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Echtpelz – weiter verbreitet als gedacht

Die nasskalte Jahreszeit hat Einzug gehalten und eine warme Winterjacke muss her. Die grausame Produktion von Echtpelz ist mittlerweile hinlänglich bekannt und die Mehrheit der Menschen meidet echtes Fell aus ethischen Gründen. Wer jedoch eine neue Jacke kaufen möchte, findet an vielen Modellen einen Pelzbesatz an Kragen oder im Futter. Auch bei Mützen, Stiefeln oder Handschuhen dient ein Pelzbommel häufig als "modisches Accessoire". Viele Käuferinnen und Käufer gehen automatisch davon aus, dass künstlicher Pelz verwendet wurde. Der Preis scheint zu günstig für Echtpelz und die fehlende oder unverständliche Deklaration auf dem Kleidungsstück untermauert diese Vermutung.

Doch stimmt das?

Traurig aber wahr: die Produktion eines hochwertigen Kunstpelzes ist teurer als die Verwendung von Echtpelz. In China werden Hunde, Katzen,aber auch Marderhunde, Füchse und Kaninchen unter grausamsten Bedingungen gehalten und getötet. Eingepfercht in winzige Käfige fristen die Tiere ein elendes Dasein, bevor sie letztlich erschlagen, erdrosselt oder mit einem Stromschlag getötet werden. Manche Tiere werden gehäutet, noch bevor sie tot sind. Das Leiden der Tiere zählt nicht – wichtig ist allein, dass der Pelz nicht beschädigt wird.

Schätzungen zufolge sterben in China jährlich 70 Millionen Pelztiere. Ein Drittel der verarbeiteten chinesischen Pelzwaren landen in deutschen Geschäften. Der Großteil des Umsatzes wird hierbei mit Pelzaccessoires wie beispielsweise Bommeln gemacht.

Es gibt keine Kennzeichnungspflicht für Kleidungsstücke, in denen Echtpelz vernäht wurde. Die Deklaration auf dem Kleidungsstück fehlt daher häufig, ist unverständlich oder schlichtweg falsch. So ist nicht auszuschließen, dass die Auszeichnung „Kunstpelz“ oder „Fake Fur“ auch auf Kleidungsstücken mit Echtpelz zu finden ist. Und auch die Ladenbetreiber können – ebenso wenig wie die Verkäufer – wissen, ob der Pelzbesatz von Tieren stammt.

Wie lässt sich also Kunstfell von echtem Pelz unterscheiden?

Struktur der Haare
Betrachtet man die Haare genauer, so zeigt sich bei echtem Fell die Unterwolle. Kunstpelz hat eine einheitliche Haarstruktur, während die Unterwolle von Tieren verschiedene Strukturen und gekräuselte Haare aufweist.

Leder
Echtpelz wird mitsamt dem Leder verarbeitet. Schiebt man die Haare zur Seite, so wird bei echtem Fell das Leder sichtbar. Bei Kunstpelzen verbirgt sich am Haaransatz eine gewebte Struktur.

Luftzug
Echter Pelz bewegt sich schneller im Wind als Kunstpelz. Pustet man die Haare leicht an und sie bewegen sich, handelt es sich wahrscheinlich um Echtpelz. Kunstpelz reagiert deutlich starrer.

Geruch
Werden einige Haare ausgerissen und angezündet, so schmilzt der Kunstpelz zu kleinen Klumpen zusammen und riecht dabei chemisch. Echtes Fell zerfällt und riecht nach verbrannten Haaren. Dieser Test sollte nicht im Geschäft ausgeführt werden.

Wenn auch nur die kleinste Unsicherheit hinsichtlich der Herkunft besteht, sollte man jedoch besser auf den Kauf verzichten. Ansonsten trägt man am Ende versehentlich Pelz von gequälten Hunden oder Katzen. Und das ist kein modisches Accessoire wert.



