die Wunde wird anschließend nicht versorgt, sondern muss von alleine abheilen, damit anschließend kein Fell mehr auf den beschnittenen Flächen wächst. Diese Praxis verursacht den Tieren ungeheure Schmerzen. Eine Alternative wäre, wieder Schafe mit weniger ausgeprägten Hautfalten zu züchten. Da dies aber den Gewinn pro Schaf reduziert, wird am Mulesing festgehalten. Mittlerweile wird manchmal das Clip-Mulesing eingesetzt. Die Hautfalten werden hierbei mit einem Clip abgebunden, wodurch die Hautfalten absterben. Dies ist zwar nicht blutig aber mit Sicherheit genauso schmerzhaft für die Tiere.

Nach etwa sechs Jahren lässt die Wollproduktion bei einem Schaf nach, wodurch die Tiere an Wert verlieren und geschlachtet werden. Da das Schlachten der Schafe in Australien teurer ist als im Nahen Osten oder in Nordafrika, werden mehrere Millionen Tiere jährlich zum Schächten in Länder dieser Regionen verschifft. Um in einem australischen Hafen auf ein Schiff verladen zu werden, haben die Tiere meist schon längere Transporte hinter sich.

Auf völlig überladenen Schiffen in denen sich drei Schafe etwa einen Quadratmeter teilen müssen, werden die Tiere wochenlang in ihren engen Verschlägen gehalten. Die Schafe an Deck sind der Witterung schutzlos ausgeliefert, während unter Deck keine ausreichende Belüftung vorhanden ist. Die Versorgung mit Wasser und Futter ist unregelmäßig und unzureichend. Viele Tiere sterben elendig während dem Transport an mangelnder Versorgung, Infektionen oder Erschöpfung.

In den Zielländern gelten meist keine nennenswerten Tierschutzgesetze und die Tiere werden Berichten zufolge häufig brutal entladen. Mit Elektroschock-Treibern und unter Anwendung von Gewalt werden die Tiere an Umschlagplätze gebracht, wo sie anschließend ein weiteres Mal verkauft werden. Ihre letzte Fahrt führt die entkräfteten Tiere dann zum Schlachten.

Das Fell der Angora-Kaninchen ist flauschig weich, weshalb ihre Wolle sehr begehrt ist. Mehr als 90 Prozent der weltweit verkauften Angora-Wolle wird in China gewonnen – ein Land, in dem kein Mindeststandard die Kaninchen schützt. Dort werden die geselligen Kaninchen einzeln in engen Gitterkäfigen gehalten und haben keine Möglichkeit, ihrem artgemäßen Verhalten nachzugehen. Den Tieren wird viermal im Jahr ihr Fell geschoren oder sogar in Büscheln ausgezupft. In beiden Fällen werden die Kaninchen langgestreckt und mit Stricken fixiert. Beide Varianten der Wollentfernung hinterlassen blutige Wunden und bereiten den Tieren Todesangst. Das Auszupfen des Fells ist jedoch mit noch größeren Schmerzen verbunden als das Scheren.


Ebenfalls im Handel erhältlich ist die Wolle von Kaschmirziegen. Auch hier gilt China als eines der Länder, welche die größte Wollmenge exportiert. Die Kaschmirziegen werden sowohl betäubungslos enthornt wie auch kastriert und werden zumeist intensiv gehalten. Doch auch die Mongolei hat einen hohen Anteil an der globalen Kaschmirproduktion. Hier führen die Herdengrößen zu Wasserverknappung und gefährden heimische Ökosysteme.

Auch die anderen Wollarten sind nicht frei von Tierqual. Sowohl für Alpakas wie auch für Kamele ist die Schur eine angstvolle und schmerzhafte Angelegenheit. Alpakas werden aufgrund der hohen Wollnachfrage mittlerweile in Südamerika in hohen Besatzdichten gehalten.

Mohair wird aus dem Fell der Angora-Ziegen gewonnen. Auch sie erleben starke Ängste während der Schur und werden nach dem Nachlassen ihrer Produktivität geschlachtet.

Neben dem Leiden der Tiere hat die hohe Nachfrage nach Wolle und Wollprodukten aber auch ökologische Auswirkungen. So beanspruchen große Herden viel Fläche sowie Wasser und führen in manchen Regionen zur verstärkten Steppenbildung. Wolle hat daher im Vergleich zu pflanzlichen Textilfasern eine schlechte Umweltbilanz.

Ein weiteres Problem sind die Insekten, die bei großen Herden zwangsläufig angezogen werden und die mit Insektiziden abgewehrt werden. Dies schadet nicht nur der Umwelt sondern Rückstände dieser Stoffe finden sich später in der Wolle und können beim Menschen Krankheiten und Allergien auslösen.

In manchen konventionell produzierten Wollarten werden nachträglich noch weitere Chemikalien eingesetzt, beispielsweise um ein Verknittern der Wolle zu verhindern. Auch hier belasten die Rückstände sowohl die menschliche Gesundheit wie auch die Natur. Auch ist unklar, inwieweit die Chemikalien an Tieren getestet wurden.

Pflanzliche Fasern sind nicht nur frei von Tierleid sondern schonen auch die Umwelt. Baumwolle aus biologischer Erzeugung aber auch Leinen, Bambus oder Hanf können tierische Wollprodukte ersetzen. Besonders weiche Wollarten wie etwa Kaschmir lassen sich bei Bedarf durch Tencel oder Polyestervlies ersetzen.

Als Neuheit wird Sojaseide gehandelt: Als Nebenerzeugnis der Sojabohnen Verarbeitung wird Sojaseide gewonnen, deren Produktion zu 100 Prozent natürlich ist und ohne Verwendung von Erdölen auskommt. Das Material ist weich, glänzend und zudem wärmend.

Verbraucher können sich in Fachgeschäften beraten lassen. Insbesondere Ladengeschäfte, die Wert auf eine ökologische Erzeugung legen, können ihre Kunden umfassend beraten.

 

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