Pelze

Kranker Marderhund auf einer Pelzfarm. © Oikeutta eläimille
Kranker Marderhund auf einer Pelzfarm. © Oikeutta eläimille

Die Pelze für Kapuzen- oder Kragenbesätze kommen vorwiegend aus den kalten Gebieten Nordchinas und aus Skandinavien. Dort werden hauptsächlich Marderhunde gezüchtet, da sie anspruchslos sind und somit billig gehalten werden können. Aber auch Füchse und Nerze werden in winzigen Drahtkäfigen aufgezogen. Die Tiere sitzen ihr kurzes Leben lang in engen, kahlen, schmutzigen Käfigen ohne Schutz vor Hitze oder Kälte und fristen bis zu ihrem gewaltsamen Tod ein trostloses Dasein. Viele Tiere zeigen ihre Qualen durch Selbstverstümmelung, stereotypes Hin- und Herlaufen oder ständiges Sich-im-Kreis-Drehen. Am Ende ihres traurigen Lebens werden sie vergast, erschlagen, per Genickbruch, Anal- oder Vaginalstromschlag getötet. In China werden sie auf riesigen Pelzmärkten zu Tausenden verkauft und vor Ort zum Nulltarif mit Metallstangen erschlagen. Es herrschen grauenvolle Zustände, sogar halbtote Tiere werden gehäutet. Hauptabnehmerland ist Deutschland!

Die Volksrepublik China ist heute der weltweit größte Produzent und Hauptumschlagplatz von Rohpelzen. Hinzu kommen Großeinkäufe auf den Pelzauktionen in Nordamerika und Skandinavien. Der Bedarf an billigen Pelzen ist riesig, die Zahl stieg in wenigen Jahren von ca. 55 Millionen auf ca. 80 Millionen. Und der Markt wächst weiter. Immer neue, gigantische „Farmen" entstehen, eine Käfigreihe neben der anderen.

In Deutschland gelten seit Dezember 2011 verschärfte gesetzliche Anforderungen an das Halten von sogenannten Pelztieren, die einige Verbesserungen mit sich brachten, so dass die Tiere wenigstens ihre Minimalansprüche befriedigen können. Ihnen steht beispielsweise seither etwas mehr Platz und Rückzugsbereiche zur Verfügung. Außerdem muss jedes Tier seine Artgenossen sehen können, nicht ausgewachsene Tiere dürfen nur in Gruppen gehalten werden. Für Nerze, Iltisse und Sumpfbiber müssen seit 2016 zusätzlich Vorrichtungen zum Klettern und ein Schwimmbecken von mindestens einem Quadratmeter Oberfläche und einer Wassertiefe von 30 Zentimetern vorhanden sein.

Diese Auflagen sind mit hohen Kosten für die Betreiber von „Pelztierfarmen" verbunden, so dass sich die meisten Betriebe nicht mehr rentieren. Einige haben deshalb zwischenzeitlich aufgegeben. Die letzte bestehende "Pelzfarm" in Deutschland stellte den Betrieb Anfang 2019 ein.

Trotzdem gelangen Pelzprodukte aus dem Ausland in den Verkauf. Es darf nicht sein, dass die grausame "Gewinnung von Pelz" in Deutschland zwar nicht mehr stattfindet, aber die Produkte weiterhin verkauft werden. Ein Verbot für den Handel mit Pelz ist daher notwendig.


Das blutige Geschäft mit dem Pelz

Ein Film von Manfred Karremann in planet wissen - WDR vom 29.04.2016 'Das blutige Geschäft mit dem Pelz'


Gift auf unserer Haut

Leder und Pelze für Deutschland
Der 37 Grad-Film forscht nach: Wo kommen Leder und Pelz für Deutschland eigentlich her? 37 Grad-Autor Manfred Karremann recherchiert quer durch Deutschland über Italien bis nach Bangladesch und Nordchina. Von den Zuständen, auf die er dabei stößt, ahnen die Kunden in Deutschland nichts. Wer denkt auch schon an Kinderarbeit in Bangladesch, Tierquälerei oder Gift, das krank machen kann, wenn er Schuhe kauft?

Unser Appell
Helfen Sie mit, die Grausamkeiten der Leder- und Pelzindustrie zu be­enden. Sagen Sie Nein zu solchen Produkten. Es gibt genügend Alter­nativen! Auf Sie als Verbraucher kommt es an! Sprechen Sie auch mit Ihren Freunden darüber.

 

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